„Die EZB beschloss eine Anhebung der drei Leitzinsen um 50 Basispunkte, wodurch der Einlagensatz und der Hauptrefinanzierungssatz wie von uns erwartet auf 3,0 Prozent bzw. 3,5 Prozent angehoben wurden. Damit reagierte sie auf die Inflation, die voraussichtlich zu lange zu hoch bleiben wird. Trotz einer Abwärtskorrektur der Gesamtinflationsprognose für 2025 um 0,2 Prozentpunkte auf 2,1 Prozent liegt sie weiterhin über dem Inflationsziel der EZB. Die Aussichten für das BIP-Wachstum verbessern sich. Sie wurden auf 1 Prozent im Jahr 2023 nach oben korrigiert (+0,5 Prozentpunkte), da die Energiepreise gesunken sind und die Wirtschaft widerstandsfähiger ist als angenommen. Für die Zukunft erwartet die EZB eine Beschleunigung des BIP-Wachstums auf 1,6 Prozent in den Jahren 2024 und 2025, gestützt durch einen robusten Arbeitsmarkt, eine Verbesserung des Vertrauens und eine Erholung der Realeinkommen. Selbst wenn sich der Wind um die Credit Suisse ohne größere Auswirkungen legt, wird dieses Marktereignis wahrscheinlich Spuren hinterlassen - insbesondere in Form einer erneuten Risikoaufwertung, die sich auf die Finanzierungskosten der Banken und damit auf die Kreditvergabe auswirkt. In der Zwischenzeit sind wir uns sehr wohl bewusst, dass der Kampf gegen die Inflation noch lange nicht vorbei ist. Wir gehen davon aus, dass die EZB ihre Zinserhöhungsschritte ab der nächsten Sitzung bis Juli auf 25 Basispunkte reduzieren wird, wenn sich die Turbulenzen im Bankensektor gelegt haben, und rechnen bis dahin mit einem Spitzensatz von 3,75 Prozent - wobei Aufwärtsrisiken bestehen. Die derzeitige Dynamik an den Finanzmärkten, die von den Turbulenzen im Bankensektor ausgeht, hat die EZB dazu veranlasst, eine vorsichtige, abwartende Haltung einzunehmen.“
von Hugo Le Damany, Economist und François Cabau, Senior Eurozone Economist bei AXA Investment Managers