Verschuldung in den Schwellenländern: Grund zur Sorge?

„Die Verschuldung der Unternehmen ist zwar etwas erhöht, aber nicht exzessiv – zumindest nicht in den entwickelten Industrieländern. Grund zur Sorge sehen wir allenfalls in den Schwellenländern“, sagt Varun Ghotgalkar, Ökonom im Team für Research & Investmentstrategie bei AXA Investment Managers. AXA Investment Managers | 05.08.2016 07:52 Uhr
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Unternehmen überall auf der Welt nehmen wieder Fremdkapital auf: In den USA liegt der Verschuldungsgrad bereits wieder auf dem Niveau des Jahres 2007, unmittelbar vor der globalen Finanzkrise. Für Investoren besteht allerdings noch kein Grund zur Sorge, erklärt Varun Ghotgalkar, Ökonom im Team für Research & Investmentstrategie bei AXA Investment Managers: „Die Verschuldung der Unternehmen ist zwar etwas erhöht, aber nicht exzessiv – zumindest nicht in den entwickelten Industrieländern. Grund zur Sorge sehen wir allenfalls in den Schwellenländern.“

Dort sei die Verschuldung der Unternehmen außerhalb des Finanzsektors nach der Finanzkrise 2008 besonders schnell gestiegen und befinde sich nun auf einem Allzeithoch. Auch sei der Zinsdeckungsgrad, der als Maß für die Fähigkeit eines Unternehmens gilt, seine Schulden zu bedienen, niedriger als in den entwickelten Ländern. „Die Schwellenländer scheinen angesichts der hohen Verschuldung verwundbar, und wir sollten vorsichtig sein“, so Ghotgalkar. „Allerdings konzentrieren sich die Probleme auf bestimmte Länder. Die Verschuldungskennzahlen verbessern sich signifikant, wenn man China und Brasilien außen vor lässt.“

Europa ist unter den entwickelten Regionen am anfälligsten

Unter den entwickelten Regionen hält der Experte Europa für am anfälligsten. Zwar habe die Verschuldung der europäischen Unternehmen noch nicht wieder das Finanzkrisenniveau erreicht, so dass sich die Lage verhältnismäßig komfortabel darstelle. Dennoch schneiden die USA bei einem Vergleich der relevanten Kennzahlen besser ab. Dort liegt der Verschuldungsgrad, also das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital, bei lediglich 1,9. In der Eurozone betrage er 2,3. Und der Zinsdeckungsgrad, der als Verhältnis von operativem Gewinn (Ebit) zu den Zinsaufwendungen definiert ist, betrage in der Eurozone 4,2, während die Unternehmen in den USA auf den vergleichsweise robusten Wert von 5,3 kämen. Noch besser stehe nur Japan mit einem Verschuldungsgrad von 1,6 und einem Zinsdeckungsgrad von 14,9 da. Für problematisch hält Ghotgalkar erst einen Zinsdeckungsgrad von 2,5 oder weniger.

Am stärksten nähern sich die Unternehmen der Schwellenländer diesem Wert an: Ihr Zinsdeckungsgrad liegt bei 3,7. Kein Wunder also, dass die dortigen Unternehmen bei einem Stresstest besonders schlecht abschneiden würden. Schon ein Rückgang der Umsätze um 10 Prozent und der Gewinnmargen um mehr als 1 Prozentpunkt könnte den Zinsdeckungsgrad unter den Wert von 2,5 drücken. „In Europa dagegen befinden wir uns nicht in der Nähe riskanter Niveaus“, erläutert Ghotgalkar. „Dennoch gibt es nur begrenzten Spielraum für einen Umsatzrückgang und eine Verschlechterung der Gewinnmargen.“ In den USA dagegen sei der Puffer derart komfortabel, dass nur in sehr unwahrscheinlichen Szenarios eine ernsthafte Gefährdung der Kreditwürdigkeit drohe.

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