Zinsentscheidung der Fed und Bank of England steht bevor

Gilles Moëc, AXA Group Chief Economist and Head of AXA IM Core Investments Research, kommentiert die bevorstehenden Sitzungen der Fed und Bank of England sowie die wirtschaftlichen Situation in den USA. AXA Investment Managers | 20.09.2023 11:00 Uhr
Gilles Moëc, AXA Group Chief Economist and Head of AXA IM Core Investments Research bei AXA Investment Managers / © e-fundresearch.com / AXA Investment Managers
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  • Wir gehen davon aus, dass die Bank of England (BoE) ihren Leitzins noch einmal erhöht und dann, ebenso wie die Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB), den Höhepunkt erreicht haben wird.
  • Längere Zeit hohe Zinsen (quasi wie der Tafelberg) schaden der Wirtschaft zwar weniger als ein starker Rückgang nach einem starken Anstieg (wie das Matterhorn), aber frei von Risiken ist diese Strategie auch nicht. Die Rhetorik der Zentralbanken dürfte aber aus unserer Sicht in den kommenden Monaten straff bleiben.

„Nach einer gut vorbereiteten Zinsanhebung in der letzten Woche, begleitet von einer eher milden Rhetorik, hat die EZB jetzt, ebenso wie die Fed, vermutlich ihren Maximalzins erreicht. Wir gehen davon aus, dass sich die BoE diese Woche für eine letzte Anhebung um 25 Basispunkte entscheidet und dann ebenfalls eine Pause einlegt.“

Zinsentscheidung in den USA: Keine weitere Erhöhung erwartet – Höhepunkt der Straffung erreicht

„Selbst in den USA, wo die Kerninflation bereits stärker zurückgegangen ist, kann die Fed die leichten, aber dennoch beunruhigenden Anzeichen für einen nach wie vor hohen Preisdruck nicht ignorieren.“

„Die Zinsen werden diese Woche zwar nicht erhöht werden, aber Jerome Powell wird mit einer straffen Rhetorik an die Öffentlichkeit treten müssen. Wir gehen davon aus, dass der Offenmarktausschuss in seinen Dot Plots für dieses Jahr noch eine weitere Zinsanhebung ins Auge fasst, auch wenn es angesichts unserer Erwartung eines recht mittelmäßigen US-Wachstums zum Jahresende nicht dazu kommen muss.“

„Aus taktischer Sicht könnte die Streichung einer letzten Zinserhöhung aus dem Dot-Plot dem Markt eine zu dovishe Botschaft vermitteln. Wir glauben nicht, dass die Beibehaltung einer letzten Zinserhöhung für 2023 in den Fed-Prognosen für den Markt eine Überraschung wäre, aber dies würde die Preisänderungen der letzten Wochen bestätigen und möglicherweise sogar noch verstärken.“

„Wir bleiben bei unserer Ansicht, dass der Höhepunkt der Straffung erreicht ist und dass die Daten genug hergeben, um in dieser Woche vom FOMC einige hawkische Untertöne zu erwarten.“

Risiko einer Fehlentscheidung der Notenbanken im Euroraum höher als in den USA

„Die Schwäche des Euro-Wechselkurses ist auch das Ergebnis einiger für die Fed potenziell unangenehmer Entwicklungen, die die US-Notenbank zu einer hawkisheren Haltung zwingen könnten.“

„Grundsätzlich dürfte der Ansatz, die Zinsen lange hoch genug zu halten, der Wirtschaft weniger schaden als weiterhin regelmäßige Anhebungen, denen vermutlich Not-Senkungen folgen müssten. Aber leider ist es schwierig, in Echtzeit zu erkennen, ob eine Zentralbank nicht vielleicht schon zu weit gegangen ist. Angesichts der aktuellen Lage der beiden Volkswirtschaften erscheint uns dieses Risiko im Euroraum höher als in den USA.“

US-Wirtschaft weiterhin stark, Risiko einer widerstandsfähigen Inflation steigt – Wirtschaft verkraftet einen Leitzins von fünf Prozent

„Die jüngsten Daten deuten weiterhin auf eine gesunde US-Wirtschaft hin – was aber auch das Risiko einer widerstandsfähigen Inflation erhöht.“

„Der US-Wirtschaft geht es immer noch relativ gut, und die Inflation liegt immer noch ziemlich weit über dem Zielwert der Fed, obwohl die Leitzinsen bereits mehr als doppelt so hoch sind wie der vom FOMC festgelegte Wert für "neutral". Allein die Tatsache, dass die Wirtschaft einen Leitzins von fünf Prozent verkraften kann, ohne dass es zu einer nennenswerten Abschwächung kommt, deutet darauf hin, dass der neutrale Zinssatz tatsächlich höher ist als bisher angenommen.“

Zinsentscheidung in Großbritannien: Bank of England sieht sich mit komplizierten Lohndaten konfrontiert

„Trotz nach wie vor hoher Inflation kann die Bank of England (BOE) nun auf die Entwicklung des britischen Arbeitsmarktes hinweisen, um gegen zu hohe Marktprognosen für den Endzinssatz anzukämpfen. Die Arbeitslosenquote stieg in den drei Monaten bis Juli weiter auf 4,3 Prozent an, was über dem Niveau vor der Pandemie lag. Obwohl das BIP-Wachstum in den drei Monaten bis Juli weiterhin positiv war und bei 0,2 Prozent lag, steigt die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Rezession im Vereinigten Königreich.“

„Das einzige Problem, dem die BOE immer noch gegenübersteht, ist die beträchtliche Trägheit der Lohndaten: Im Juli stiegen die durchschnittlichen Löhne ohne Boni um 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Eine mögliche Lösung für das Monetary Policy Committee (MPC) wäre, dem Beispiel der EZB zu folgen und in dieser Woche eine letzte Zinserhöhung auf 5,50 Prozent vorzunehmen. So würden sie deutlich machen, dass angesichts der erwarteten negativen Konjunkturentwicklung das angemessene Maß an Beschränkungen erreicht wurde. Vorausgesetzt, es wird dauerhaft auf diesem Niveau gehalten.“

Von Gilles Moëc, AXA Group Chief Economist and Head of AXA IM Core Investments Research bei AXA Investment Managers

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