In der Serie „Was können Investoren gegen die Plastikberge tun?“ analysieren wir, wie Investoren einen positiven Beitrag leisten können. Schritt 2: Wo liegen die Chancen?
Aus Investorensicht haben wir es bei den Plastikbergen mit ESG-Risiken zu tun. Es gibt Parallelen zum Klimawandel, aber auch Unterschiede. Regierungen und internationale Organisationen haben erkannt, wie dringend gehandelt werden muss. Ebenso sicher ist, dass erhebliche Ressourcen und weltweite Anstrengungen nötig sind, um die Herstellung von Plastik zu begrenzen – vor allem von Einwegplastik – und das Recycling zu forcieren. Der Staat kann hier Schrittmacher sein, aber der private Sektor muss die Entwicklung am Laufen halten.[1]
Unternehmen können mit vielerlei Maßnahmen die Nutzung von Plastik verringern. Wenn davon umfassender Gebrauch gemacht wird, lässt sich die Abhängigkeit eines Sektors von Plastik verringern. Wir haben drei wichtige Handlungsmöglichkeiten identifiziert, die bei einer umfassenden Anwendung in unterschiedlichen Branchen entlang der Plastikwertschöpfungskette für systemische Veränderungen beitragen könnten.
Im Fokus
Plastikregulierung
Europa, Indien, Südkorea und China zählen zu den ersten großen Ländern, die beginnen, Einwegplastik zu verbieten. Die EU-Einwegplastik-Direktive hat zum Ziel, „die negativen Auswirkungen bestimmter Plastikprodukte auf Umwelt und menschliche Gesundheit zu verringern oder ganz zu beseitigen“. Außerdem soll sie den Übergang zur Kreislaufwirtschaft fördern.
Das französische Abfallverringerungsgesetz betont einmal mehr das Verursacherprinzip. Außerdem schafft es neue Instrumente, um Umweltschädigungen leichter erkennen und sanktionieren zu können und Unternehmen bei Umweltinitiativen zu unterstützen.
Der Entwurf zur EU-Taxonomie weist darauf hin, dass das meiste Plastik in der EU für Verpackungen verwendet wird und sie auch den größten Anteil am Plastikmüll haben. Der Entwurf befasst sich daher konkret mit der Herstellung von Plastikverpackungen. Hier werden klare Kriterien für eine Kreislaufwirtschaft genannt (Recycling- oder Bioplastik). Auch sollen Plastikverpackungen so beschaffen sein, dass sie wiederverwendet oder recycelt werden können.
Im Fokus
Plastikrecycling als wichtige Chance
Nach Schätzungen der Ellen MacArthur Foundation kann eine Kreislaufwirtschaft für Plastik bis 2040
- die Menge an Plastik, die jährlich in die Ozeane gerät, um 80% senken,
- die Treibhausgasemissionen um 25% senken,
- jedes Jahr 200 Milliarden US-Dollar einsparen,
- netto 700.000 neue Stellen schaffen.
Echter systemischer Fortschritt erfordert eine geringere Nutzung von Plastik und Effizienzverbesserungen. Aber das ist nicht einfach. Für Investoren kann aber auch das Plastikrecycling eine Chance sein. Einer Studie zufolge werden nur etwa 9% des Plastiks weltweit wiederverwendet. Hier ist noch sehr viel zu tun, und vielleicht können viele Unternehmen hier viel verdienen. Recycling ist ein komplexer Prozess. Er besteht aus einer Reihe von Schritten, von der Materialauswahl und dem Produktdesign über eine funktionierende und verantwortliche Entsorgung (sammeln, transportieren, verarbeiten) bis zur Wiederverwendung für neue Produkte. Jeder dieser Schritte kann eine Chance für Unternehmen sein. Sie können mehr Plastik einsammeln und sortieren und das Recycling verbessern, sodass auch komplexeres Plastik wiederverwendet werden kann. Ein effizientes Plastikrecycling ist entscheidend, damit Plastik ein wertvoller Rohstoff ist. Nur dann ist eine nachhaltigere Kreislaufwirtschaft für Plastik möglich.
Die Ellen MacArthur Foundation, eine von Wohltätigkeitsorganisationen, öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen finanzierte NGO, hat eine Vision für eine Plastik-Kreislaufwirtschaft entwickelt. Sie soll zeigen, dass Veränderungen möglich sind. Grundidee ist, dass alle von uns genutzten Plastikgegenstände im Wirtschaftskreislauf bleiben und nicht in die Umwelt geraten sollen, sodass Plastik letztlich endlos wiederverwendet wird. Gebrauchtes Plastik würde dann als Rohstoff in die Wirtschaft zurückkehren und könnte nachhaltig genutzt werden. Plastik hätte dann seinen Platz neben den immer neuen Plastikalternativen, die gerade entwickelt werden. So lässt sich die Plastikherstellung wie erhofft weiter verringern.[2]
Von Liudmila Strakodonskaya, Responsible Investment Analyst und Jules Arnaud, Impact Investment Analyst bei AXA IM Core
Lesen Sie hier weitere Analysen zu Nachhaltigkeitsthemen von AXA Investment Managers
In der Serie „Was können Investoren gegen die Plastikberge tun?“ analysieren wir hier auf e-fundresearch.com, wie Investoren einen positiven Beitrag leisten können:
Investoren gegen Plastikberge – Schritt 1: Den ESG-Fußabdruck von Plastik verstehen
Investoren gegen Plastikberge – Schritt 2: Wo liegen die Chancen?
Investoren gegen Plastikberge – Schritt 3: Vom Plastikmüll zu einer neuen Plastikwirtschaft
[1] Die EU wird beim Thema Plastik aktiv. Ziel ist, Plastikmüll und Meeresverschmutzung zu verringern und den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft für Plastik zu fördern: Plastik (europa.eu)
[2] Are plastic alternatives better for the environment?, FAQs on Plastics - Our World in Data