„Was früher oder später passieren musste, geschieht nun tatsächlich: Nach Jahren einer nie dagewesenen Reflationierungs-Politik rund um den Globus hat die Inflation zu steigen begonnen. Insbesondere in den USA zogen Spot- und Forward-Inflationsindikatoren nach den Präsidentschaftswahlen an, weil zusätzliche Unterstützung durch die Haushaltspolitik erwartet wurde, während die Schwäche des Britischen Pfund die Inflation in Großbritannien auf 1,8 Prozent steigen ließ. In den kommenden Monaten könnte sogar ein weiterer Anstieg bevorstehen.
Höhere Rohstoffpreise haben den Anstieg der europäischen Inflationskennziffern gestützt. Man könnte argumentieren, dies sei ein zyklisches Phänomen. Das stimmt auch – hier sind zyklische Kräfte am Werk. Wir denken allerdings, es wäre nicht klug, über diesen Befund die Slow-Motion-Mechanik der sich schließenden Produktionslücken zu ignorieren. Tatsächlich haben Zukunftsindikatoren wie die Breakeven-Inflation sich ebenfalls nach oben bewegt – und zwar sowohl in den USA (auf 2,4 Prozent) als auch in Europa (auf 1,8 Prozent). Dies hat eindeutig auch Folgen für langfristig orientierte Investoren. Diese betreffen einerseits die Aktiv-Seite der Bilanz, andererseits aber auch die Verpflichtungen, denn die Höhe der Schadensregulierungskosten korreliert mit der Inflation.
- Erstens sollte der Anstieg der Inflation zurück auf ein normales Niveau die Anleiherenditen steigen lassen. Dies spricht für Real Assets wie langfristig vermietete Immobilien, Infrastrukturdarlehen und ähnliche Anlagen. Tatsächlich können auch Aktien eine Absicherung gegen Inflation bieten – allerdings mit einem großen Haken: Die ihnen eigene hohe Volatilität führt zu hohen Kapitalerfordernissen. Ein systematisches und diszipliniertes Overlay-Management, dass das Kapital gegen Risiken absichert, bietet sich als elegante und umsetzbare Lösung dieses Problems an.
- Zweitens erscheinen inflationsindexierte Anleihen, insbesondere aus den USA angesichts eines engen Arbeitsmarktes und leicht steigender Arbeitskosten derzeit als “Must Have”. In dieser Hinsicht liegt die Eurozone allerdings weit zurück. Mit einem sich allmählich verbessernden Arbeitsmarkt und Wirtschaftswachstum in der Nähe von 1,5 Prozent könnte sich die Produktionslücke jedoch allmählich verringern.
- Drittens könnten Investoren mit dem Voranschreiten des Konjunkturzyklus um unkorrelierte und weniger liquide Anlagen wie Insurance-Linked Securities anreichern, um einen gewissen Schutz gegen eine steigende Volatilität aufzubauen.
- Und viertens können Inflationsswaps helfen, die Bilanz gegen steigende Schadensregulierungskosten abzusichern."