Eine einfache Investmentregel besagt: Wenn die Wirtschaft expandiert laufen riskante Anlagen gut, bei wirtschaftlichen Abschwüngen sollten Investoren jedoch lieber auf sichere Investments setzen. Was macht also die gegenwärtige Situation so kompliziert? Laut Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers (AXA IM), ist es die vorherrschende Unsicherheit: „Niemand weiß, wie es weitergeht.“ Indikatoren deuten darauf hin, dass die Wirtschaft weiter bescheiden expandieren oder in den kommenden Jahren schrumpfen werde. Zur gleichen Zeit seien die Bewertungen nicht besonders attraktiv, und wieder werde über eine US-Zinserhöhung diskutiert. „Investoren sollten sich daher dringend fragen, was mit riskanten Anlagen geschieht, wenn die Zinsen wieder steigen“, rät Iggo. Doch wäre die Welt überhaupt bereit für höhere Zinsen? Wahrscheinlich nein, so der Experte. Dennoch müsse die Federal Reserve Bank (Fed) die Zinsen erhöhen, sodass sie einen gewissen Spielraum gewinne, den Leitzins wieder zu senken, wenn das Wirtschaftswachstum wirklich abtauche. Wann und wie schnell die Zinsen angehoben werden, sei abhängig von Wachstum und Inflation. „Beobachten Sie wie immer die Wirtschaftsdaten“, empfiehlt Iggo.
Die monatlich erscheinende Auswertung des US-Instituts für Supply Management (ISM), sei nach wie vor einer der besten Gradmesser für den Zustand des produzierenden Gewerbes in den USA. Der sogenannte ISM-Einkaufsmanagerindex erfasst die Anzahl neuer Aufträge ebenso wie Daten über Produktion, Beschäftigung und Preise. Anhand der Ergebnisse könne man abschätzen, wo die US-Wirtschaft derzeit im Konjunkturzyklus stehe und welche Stimmung an den Finanzmärkten herrsche. Der Index lag im April bei 50,8 – ein Niveau, das nahelege, dass die US-Industrie stillsteht. „Für die Märkte scheint dies eine Metapher für die gesamte US-Wirtschaft zu sein. Das Wachstum stagniert, Unternehmensgewinne fallen gering aus, und riskante Anlagen können nicht performen“, erklärt Iggo. Zur gleichen Zeit deute sich aber an, dass die Fed die Zinsen erhöhen werde. „Wenn die Fed zuversichtlich ist, dass sich die Wirtschaft ab jetzt erholt, sollte sich das auch in den kommenden ISM-Indizes wiederspiegeln.“ Dies wiederum könne das Vertrauen in die Wirtschaft stärken und dazu führen, dass sich riskante Anlagen auch bei steigenden Zinsen gut entwickeln. „Ob das Vertrauen gerechtfertigt ist werden die Daten noch zeigen.“