Nachhaltigkeitsanleihen (Sammelbegriff für grüne, soziale und nachhaltige Anleihen) sind eine wachsende Assetklasse, die zu einem Synonym für Impact Investing in Anleihenportfolios geworden ist. Mit dem Interesse daran steigt auch die Notwendigkeit, sie in allen Einzelheiten zu verstehen.
1. Worauf sollte ein Investor achten, der eine Impact-Strategie sucht, also eine Strategie, die sozialen Nutzen stiftet?
Soziale Anleihen sollten genauso wie grüne Anleihen folgende Kriterien erfüllen: hohe Transparenz und klare Ergebnisse, die während des gesamten Projekts mit einschlägigen wichtigen Performance-Kennzahlen (KPIs) gemessen werden können. Leider werden diese Kriterien nicht immer gleich gut erfüllt. Wenn man eine Strategie aufbauen will, die sozialen Nutzen stiftet, muss man deshalb das Projekt genau verstehen und sich regelmäßig mit dem Emittenten austauschen.
AXA IM investiert nur in soziale und nachhaltige Anleihen, die unseren selbst entwickelten Standards für Nachhaltigkeitsanleihen entsprechen. Aus unserer Sicht helfen uns diese Standards sicherzustellen, dass nur Emittenten mit einer glaubwürdigen Nachhaltigkeitsstrategie ausgewählt werden, die nachweislichen und messbaren Nutzen stiften.
Zwar ist die Zahl der Emittenten sozialer Anleihen in den letzten Jahren gestiegen, aber der Markt ist noch immer nicht groß. Um seine Impact-Strategie zu diversifizieren, darf man sich daher nicht nur auf soziale Anleihen beschränken. Nachhaltigkeitsanleihen und traditionelle Anleihen von Emittenten mit hohen ökologischen, sozialen und governancebezogenen (ESG-)Standards, die die sozialen UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) fördern, sind zwei Möglichkeiten zur Diversifikation.
Mit der Ausweitung des Anlageuniversums auf diese Art und Weise will eine Impact-Strategie das Ziel des glaubwürdigen Nutzens erreichen und zugleich für mehr Liquidität, Diversifikation und Rendite sorgen.
2. Nachhaltigkeitsanleihen sind noch immer eine recht neue Wertpapierart. Was muss man über sie wissen?
Anders als Anleihen mit Nachhaltigkeitsbezug, die ihre Klimaversprechen damit untermauern, höhere Coupons zu zahlen, wenn sie ihre Ziele verfehlen, finanzieren oder refinanzieren Nachhaltigkeitsanleihen Projekte, die sowohl eine grüne als auch eine soziale Komponente haben.
Da einige grüne Projekte auch sozialen Nutzen stiften und einige soziale Anleihen auch der Umwelt nützen, hilft die Einstufung ihrer Anleihe als Nachhaltigkeitsanleihe Emittenten, ihre Projekte so genau wie möglich zu definieren. Nachhaltigkeitsanleihen erfüllen insofern ähnliche Best-Practice-Standards wie grüne und soziale Anleihen, als sie transparente KPIs veröffentlichen und ergebnisorientiert sein sollten.
Diese Teilassetklasse wächst stetig und hat heute 507 Milliarden US-Dollar Volumen.1 Zudem stammen die Anleihen aus immer mehr Sektoren. Wir sind dennoch der Überzeugung, dass Nachhaltigkeitsanleihen noch immer als nur ein Teil eines breiteren Portfolios aus nachhaltigen Anleihen betrachtet werden sollten.
3. Wie fördern Sie die Wende zu einer nachhaltigen Wirtschaft auf eine relevante und effiziente Weise?
Um relevant und einer der Marktführer für Anlagen in nachhaltige Anleihen zu bleiben, achten wir vor allem auf drei Dinge:
Ein konservativerer Standard für nachhaltige Anleihen
Durch unseren Standard für nachhaltige Anleihen haben wir einen stabilen Prozess für die Definition und Kontrolle geeigneter grüner, sozialer und nachhaltiger Anleihen. Dieser Standard ergänzt unseren allgemeinen Anleihenprozess und umfasst mehr als nur die Einbindung ökologischer, sozialer und governancebezogener Faktoren. Mit dem Standard wollen wir Investoren eine konservative Wertpapierauswahl bieten, bei der nur nachhaltige Anleihen zur Finanzierung glaubwürdiger Projekte in das Portfolio aufgenommen werden können, die messbaren Nutzen stiften.
Anhaltendes Engagement
Unser Standard ist zwar zentral für unseren Entscheidungsprozess, aber wir sind überzeugt, dass auch das Engagement bei Emittenten wichtig für einen erfolgreichen Prozess ist. Über unsere spezialisierten Responsible-Investing-Analysten engagieren wir uns jährlich bei Emittenten von etwa 60 grünen, sozialen und nachhaltigen (GSS-)Anleihen. Zusammen mit diesen Emittenten entwickeln wir einen Prozess, um sicherzustellen, dass alle Maßnahmen nachverfolgt und vorangetrieben werden. So können wir sicher sein, dass unser Engagement immer auf dem neusten Stand ist und die Emittenten ihre Versprechen halten.
Beispielsweise haben wir uns 2022 mit 54 Emittenten getroffen. Neben der Orientierung an den Empfehlungen der Green Bond Principles der International Capital Market Association lag unser Schwerpunkt auf Gesprächen über die Ausrichtung der Anleihen auf die Nachhaltigkeitsstrategien und zukunftsorientierten Ziele der Emittenten. Wir haben einige Erfolge erzielt. Immer mehr Emittenten stellen konkrete ökologische, soziale und governancebezogene (ESG-)Ziele auf. Aber unsere Erwartungen sind gestiegen, sodass die GSS-Anleihen bestimmter Emittenten vor allem aufgrund schwacher ESG-Profile und -Ziele 2022 nicht mehr für unsere Strategie geeignet waren.
Ein weiteres Thema, über das wir mit GSS-Emittenten gesprochen haben, war ihre Integration der EU-Taxonomie-Grundsätze „Keine erheblichen nachteiligen Auswirkungen“ (DNSH) und „Mindestschutz“ (MSS). Immer mehr Emittenten richten ihre Anleihen an den technischen Kriterien der Taxonomie aus, aber bei DNSH und MSS sieht die Sache anders aus. Den Emittenten fällt es schwer, einen Weg zu finden, sie angemessen zu integrieren, was auch verständlich ist, weil es keine umfassende anerkannte Definition dieser Begriffe gibt. Dieses Thema wird einer der Schwerpunkte unseres Engagements bei GSS-Emittenten im Jahr 2023 sein.
Förderung der Entwicklung des Marktes für nachhaltige Anleihen
Als erfahrender verantwortungsbewusster Investmentmanager, der als einer der ersten eine Strategie für grüne Anleihen aufgelegt hat, sollten wir unsere Kompetenz unserer Meinung nach dem Markt zur Verfügung stellen und helfen, einen funktionierenden Markt für nachhaltige Anleihen aufzubauen. Dazu sind wir beispielsweise Mitglied in einschlägigen Brancheninitiativen und unterstützen Emittenten wie oben beschrieben. Außerdem führen wir regelmäßig Gespräche mit Banken, die Emissionen begleiten. Häufig geht es dabei darum, ihnen unsere Eignungskriterien für GSS vorzustellen und sie über unsere Einschätzung spezieller Transaktionen sowie über unsere ESG-Anforderungen an Emittenten zu informieren. Wir halten dies für einen wirksamen Weg, unsere Meinung und unsere Erwartungen am Markt zu verbreiten, weil Banken unsere Einschätzungen und Anforderungen an ihre Kunden und Emittenten weitergeben können. Aus unserer Sicht hilft ein solcher Austausch der Umwelt und unterstützt Investoren.
[1] Quellen: AXA IM, Bloomberg, Stand 31. Mai 2023.