Ausgewählte Statements:
„Die Weltwirtschaft steht vor zwei voneinander unabhängigen Herausforderungen. Mit der Bestätigung einer noch immer starken US-Wirtschaft haben sich die Hoffnungen der Marktteilnehmer auf eine schnelle Kehrtwende der Fed zerstreut, sodass die Renditen weiter gestiegen sind. Und das Szenario einer „Deflationsfalle“ in China ist angesichts der jüngsten Daten wahrscheinlicher geworden. Kurz gesagt, wachsen die Volkswirtschaften entweder „zu schnell“ oder „zu langsam“.“
Deutschland das Sorgenkind der EU - Schwächelnde Automobilindustrie belastet
„Der erneute Rückgang des Einkaufsmanager-Index und negativen IFO in Deutschland im August unterstreichen erneut, dass das Land nach wie vor mit erheblichen Herausforderungen kämpft, um sich von der Rezession bzw. der Stagnation der letzten drei Quartale zu erholen.“
„Eine plausible Erklärung für das schlechte Abschneiden könnte die besondere Empfindlichkeit gegenüber dem globalen Produktionszyklus - und insbesondere gegenüber der geringen Zugkraft Chinas – sein. Aber auch strukturelle Probleme könnten eine Rolle spielen, wie die nachlassende Wettbewerbsfähigkeit in Schlüsselsektoren wie der Automobilindustrie.“
Wirtschaftliche Situation in Europa spitzt sich zu – Steuererhöhung die beste Lösung
„Europa kämpft unterdessen mit einem Doppelschlag bestehend aus der nachlassenden Nachfrage aus China und einigen Auswirkungen der steigenden Zinsen in den USA, die die straffere Geldpolitik der EZB verstärken. Eine neue besorgniserregende Entwicklung ist das rückläufige Geschäftsvertrauen außerhalb Deutschlands, was Länder betrifft, die sich wie Frankreich bislang recht gut gehalten haben.“
„Es deuten sich möglicherweise Hinweise auf einen Goodhart-Moment an, da auch der Arbeitsmarkt seine Widerstandsfähigkeit zeigt und die Löhne - zumindest in einigen Mitgliedsländern - deutlich steigen. Diese Entwicklung verursacht Unruhe bei der Europäischen Zentralbank (EZB) und wirft Fragen über die zukünftige Ausrichtung der Geldpolitik auf.“
„Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass Steuererhöhungen der Weg des geringsten Widerstands für die europäische Finanzpolitik in den kommenden Jahren sind.“
China wird eine schmerzhafte Korrekturphase in Kauf nehmen müssen – Zögerliche Regierung verschlimmert die Situation
„China hat mit einer Deflation und einem unterdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum zu kämpfen. Trotzdem zögert die Regierung noch immer, entschiedene geld- und fiskalpolitische Impulse zu setzen. Wir sind der Meinung, dass die derzeitige Zurückhaltung bezüglich der chinesischen Wirtschaft anhalten wird, solange Peking kein entschlossenes Konjunkturpaket vorlegt.“
„Wir erkennen in China zahlreiche Parallelen zu den Mustern, die sowohl in den USA als auch in bedeutenden Teilen der Peripherie des Euroraums während und unmittelbar nach der großen Finanzkrise von 2008-2009 zu beobachten waren. Nach Jahren finanzieller Exzesse müsste Peking eine schmerzhafte Korrekturphase in Kauf nehmen, während die übermäßige Verschuldung abgebaut wird. Dies würde die Konsumausgaben weiter belasten und die Deflation anheizen.“
„In China steht heute vermutlich das gesamte System der Ressourcenallokation im Mittelpunkt. Die Mischung aus Plan- und Marktwirtschaft hat China zwar erfolgreich zu einer globalen Wirtschaftsmacht gemacht, ist aber möglicherweise nicht dazu geeignet, den Fluch des mittleren Einkommens des Landes zu überwinden.“
„Wir argumentieren schon seit einiger Zeit, dass ein politischer Impuls, der auf den Konsum abzielt, die klassische Lösung für Chinas gegenwärtiges Dilemma darstellt. Dies ist angesichts des deflationären Umfelds und Anstieg ungenutzter Kapazitäten besonders relevant – beispielsweise in Hinblick auf die steigende Jugendarbeitslosigkeit, die Peking interessanterweise nicht mehr misst.“
„Wir verstehen die Zurückhaltung der Behörden, die Risikobereitschaft im Immobiliensektor zu fördern, das Gewicht dieses Sektors in der Wirtschaft ist zweifellos bedenklich. Jedoch bleibt für uns unklar, wie China seine komplexen Herausforderungen bewältigen kann. Das Land befindet sich in einer Situation, in der einerseits wirtschaftliche Dynamik aus dem Rest der Welt verlangsamt ist und andererseits eine Entschuldung im privaten Sektor durchgeführt werden muss. All dies scheint ohne deutliche Leitzinssenkungen, die in realer Betrachtung aufgrund der einsetzenden Deflation effektiv ansteigen, schwer umsetzbar zu sein.“
„Die People's Bank of China (PBOC) zögert weiterhin, umfangreiche Zinssenkungen vorzunehmen. Als einer der Gründe wird der Schutz der Zinsmargen im Bankensektor angeführt. Aus unserer Sicht scheint dieser Ansatz angesichts der hohen Verschuldung im Nicht-Finanzsektor jedoch unkonventionell. Ein weiterer Grund könnte sein, eine weitere Abschwächung der chinesischen Währung zu verhindern. Angesichts der gegenwärtig geringen Inflation ist jedoch schwer nachvollziehbar, wie das Land in diesem Bereich in einen Konflikt geraten könnte.“
Von Gilles Moëc, AXA Group Chief Economist and Head of AXA IM Core Investments Research