KI im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit: Sollten Investoren dem Hype trauen?

AXA Investment Managers | 02.10.2023 10:40 Uhr
Chris Iggo, CIO Core Investments, AXA Investment Managers / © e-fundresearch.com / AXA Investment Managers
Chris Iggo, CIO Core Investments, AXA Investment Managers / © e-fundresearch.com / AXA Investment Managers

  • Schon jetzt hat KI erheblichen Einfluss auf die Art, wie wir leben und arbeiten. Man denke nur an Onlinehandel, Unterhaltung und Fabrikautomation.
  • Die Gewinne sehr hoch kapitalisierter Technologieunternehmen dürften überdurchschnittlich stark steigen, weil immer mehr Anwendungen entwickelt werden.
  • Aber KI kann auch die Wirtschaft insgesamt grundlegend verändern und bei der Bekämpfung des Klimawandels helfen.

Die große Begeisterung von Investoren für die Künstliche Intelligenz (KI) ist gut nachvollziehbar. Zum Teil ist sie allerdings die Reaktion auf Dinge, die wir schon wissen. KI gibt es schließlich nicht erst seit gestern.

Jeder, der in den sozialen Medien unterwegs ist oder online einkauft, erhält Werbung, die genau auf ihn zugeschnitten scheint. Apps auf dem Mobiltelefon melden sich täglich zur gleichen Stunde. Beispielsweise schlägt mir Siri auf meinem Handy jeden Abend vor, Spotify einzuschalten, weil sie (oder er) weiß, dass ich beim Abendessen gerne Musik höre.

Dies sind KI-gesteuerte Aufgaben, und solche Innovationen haben zu den märchenhaften Kursanstiegen von Technologie-Mega-Caps beigetragen.

Aber wir stehen erst am Anfang. KI, vor allem generative, ist eine bislang einzigartig leistungsfähige Technologie. Menschen haben schon immer Techniken entwickelt, die Arbeit effizienter gemacht haben: das Rad, eiserne Werkzeuge, die erste Spinnmaschine Spinning Jenny, Elektrizität, Telefonie und in den letzten 50 Jahren die Digitalisierung. Durch diese Innovationen musste immer weniger körperlich gearbeitet werden, verbesserte sich die Kommunikation, wovon der Handel profitierte, und wurden komplexe Produktionstechniken automatisiert.

KI hebt die Dinge auf eine neue Ebene, indem sie maschinelles Lernen und große Sprachmodelle verwendet. Der wichtigste Fortschritt ist ihre Fähigkeit, große Datenmengen zu nutzen, um Ergebnisse zu erzeugen, die über die Möglichkeiten der meisten Menschen weit hinausgehen. Das können zum Beispiel selbstfahrende Autos sein, die, weil sie Wetter und Verkehrslage berücksichtigen, Reisen sicherer und effizienter machen. Oder die Fähigkeit, Krankheiten auf Basis von Mustern in enormen Patientendatenbanken sehr früh zu erkennen. Die Anwendungsmöglichkeiten scheinen endlos.

Produktivität

Volkswirte gehen davon aus, dass KI, ebenso wie andere Technologierevolutionen, die Produktivität steigern wird, weil man mit ihr Aufgaben in vielen Bereichen automatisieren wird, die zurzeit noch von Menschen ausgeführt werden. Dadurch werden diese Aufgaben schneller und günstiger erledigt, und die Menschen haben mehr Zeit für produktivere Tätigkeiten. Mehr Produktivität bedeutet mehr Wirtschaftswachstum und höhere Lebensstandards und damit höhere Erträge je Leistungseinheit in zahlreichen Branchen. Arbeitsplätze, die wegen der KI verloren gehen, weil diese schneller und effizienter ist als der Mensch, werden sehr wahrscheinlich durch neue, produktivere und besser bezahlte Stellen ersetzt werden. 

Zweifellos bieten sich entlang der Wertschöpfungskette Investmentchancen, beispielsweise bei Halbleiterproduzenten, Hardwareherstellern oder Anbietern von Cybersicherheit. Zu sehen ist das bereits jetzt. Man betrachte nur die Performance von Technologieaktien seit Anfang des Jahres: Der technologielastige NASDAQ Index hat um 34% zugelegt.1 Ein offensichtlicher Weg zu investieren ist über Unternehmen, die die Grundlagen schaffen. Um KI-Anwendungen nutzen zu können – und genau das wollen mehr und mehr Unternehmen –, werden immer größere Mengen an leistungsstarken Siliziumchips, Servern, Netzwerklösungen und Cloud-Computing-Kapazitäten benötigt.

Der breite Markt

Anders als beim Internetboom zu Beginn des Jahrhunderts wird die KI-Revolution von etablierten Technologieunternehmen angeführt, die durch ihre Investitionen in junge Entwickler darüber entscheiden, wer zu den Gewinnern zählt und wer nicht. Deshalb dürften die Technologieriesen vermutlich weiter profitieren. Da immer mehr Anwendungen entwickelt werden, dürften ihre Gewinne überdurchschnittlich stark steigen. 

Zweifellos ist das Interesse am Metaversum groß. Onlinespiele und Virtual-Reality-Anwendungen werden durch KI-Technologie, die die reale mit der digitalen Welt verknüpft, besser.

Deshalb sollte man als Investor nicht nur an den traditionellen Technologiesektor denken. Wenn KI eine Technologie ist, die grundlegende Veränderungen bewirkt und die Produktivität der gesamten Wirtschaft steigert, muss sie in allen Branchen für mehr Effizienz und Rentabilität sorgen. Lassen Sie uns einmal einen Moment lang wild spekulieren.

Technologie ist überall, aber denken Sie einmal an Ihren Alltag. Wo könnten die KI Produkte und Leistungen verbessern, Ihre Arbeit produktiver und Ihr Leben leichter machen? Mit auf den Onlinehandel zugeschnittenen Finanzdienstleistungen und kuratierter Unterhaltung über Streamingdienste profitieren wir Verbraucher schon heute von KI. 

Aber wie wäre es, wenn man KI effizienter bei der Steuerung des Verkehrs oder beim Management von Lagerhaltung und Logistik einsetzen würde, um Produktknappheiten im Einzelhandel zu vermeiden, die Gesundheitsversorgung zu verbessern und den Zugang zu Bildung zu erleichtern?

Wenn Unternehmen, die KI nutzen, höhere Gewinne erzielen und ihre Marktanteile wachsen, wäre das auch für Investoren gut. In einer schneller wachsenden Wirtschaft kann KI in vielen Bereichen für höhere Investmenterträge sorgen.

Längerfristige Auswirkungen

Aber das Thema muss von allen Seiten betrachtet werden. Gut ist, dass KI helfen kann, Entwicklungen in der Medizin und der Pharmazie voranzubringen. Sie ermöglicht höhere Ernteerträge und ein besseres Wassermanagement. Wir haben uns auch die wichtigsten Technologien im Kampf gegen Klimawandel und Artensterben angesehen. Hier wird KI eine wesentliche Rolle spielen. Wenn Regierungen die mit KI verbundenen Möglichkeiten nutzen, können entlegene Regionen oder benachteiligte Gruppen mit öffentlichen Leistungen versorgt werden.

Zurzeit sorgen sich Investoren wegen der steigenden Staatsschulden, die entweder zu höheren Steuern oder einer schlechteren Versorgung der Bevölkerung beispielsweise mit Gesundheitsleistungen und Bildung führen könnten. Wenn KI wirklich Produktivität und Effizienz steigert, kann sie auch helfen, die steigende Nachfrage der Öffentlichkeit infolge der alternden Bevölkerung in vielen Industrieländern zu decken. Stellen Sie sich einmal vor, welche wunderbaren Vorteile eine effizientere Bereitstellung öffentlicher Leistungen und eine bessere Gesundheitsversorgung hätten, unter anderem die Erkennung und Behandlung kostspieliger Krankheiten bereits im Frühstadium.

Aber KI kann auch Schattenseiten haben. Schon oft wurde sie missbräuchlich eingesetzt, vom Betrug bis hin zur Ausbeutung oder politischen Zwecken. Menschen werden ihre Arbeitsplätze verlieren. Aber in der Regel findet Technologie Eingang in den Alltag. Das war schon so, als die Höhlenbewohner anfingen, aus Ästen Keulen zu schnitzen. KI braucht Standards, ebenso wie die sozialen Medien, die Medizin und viele andere Branchen.

Die Welt braucht einen neuen Wachstumstreiber. Die Auswirkungen der Beendigung des Kalten Krieges, der wundersamen Urbanisierung Chinas und der Kommunikationsrevolution der 1990er lassen nach. Die Menschen werden älter, die ungleiche Lohnverteilung greift immer weiter um sich, und der ganze Planet steckt in einer Nachhaltigkeitskrise. Von einer Nutzung des Potenzials von Maschinen, das auf Jahrtausenden menschlicher Erfahrung, Entdeckung und Wissen beruht, dürften Investoren und vor allem die Menschen profitieren.

Von Chris Iggo, CIO Core Investments, AXA Investment Managers

1 Quelle: FactSet, Stand der Daten 14. September 2023 (in US-Dollar). Die Performance der Vergangenheit ist kein Hinweis auf künftige Erträge.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
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