Zinsen zu hoch oder Inflationserwartung zu niedrig - was muss sich ändern?

AXA Investment Managers | 24.02.2023 11:39 Uhr
Jonathan Baltora, Head of Sovereign, Inflation and FX, Fixed Income, AXA Investment Managers / © e-fundresearch.com / AXA Investment Managers
Jonathan Baltora, Head of Sovereign, Inflation and FX, Fixed Income, AXA Investment Managers / © e-fundresearch.com / AXA Investment Managers
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

  • Die Inflation dürfte nachlassen, bleibt aber vermutlich im langfristigen Vergleich hoch, sodass weiterhin Risiken bestehen.
  • In puncto Inflations- und Zinsentwicklung sind sich die Marktteilnehmer uneinig.
  • Long-Positionen in Linkern könnten attraktive Risiko-Ertrags-Profile bieten.

Bislang stehen die Weichen in diesem Jahr auf Disinflation

Wenig überraschend ist „Disinflation“ 2023 bislang ein häufig benutztes Schlagwort: In den USA haben sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation ihren Höhepunkt überschritten, im Euroraum bislang nur die Gesamtinflation. Aber es ist davon auszugehen, dass die Teuerung in diesem Jahr hoch bleibt und die von den Zentralbanken angestrebten Spannen übersteigt. Das liegt an der vermutlich weiterhin hohen monatlichen Inflation. Die Risiken sind noch immer eher hoch. Schon in diesem Quartal könnten Faktoren wie die Wiederöffnung Chinas die weltweiten Energie- und Rohstoffpreise in die Höhe treiben. Durch solche Risiken könnte sich der Inflationsrückgang verzögern, sodass die laufenden Erträge inflationsindexierter Anleihen positiv bleiben dürften.

Selbst wenn die Teuerung in den ersten Monaten des Jahres zurückgeht, könnte sie aufgrund anderer Faktoren im Sommer wieder steigen. Deglobalisierung, Staatsausgaben und die grüne Revolution sind nur drei der möglicherweise inflationstreibenden Themen. Und noch immer ist fraglich, ob eine Rezession ausreicht, um die Teuerung in die Knie zu zwingen.

Die Marktteilnehmer rechnen zurzeit mit einer vorübergehenden Inflation

Sollte man jetzt die Durationsabsicherungen aufheben? Wir meinen, ja – zumindest kurzfristig, und zwar, weil sich die Anleiheninvestoren nicht logisch verhalten. Sie sind dermaßen vom Rückgang der Inflation überzeugt, dass sie ihre Portfolios auf eine vorübergehende Teuerung ausrichten.

Nach unserer Inflationsumfrage im Dezember 2022 rechnen die Volkswirte damit, dass die Teuerung Ende 2023 wieder nahezu auf dem von den Zentralbanken angestrebten Niveau liegt.

Danach soll sie den Prognosen zufolge in den nächsten 30 Jahren nahe der Zielspanne bleiben: 

Die Inflationseinschätzung der Marktteilnehmer ist unrealistisch

Aus unserer Sicht unterschätzt der Markt die künftige Inflation, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie sich als unerwartet hartnäckig erwiesen und auf sehr viele Sektoren übergegriffen hat. Deshalb erscheinen die Inflationseinschätzungen der Marktteilnehmer unrealistisch. Wir haben gesehen, dass die Inflation sehr volatil ist. Manchmal ist sie höher, manchmal niedriger als von den Zentralbanken angestrebt, aber die Erwartung der Marktteilnehmer, dass sie 30 Jahre lang stabil und nahe den Zielspannen liegen wird, erscheint sehr wagemutig. Natürlich kann die Inflation höher oder niedriger ausfallen. Aber dass sie auf 2% zurückgeht und dann dort verharrt, ist sehr unwahrscheinlich. Der jüngste Rückgang der Energiepreise mag die Inflation kurzfristig nach unten treiben, was mit Risiken vor allem für Papiere mit kurzer Duration verbunden ist, die stärker auf den Ölpreis als auf Zinsänderungen reagieren. Mittelfristig spricht aber alles für eine höhere Inflation.

Der Markt rechnet mit einer Inflation in Höhe der Zielspanne und zugleich mit der restriktivsten Geldpolitik seit der europäischen Finanzkrise. Als Signal dafür, wie restriktiv die Geldpolitik werden könnte, nutzen wir die Realrenditen. Positive Realrenditen sprechen für eine restriktive Geldpolitik. In den letzten zehn Jahren waren die Realrenditen negativ, aber wie die untenstehende Abbildung zeigt, ist sie jetzt so hoch wie zuletzt vor über zehn Jahren.

Aus unserer Sicht senden die Märkte für Linker und traditionelle Anleihen uneinheitliche Signale

Nach den Linker-Märkten dürfte sich die Inflation normalisieren, und nach den traditionellen Anleihenmärkten bleibt die Geldpolitik straff. Dies könnte die größte Ungereimtheit des Jahres 2023 sein.

Lange Duration, um diese Situation zu nutzen

Aus unserer Sicht sollten Investoren vor dem Hintergrund der unsicheren Märkte die Duration ihrer Linker-Portfolios verlängern, um diese Situation zu nutzen. Schließlich reagieren Linker mit langer Duration sowohl auf die Inflation als auch auf die Zinsen. Wie es zurzeit aussieht, sind entweder die Zinsen zu hoch oder die Inflationserwartungen zu niedrig. Eines von beiden muss sich ändern. Aus unserer Sicht bieten Anlagen in inflationsindexierte Anleihen unter Beibehaltung der Duration 2023 ein attraktives Risiko-Ertrags-Profil.

Von Jonathan Baltora, Head of Sovereign, Inflation and FX, Fixed Income bei AXA Investment Managers

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.