Dabei ging es vorrangig darum, den in der ersten Phase des Projektes erarbeiteten Orientierungsrahmen für den bilingualen Unterricht im Fach Politik und Wirtschaft mit Leben zu füllen – und Lehrkräften an Partnerschulen näher zu bringen. Der Orientierungsrahmen als Leitlinie für den Unterricht steht bereits auf dem Bildungsserver des Landes Hessen zum Download zur Verfügung. Er ist deutschlandweit einzigartig. Bisher wurde bilingualer Sachfachunterricht ausschließlich auf Basis der Curricula für den regulären Politik- und Wirtschaftsunterricht durchgeführt. Handreichungen mit didaktischen und methodischen Hinweisen, wie der bilinguale Sachfachunterricht in der Fremdsprache Englisch und darüber hinaus anders gestaltet werden kann als der in der Schulsprache, gab es nicht.
Grundlage für ein bewussteres wirtschaftliches Handeln im Alltag
Das hat sich nun geändert – und soll auch Folgen für die Unterrichtspraxis haben, wie Daniela Elsner, Professorin am Institut für England- und Amerikastudien an der Goethe-Universität, erläutert: „Dass das Hessische Kultusministerium den Orientierungsrahmen angenommen hat, ist ein großer Erfolg, weil unsere Konzepte damit auch in der Praxis landen können. Entsprechend haben wir auch bereits damit begonnen, Unterrichtsmaterialien zu entwickeln.“ Erstes Ergebnis war das im vergangenen Jahr im renommierten Wochenschau-Verlag veröffentlichte Themenheft Economic Globalization. Doch auch danach war das Projektteam um Elsner, Professor Tim Engartner sowie die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter Nina Rodmann und Subin Nijhawan, alles andere als untätig: Zur Lehrerfortbildung auf dem Campus der Frankfurter Goethe-Universität mit 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern legten sie neu erarbeitete Materialien vor, die inhaltlich ein Spektrum von der Auseinandersetzung mit Menschenrechten bis hin zu spielerischen Experimenten zur Funktionsweise von Märkten reichten. „Es gibt vielfach Vorurteile gegen die Ökonomie, die leidige Wissenschaft, für die sich alle nur interessieren, wenn sie ihren eigenen Haushalt führen müssen“, erläutert Tim Engartner, Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften an der Goethe-Universität. „PolECulE hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, das Verhältnis von Schülern zur Ökonomie zu verbessern – und damit die Grundlage für ein bewussteres wirtschaftliches Handeln im Alltag zu legen.“
Gerade dieser Punkt ist auch Uwe Diehl, Head of Client Group Germany & Austria beim Projektsponsor AXA Investment Managers, ein Anliegen: „Mangelndes Wirtschafts- und Finanzwissen in der Bevölkerung wird seit langem und immer wieder beklagt. Aber wer daran wirklich etwas ändern will, muss an den Grundlagen ansetzen – bei der Vermittlung von Wissen in der Schule.“
Genau dieser Punkt stand denn auch im Mittelpunkt der Lehrerfortbildung, denn der zweisprachige Unterricht in Deutsch und Englisch, der weltweit wichtigsten Wirtschaftssprache, soll sowohl bilinguale Sprachkenntnisse in Englisch und Deutsch fördern als auch einen neuen Zugang zum Sachwissen ermöglichen. „Im Englischen, besonders wenn man es nicht völlig fließend spricht, reagiert man oft weniger emotional, man geht rationaler an Probleme heran“, schilderte einer der teilnehmenden Lehrer.