AXA IM Stratege Iggo: Aktien oder Anleihen? Am besten beides!

AXA Investment Managers | 30.11.2022 14:45 Uhr
Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers / © e-fundresearch.com / AXA Investment Managers
Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers / © e-fundresearch.com / AXA Investment Managers
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

  • Für Investoren mit einem mittelfristigen Anlagehorizont sind die Aussichten für Anleiherenditen insgesamt positiv.
  • Die Renditeerwartung für Staatsanleihen liegt für die kommenden fünf Jahren bei etwa vier bis sechs Prozent pro Jahr. Unternehmensanleihen bieten etwas mehr Rendite, aber auch mehr Risiko.
  • Um die mittelfristigen Renditen spürbar zu steigern, ist ein Engagement in Aktien erforderlich. Es ist jedoch unklar, ob das Einstiegsniveau bereits perfekt ist.
  • Der richtige Zeitpunkt für eine Investition ist wichtig, aber man sollte als Anleger immer auch den Zeithorizont im Auge behalten.

Ein Jahr wie kein anderes

2022 war ein hartes Jahr für Anleger. Nimmt man einen repräsentativen globalen Anleihenindex, so haben die schlimmen Verluste in diesem Jahr alle Gewinne des Index seit Ende 2015 zunichtegemacht. Beim MSCI World-Aktienindex haben uns die diesjährigen Verluste auf den Indexstand von Ende 2020 zurückgeworfen. In dieser Hinsicht war es für Anleiheinvestoren ein schlechteres Jahr. Doch eine Investition an den Kapitalmärkten ist immer ein gewisses Risiko, und zumindest die kurzfristigen Ergebnisse werden von der Dynamik der Weltwirtschaft und den politischen Maßnahmen der Regierungen und Zentralbanken bestimmt. Das sind Faktoren, die Anleger nicht kontrollieren können. Jetzt ist es wichtig, nach vorne zu schauen. Angesichts der Verluste der vergangenen zwölf Monate müssen die Anlageziele möglicherweise neu bewertet werden, und das könnte einige Änderungen in der Anlagestrategie bedeuten. Letztendlich geht es aber immer um die Frage, wie viel Risiko die Anleger bereit sind einzugehen, um ihre Anlageziele zu erreichen. Die grundlegenden Bausteine für Investitionen sind Anlageergebnisse, Risikotoleranz, Zeithorizont und Diversifizierung.

Richtwert für Renditeerwartungen

Langfristige Anleiherenditen liegen seit den 1980er Jahren bei etwa sechs bis sieben Prozent. Seit 1990, als die Inflation stark zurückgegangen war (und ohne Berücksichtigung des Jahres 2022), betrugen sie zwischen fünf und sieben Prozent (bei einer Investition in Staatsanleihen der entwickelten Märkte). In der Vergangenheit lagen die durchschnittlichen jährlichen Fünf-Jahres-Renditen eines US-Treasuries-Index bei einer anfänglichen 10-jährigen Benchmark-Rendite von etwa vier Prozent zwischen vier und sechs Prozent. Dies dürfte aus meiner Sicht in den nächsten fünf Jahren ein guter Richtwert für die Renditeerwartungen bei risikolosen Anleihen sein. Unsere Analyse liefert ähnliche Ergebnisse für britische und europäische Anleihen.

Mehr Bescheidenheit

Sind vier bis sechs Prozent pro Jahr genug? Diese Rendite könnte mit einer Beimischung von Unternehmensanleihen etwas gesteigert werden. Sie bieten etwas mehr Rendite, aber auch etwas mehr Risiko. Wenn die Inflation auf zwei Prozent zurückgeht, dann sind festverzinsliche Wertpapiere als risikoarme Basis für ein Sparportfolio recht attraktiv. Aber die Inflation wird wohl nicht so bald auf zwei Prozent zurückgehen, so dass die realen Renditeerwartungen notwendigerweise bescheidener werden müssen. Anleihen sind im Vergleich zu den vergangenen Jahren relativ attraktiv, aber im Vergleich zu früheren Jahrzehnten sind die Renditen für risikofreie Anleihen immer noch relativ niedrig. Die Renditeerwartungen müssen von Anlegern mit einem kurzfristigen Anlagehorizont entsprechend angepasst werden.

Unternehmensanleihen im Fokus

Die meisten nicht-staatlichen festverzinslichen Anlagen bieten aktuell eine deutlich höhere Rendite als Staatsanleihen. In Europa liegen die Credit-Spreads bei einem durchschnittlichen Index für Unternehmensanleihen rund 180 Basispunkte (BP) über Staatsanleihen, was eine Gesamtrendite von 3,76 Prozent ergibt. Historisch gesehen hat dies in den folgenden Fünf-Jahres-Zeiträumen zu Renditen von durchschnittlich vier bis fünf Prozent geführt. Die Spanne ist jedoch größer, da sich die Credit-Spreads oft in die entgegengesetzte Richtung wie die Zinssätze bewegen. Die heutigen Spreads und Gesamtrenditeniveaus bei Unternehmensanleihen lassen jedoch mittelfristig angemessene Renditen erwarten. Der extremere Fall sind die Märkte für Hochzinsanleihen, wo die aktuellen Renditen in den nächsten fünf Jahren positive Renditen erwarten lassen, allerdings in einem Bereich, der historisch gesehen zwischen minus zwei und plus zehn Prozent liegt. Wir sind der Ansicht, dass sich diese Spanne in Zukunft eher nach oben bewegen wird.

Es ist schwierig, sich auf das Langfristige zu konzentrieren

Allerdings bedeuten die Nachrichten und die Aussichten, dass die realen Renditen, die Volatilität und die Cashflows der Unternehmen sowie die makroökonomischen Indikatoren weniger vorhersehbar sind als sonst. Daher ist es hilfreich, sich auf die mittelfristige Perspektive zu konzentrieren. Der Versuch, jede prozentuale Bewegung bei Aktien oder jede Bewegung in BP bei Anleihen zu erklären, trägt wenig dazu bei, zu verstehen, wie man langfristige Anlagerenditen erzielen kann. Festverzinsliche Wertpapiere bieten traditionell eine höhere Stabilität der Erträge. Das liegt an der Art des Investments (feste Laufzeiten, meist feste Zinssätze, Vorrang in der Kapitalstruktur usw.). In der Regel sind dauerhafte Verluste bei Anleihen darauf zurückzuführen, dass die Schuldner entweder betrügerisch sind oder ihre Geschäftsmodelle nichts taugen. Bei Aktien gibt es mehr Risiken. Historisch gesehen waren die Renditen höher - US-Aktien haben eine jährliche Gesamtrendite von etwa zwölf Prozent erzielt - aber es gibt auch eine größere Bandbreite an Ergebnissen.

Druck auf Unternehmen

Die US-Notenbanker halten eine Rezession in den USA im Jahr 2023 für eine 50:50-Wette. Die Geldpolitik wurde ziemlich aggressiv gestrafft, und da es Zeit braucht, bis die Kerninflation wieder sinkt, werden die Zinsen hoch bleiben. Das sind schlechte Nachrichten für verschuldete Haushalte und Unternehmen. Während die mittelfristigen Anleiherenditen von den Kapitalmarktzinsen bestimmt werden (die wiederum weitgehend vom geldpolitischen Kurs abhängen), sind die Renditen an den Aktienmärkten viel stärker vom Konjunkturzyklus abhängig, und die Beziehung zwischen den Anfangsbewertungen (Kurs-Gewinn-Verhältnis) und den späteren mittelfristigen Renditen ist weniger robust als an den Rentenmärkten.

Aktien oder Anleihen? Am besten beides

Was die Rally im Moment antreibt, ist die Stimmung. Die hohe Inflation, die hohen Zinssätze und einige andere Faktoren haben die Bedingungen kurzfristig verändert. Meine Sorge ist, dass die Fed die Entwicklung seit Oktober betrachtet und zu dem Schluss kommt, dass sich die finanziellen Bedingungen zu sehr gelockert haben und dass sie die Zinswende wieder beschleunigen wird. Das bedeutet nicht, dass sie die Zinsen im Dezember um 75 BP anheben wird, aber es könnte bedeuten, dass sie erneut die Ansicht vertritt, dass eine weitere Straffung erforderlich ist und die Zinsen länger hoch bleiben werden. Anleihen bieten mehr Sicherheit für positive Renditen, während die Aktienmärkte wahrscheinlich immer noch das tun werden, was sie tun: Volatilität erzeugen. Die meisten Anlageergebnisse werden davon profitieren, dass man beide Anlageklassen und vor allem Zeit hat.

Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers

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