Finanzielle Ziele und mehr
Die Berücksichtigung von Klimafragen wie Minderung der Klimarisiken und die Orientierung am Netto-Null-Ziel dürfen nicht zulasten der finanziellen Erträge gehen, sondern sollten sie möglichst sogar verbessern. Bei diesem Ansatz werden vor allem aufkommende und wesentliche Risiken berücksichtigt, durch die Zahlungsausfälle und Ratingherabstufungen steigen könnten.
Unsere Analysten berücksichtigen Klimafragen in ihrem Credit-Research, und unsere Portfoliomanager stellen ihre Portfolios mit dem Ziel zusammen, Klimarisiken von länger laufenden Anleihen zu minimieren. Ziel ist ein besseres Klimarisikoprofil, das Zwangsverkäufe, Herabstufungen und Volatilität möglichst vermeidet.
Dadurch sollen auch die Kosten verringert und die Portfoliomanager in die Lage versetzt werden, Erlöse flexibel in Emittenten mit geringeren Klimarisiken zu investieren, die besser auf das Netto-Null-Ziel ausgerichtet sind.
In den Wandel investieren
Wer Unternehmen finanziert, die noch an der Verringerung ihrer CO2-Emissionen arbeiten, hat nicht nur eine große Auswahl an Investmentchancen, sodass das Konzentrationsrisiko zurückgeht, sondern verringert auch das Risiko hoher Spreads und immer häufigere Umschichtungen. Hinzu kommt, dass man diese CO2-intensiven Firmen bei der Dekarbonisierung unterstützt.
Die Ausrichtung am Netto-Null-Ziel hat unterschiedliche Ausprägungen, und jene Unternehmen per se auszuschließen, die noch mitten im Prozess ihrer Dekarbonisierung stecken, bremst nicht nur die globalen Bemühungen, sondern auch die eigenen verantwortlichen Investments und die finanziellen Erträge. Wer CO2-intensive Unternehmen, die an ihrer Dekarbonisierung arbeiten, ausschließt, verhindert, dass Firmen Kapital erhalten, die bereits auf einem guten Weg sind, und überlässt sie weniger verantwortlichen Investoren.
Dennoch sollte man nicht ganz auf die Möglichkeit von Ausschlüssen oder Verkäufen verzichten, und bei Klimanachzüglern, die zu geringe Fortschritte machen oder nicht zur Dekarbonisierung bereit sind, davon Gebrauch machen. Beispielsweise haben wir Anfang 2022 einen Anbieter erneuerbarer Energie verkauft, weil seine Geschäftsleitung in ein neues Kohlekraftwerk investiert hat, mit dem er dann einen erheblichen Teil seines Umsatzes erzielte. Wir haben entschieden, dass diese neue
Ausrichtung nicht zu unseren klimabewussten Portfolios passt. Die Erlöse haben wir in einen Emittenten investiert, der uns sowohl in puncto Ausrichtung am Netto-Null-Ziel als auch in finanzieller Hinsicht mehr überzeugte.
Ausrichtung an Netto-Null
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Portfolio am Netto-Null-Ziel auszurichten. Zwei Beispiele aus unserer Praxis sind:
- Die Festlegung, dass ein Portfolio bis 2050 klimaneutral sein soll, mit dem Zwischenziel einer Verringerung der Emissionen um 50% bis 2030
- Die Festlegung mehrerer Ziele für das Ausmaß der Ausrichtung des Portfolios im Zeitablauf; umsetzbar ist dies beispielsweise, indem man nur in Emittenten investiert, die das Netto-Null-Ziel auf Grundlage der sechs Kategorien der Institutional Investors Group on Climate Change (IIGCC) bis 2030 anvisieren oder erreichen
Diese beiden Methoden schließen einander nicht aus und können ergänzend genutzt werden.
Nach der zweiten Methode können Investoren ihre Portfolios nach und nach immer stärker auf Emittenten mit ehrgeizigen, aber erreichbaren Klimazielen ausrichten.
Dazu würden Erlöse aus ablaufenden Anleihen und eventuelle Mittelzuflüsse von neuen Kunden entsprechend investiert und nicht nur das Portfoliovermögen aktiv umgeschichtet, um unnötige und hohe Transaktionskosten zu vermeiden.
Außerdem wären Treuhänder, die eigenständig bleiben wollen, längerfristig vermutlich besser gegen den Klimawandel gewappnet. Jene, die Risiken übertragen wollen, würden ihre Portfolios wahrscheinlich stärker an denen der Versicherungen orientieren, die ihre Vermögenswerte übernehmen, und damit vielleicht sogar die Transferkosten senken.
Engagement auf allen Ebenen
Engagement kann helfen, die Unternehmensstrategie zu formen, sodass die Emittenten weniger anfällig für die Folgen des Klimawandels werden. Es ist ein wichtiger Faktor, damit Unternehmen und somit auch Portfolios, die sich in der Neuausrichtung befinden, ihre Klimaziele erreichen können.
Aus unserer Sicht ist regelmäßiges Engagement auf unterschiedlichen Ebenen besonders wirksam. Dabei engagieren sich Kreditanalysten bei Emittenten, arbeiten quantitative Teams mit Datenanbietern zusammen und wirken Unternehmen auf Branchenverbände und Aufsichtsbehörden ein. Beim Thema Klima zielt jede dieser Engagementformen sowie die Zusammenarbeit mit unseren Mitbewerbern darauf ab, Unternehmen nachhaltiger zu machen und das Netto-Null-Ziel zu erreichen.
Engagement sollte auch immer ein Instrument zur Risikominderung sein. Unternehmen, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, reagieren möglicherweise schneller auf die immer umfassenderen
Forderungen ihrer Kunden und haben weniger Probleme mit Regulierungen oder Arbeitskämpfen. Zudem sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie von Investoren ausgeschlossen werden. Dies wiederum könnte dazu führen, dass ihre Verlust- und Herabstufungsrisiken sinken.
Vor allem aber gilt, dass das Anlageuniversum der Portfoliomanager mit jedem Unternehmen wächst, das an eine Ausrichtung auf Netto-Null herangeführt wird.
Transparenz durch eine offene Berichterstattung
Die Berichterstattung wird Treuhändern immer komplexer. Dabei können Assetmanager sie mit klaren und umfassenden Daten unterstützen, die zeigen, wie eine Strategie bessere finanzielle Ergebnisse erzielen, der Umwelt nutzen und aufsichtsrechtliche Vorgaben erfüllen kann.
Da es aber keine Einzelkennzahl gibt, die das Ausmaß der Ausrichtung auf Netto-Null widerspiegelt, braucht man eine Reihe unterschiedlicher Daten. Der Mindeststandard ist eine CO2-Emissionsspanne, das Ausmaß der Ausrichtung auf Netto-Null und ein Maß für das Klimarisiko.
Diese Kennzahlen müssen leicht verständlich und im Zeitablauf konsistent sein. Zudem muss man sie über mehrere Mandate und Assetklassen zusammenführen können, und sie müssen sowohl zu den aufsichtsrechtlichen Anforderungen an den Kunden sowie zu dessen Anlagezielen passen.
Sie müssen so gestaltet sein, dass Kunden die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Portfolios sehen, Klimaziele festlegen und langfristige Erträge erwarten können.