Auch soziale Unternehmensverantwortung wird dabei immer wichtiger – Maßnahmen von Unternehmen, um nicht nur den Aktionären, sondern auch der Öffentlichkeit gegenüber Verantwortung zu zeigen. Durch RI können Kunden ihre Anlagen an wichtigen investmentrelevanten Trends ausrichten. Dazu zählen die zunehmende Regulierung und der steigende Bedarf an Maßnahmen zur Risikosenkung sowie das immer ausgeprägtere soziale Gewissen.
Die Dynamik hat im Verantwortlichen Investieren in den letzten 18 Monaten zugenommen, und ist bei Investoren schnell auf großen Zuspruch gestoßen. Die Erholung der Weltwirtschaft auf das Niveau vor der Pandemie dürfte diesem Investmentansatz zusätzlichen Schwung verleihen. Darüber hinaus findet in Glasgow am Ende des Monats die Klimakonferenz COP 26 der Vereinten Nationen statt.
Die Dynamik im Verantwortlichen Investieren nimmt zu
Der Zuspruch, den Verantwortliches Investieren seit etwa einem Jahr erhält, ist erstaunlich – insbesondere bei so grundlegenden Themen wie dem Klimawandel. So gibt es mittlerweile für 68% des weltweiten BIP Zusagen für Netto-Nullemissionen bis 2050. Vor einem Jahr betrafen sie noch weniger als die Hälfte. Die Regierungen erkennen zunehmend die Risiken der Erderwärmung und bekommen Druck von den Wählern. Deutliche Signale von staatlicher Seite für den Übergang zu einer saubereren Wirtschaft schaffen Chancen für Unternehmen mit sauberen Technologien, deren Zielmärkte im letzten Jahr erheblich gewachsen sind.
Ein stärkeres Bewusstsein im Verantwortlichen Investieren wirkt sich auf viele Bereiche aus. Auch die Kundenanforderungen an uns und andere Assetmanager ändern sich. Die Investoren erkennen, dass sie Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen und dadurch sogar attraktive Erträge erwirtschaften können.
Die steigende Kundennachfrage führt aber nicht nur zu einem höheren Angebot nachhaltiger Lösungen von Investmentmanagern. Wir sehen diesen Trend in der gesamten Wirtschaft, etwa bei Elektrofahrzeugen. Fahrzeughersteller und -zulieferer erkennen, dass sie auch andere Nachhaltigkeitsthemen angehen müssen, wie etwa die Wasserintensität der Lithiumproduktion oder die Abhängigkeit von seltenen Rohstoffen bei der Herstellung von Akkus: Sie könnten so konzipiert werden, dass man weniger oder gar keine seltenen Rohstoffe dafür braucht.
Auch Unternehmen, die nicht direkt an Nachhaltigkeitslösungen arbeiten, werden aktiv. Sie haben verstanden, dass ihre Marke leiden könnte, wenn sie nicht nachhaltig handeln. So hat sich Facebook zu Nettoemissionen von null verpflichtet. Dies ist eine bedeutende Zusage, weil das Unternehmen von energieintensiven Datenzentren abhängt. Die Unternehmen haben verstanden, dass sie als nachhaltig wahrgenommen werden müssen. Dadurch steigern sie die Nachfrage nach erneuerbaren Energien und andere Lösungen.
Welche Investmentchancen gibt es?
Verantwortliches Investieren schafft vielfältige Chancen – durch direkte Investments in Aktien von Unternehmen, die Lösungen für Herausforderungen wie den Klimawandel bieten, oder Anleihen zur Finanzierung bestimmter Projekte. Sie werden oft als grüne Anleihen bezeichnet und sind ein Teilbereich des Segments grüner, sozialer und nachhaltiger Anleihen (GSSB).
Der Markt für grüne Anleihen ist in den letzten fünf Jahren erheblich gewachsen und hat sich stärker etabliert. Gemessen am Volumen hat er sogar reifere Märkte wie jenen für europäische Hochzinsanleihen überholt. Mittlerweile ist der Markt für grüne Anleihen eine überzeugende Alternative zu internationalen Anleihen geworden. Er hat ein vergleichbares Durationsprofil und wahrscheinlich auch ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Staats- und Unternehmensanleihen. Investoren könnten grüne Anleihen in Core-Portfolios aufnehmen und als traditionelle Absicherungsinstrumente für Aktien nutzen.
Bei Aktien ist das Anlageuniversum viel größer, als im Allgemeinen angenommen wird. Es geht über die zugegebenermaßen wichtigen traditionellen Hersteller und Betreiber von Wind- oder Solarparks hinaus. Da immer mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen durch die Stromnetze fließt, wächst beispielsweise der Markt für Anbieter von intelligenten Netzen und Lösungen für Akkuspeicher. Noch zu wenig Beachtung findet die Tatsache, dass sich bei zunehmender Stromabhängigkeit des BIP (durch die Elektrifizierung von Verkehrsprozessen und industriellen Verfahren) auch die Nachfragestruktur ändern wird. Durch die Dekarbonisierung muss fast unsere gesamte Wirtschaft neu gestaltet werden, die in über 150 Jahren entstanden ist.
Was könnte die Zukunft bringen?
Die Dynamik im Verantwortlichen Investieren wird zweifellos weiter zunehmen und dazu beitragen, den Planeten nachhaltiger zu machen. Kurz- und mittelfristig ist mit zunehmender Standardisierung in der ESG-Berichterstattung zu rechnen. Immerhin üben die Assetmanager Druck auf Datenanbieter aus, einheitliche Kennzahlen zu liefern. Sie ermöglichen einen effizienten Vergleich zwischen Unternehmens-Scores und ganzen Anlageportfolios. Auch Assetmanager und Vermögensverwalter werden bei ihrer ESG-Berichterstattung auf steigende Anforderungen von Kunden und Aufsichtsbehörden reagieren – nicht zuletzt aufgrund der EU-Offenlegungsrichtlinie.
Längerfristig wird der Finanzierungsbedarf für Technologien zunehmen, um die Emissionen bis in die 2030er-Jahre und darüber hinaus zu senken. Der Internationalen Energie-Agentur zufolge sind viele der Technologien zur Emissionssenkung in den 2020er-Jahren bereits jetzt profitabel. Es sind nur Investitionen in den Ausbau nötig. Nach diesem Jahrzehnt werden wir aber von Lösungen abhängig sein, die noch nicht wirtschaftlich oder noch nicht einmal erfunden worden sind. Dies mag entmutigend wirken. Es unterstreicht jedoch den langfristigen Ansatz im Verantwortlichen Investieren und die spannenden Chancen, die sich in den nächsten Jahrzehnten ergeben werden.