Wie liquide ist der Markt für Green Bonds?

Die "Grünprämie" (Greenium), also der Renditeabschlag von Green Bonds gegenüber klassischen Titeln, wirft die Frage auf, ob grüne Anleihen deshalb auch weniger liquide sind. Um sie zu beantworten, hat Johann Plé, Senior Portfolio Manager – Fixed Income, AXA IM Core, die Geld-Brief-Spannen und die Bloomberg-Liquiditätsscores grüner und klassischer Anleihen genau verglichen. Seine Analyse hat ergeben, dass erhebliche Unterschiede zwischen den handelbaren Volumina bestehen. Trotz ihrer niedrigeren Liquiditätsscores sind die Geld-Brief-Spannen grüner Euro-Anleihen aber ähnlich hoch wie die traditioneller Anleihen. AXA Investment Managers | 02.02.2023 12:43 Uhr
© Foto von César Couto auf Unsplash
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Der investierbare Green-Bond-Markt hat mittlerweile über 1 Billion US-Dollar Volumen. Er besteht aus zahlreichen unterschiedlichen Unternehmensanleihen, und es gibt auch immer mehr staatliche Emittenten.[1]

Der Markt ist gereift und dabei breiter und vielfältiger geworden, ohne seine besonderen Eigenschaften zu verlieren. Eine der bekanntesten ist das sogenannte Greenium, der häufig zu beobachtende Renditeabschlag grüner Anleihen – weil die hohe Nachfrage nach diesen Titeln die Renditen dämpft. 

Dieses Thema haben wir bereits in der Vergangenheit untersucht und herausgefunden, dass das Greenium uneinheitlich ist, sodass aktive Investoren es möglicherweise nutzen können. Dennoch stellt sich eine Frage: Bedeuten mögliche Nachfrageüberhänge bei grünen Anleihen, dass sie illiquider sind als traditionelle Papiere?

Die Analyse der Liquiditätsprofile der beiden Märkte hat ergeben, dass die Geld-Brief-Spannen gleich und die Handelsvolumina von Green Bonds etwas niedriger sind.[2] Aber das ist nicht alles.

Um die Liquidität der Märkte für grüne und traditionelle Anleihen zu vergleichen, haben wir zwei Kennzahlen betrachtet: Die durchschnittliche Geld-Brief-Spanne jedes Wertpapiers und den Bloomberg-Liquiditätsscore. Das Bloomberg Liquidity Assessment (LQA) gibt die Liquidität auf einer Skala von 1 bis 100 an. Je größer die Zahl, desto höher die Liquidität. Das LQA misst die Liquidität von Wertpapieren anhand der Handelskosten für ähnlich große Transaktionen.[3] Zunächst berechnen wir beide Kennzahlen für unterschiedliche Währungen und Sektoren und aggregieren sie sowohl gewichtet als auch ungewichtet, um Unterschiede der Marktstrukturen zu berücksichtigen.

Vergleich der Anlageuniversen

Analysiert haben wir den ICE BofA Green Bond Index (GREN) sowie den ICE BofA Global Broad Market Index (GBMI) und uns dabei auf die für den Markt repräsentativen Euro- und US-Anleihen konzentriert. Außerdem haben wir Verbriefungen ausgeschlossen, da sie am Green-Bond-Markt bislang selten sind, und die Marktgewichtungen ignoriert. 

Nach unseren Untersuchungen sind die durchschnittlichen gewichteten Geld-Brief-Spannen grüner Anleihen kleiner als die traditioneller Papiere (Abbildung 1). Das gleiche Ergebnis erhielten wir bei einer Neugewichtung von Euro- und Dollar-Anleihen in beiden Märkten (ungewichteter Durchschnitt von 0,30% gegenüber 0,34%). Allerdings ist das LQA (Abbildung 2), das die handelbaren Volumina berücksichtigt, offenbar bei grünen und traditionellen Anleihen gleich hoch (gewichtet und ungewichtet im Schnitt etwa 48). Man könnte daraus schließen, dass bei grünen Anleihen keine zusätzlichen Transaktionskosten entstehen, aber ihre Transaktionsvolumina niedriger sind als die traditioneller Papiere.[4]

Quellen: AXA IM, Bloomberg, Stand Ende November 2022

Quellen: AXA IM, Bloomberg, Stand Ende November 2022

Im vielfältigeren Euro-Segment sieht es allerdings etwas anders aus. Hier sind die Geld-Brief-Spannen etwa gleich hoch und die LQAs niedriger. 

Der Markt für Green Bonds besteht vor allem aus eurodenominierten Unternehmens- und Quasi-Staatsanleihen, während am traditionellen Anleihenmarkt dollardenominierte Staatsanleihen überwiegen. Um eine genauere Vergleichsbasis zu haben, haben wie eine entsprechende Bereinigung vorgenommen. 

Bereinigung um die Sektorstruktur

Bei einem Blick auf die Sektorstruktur der beiden Märkte (Abbildungen 3 und 4) überrascht es kaum, dass der Staatsanleihensektor nicht nur der liquideste ist, sondern auch die niedrigere Geld-Brief-Spanne hat. Interessant ist aber, dass die Geld-Brief-Spannen grüner Anleihen in beiden Sektoren kleiner sind – und das bei gleichen oder höheren LQAs gegenüber traditionellen Anleihen. Bei einer Bereinigung um die Sektorgewichtungen schneiden grüne Anleihen sogar noch besser ab: kleinere Geld-Brief-Spanne und höheres LQA (ungewichteter Durchschnitt von 69,1 gegenüber 61,7).

Quellen: AXA IM, Bloomberg, Stand Ende November 2022

Quellen: AXA IM, Bloomberg, Stand Ende November 2022

Obgleich der Markt für Green Bonds zuletzt gewachsen ist und jedes Jahr neue Emittenten hinzukommen (2022 waren es etwa 100), gibt es hier noch immer viel weniger aktive Emittenten als am Markt für traditionelle Anleihen. Aus unserer Sicht lassen sich grüne und traditionelle Anleihen am saubersten miteinander vergleichen, wenn man ausschließlich Emittenten betrachtet, die schon mindestens einen Green Bond begeben haben.

Nach Anwendung dieses zusätzlichen Kriteriums schneiden vor allem traditionelle Anleihen besser ab. Tatsächlich ergibt sich dann eine erheblich kleinere Geld-Brief-Spanne (Abbildung 5, ungewichtete durchschnittliche Geld-Brief-Spanne von 0,20 gegenüber 0,21), die sich der durchschnittlichen Geld-Brief-Spanne grüner Anleihen annähert. Dies scheint gut dazu zu passen, dass wir jetzt in beiden Märkten dieselben Emittenten betrachten und Gewichtungsunterschiede ignorieren. Zugleich ist bei dieser Betrachtung der LQA höher als der des Marktes für Green Bonds. Dies wiederum passt zweifellos dazu, dass es mehr umlaufende traditionelle als grüne Anleihen gibt.  

Quellen: AXA IM, Bloomberg, Stand Ende November 2022

Quellen: AXA IM, Bloomberg, Stand Ende November 2022 

Green Bonds: Liquidität ist kein Problem

Die letzte Abbildung führt uns wieder zurück zu unserer ersten Analyse des Marktes für grüne Euro-Anleihen mit gleich hoher Geld-Brief-Spanne bei niedrigerem LQA. Aus dieser Analyse lassen sich mehrere Erkenntnisse gewinnen. 

Erstens ist das Euro-Emissionsvolumen ein recht genauer Näherungswert für das Marktsegment und gibt gut Aufschluss darüber, was in puncto Marktdynamik und Liquidität für andere Währungen zu erwarten ist, wenn der Markt für Green Bonds nach und nach wächst. Zweitens scheinen Emittenten grüner Anleihen liquider zu sein als Emittenten traditioneller Papiere. 

Und schließlich entstehen beim Handel grüner Anleihen auf Emissionsebene keine höheren Kosten als bei traditionellen Anleihen. Dennoch bleibt das täglich handelbare Volumen niedriger. Angesichts des hohen Emissionsvolumens, das sogar im schwierigen Jahr 2022 zum zweiten Mal in Folge bei fast 400 Milliarden US-Dollar lag, dürfte sich das Problem der niedrigen handelbaren Volumina allmählich erledigen.[5]

Johann Plé, Senior Portfolio Manager – Fixed Income, AXA IM Core

Weiterführende Analysen zum Thema Nachhaltigkeit finden Sie auch direkt hier im Investment Institute von AXA Investment Managers.

[1] Quellen: AXA IM, Bloomberg.

[2] Die Geld-Brief-Spanne gilt als Maß für die Liquidität. Sie ist die Differenz zwischen dem höchsten Preis, den ein Käufer zu zahlen bereit ist, und dem niedrigsten Preis, zu dem ein Verkäufer bereit ist zu verkaufen. Grundsätzlich gilt: Je enger die Spanne, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Markt liquide ist.

[4] Die Performance der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse. Der Wert von Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Anleger erhalten ihr Kapital möglicherweise nicht vollständig zurück.

[5] Quellen: AXA IM, Bloomberg, Stand Ende 2022.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
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