Gefühlt hat das Thema Nachhaltigkeit bei Anlegern im Zuge von Pandemie, Inflation und Ukraine-Krieg eine Delle erhalten. Eine repräsentative Studie von AXA Investment Managers (AXA IM) zeigt nun, dass die Präferenz zur nachhaltigen Geldanlage bei deutschen Privatinvestoren seit Vor-Pandemie-Zeiten zumindest auf der Stelle verharrt. So ist der Teil der Befragten mit ESG-Anteilen im Portfolio im Vergleich zu 2021 um 2 Prozentpunkte auf 26% leicht gestiegen. Allerdings geben 62% an, grundsätzlich ihre eigenen ethischen Ansichten in ihr Portfolio integrieren zu wollen. Es stellt sich die Frage, wie diese Diskrepanz zwischen Absicht und tatsächlichen Investments zustande kommt.
Mangelnde Transparenz häufigster Grund, Nachhaltigkeit bei der Geldanlage außen vor zu lassen
Befragt man diejenigen, die aktuell nicht in ESG-Anlagen investiert sind – und dies auch nicht vorhaben – nach den Gründen, wird mit 31% am häufigsten mangelnde Transparenz angegeben. Die Betreffenden bemängeln fehlende Klarheit darüber, in welche Werte ESG-Anlagen investieren, und sind nicht davon überzeugt, dass als nachhaltig ausgewiesene Produkte auch tatsächlich nachhaltiger sind als Produkte ohne ESG-Label. Gleichzeitig ist Transparenzverbesserung (42%) auch die am häufigsten gewünschte Maßnahme, um ESG-Investments attraktiver zu machen.
Jane Wadia, Head of Sustainability, Core Products & Clients, bei AXA IM, sieht dringenden Handlungsbedarf: „Dass nachhaltiges Investieren in den letzten zwei Jahren kaum an Zugkraft dazugewinnen konnte, hat nicht nur makroökonomische und geopolitische Gründe. Anleger wollen wissen, wo und wie ihr Geld investiert wird – sowohl im Sinne der Nachhaltigkeit als auch der finanziellen Erträge. Um Kunden dabei zu helfen, sich in diesem sich schnell entwickelnden Bereich der Geldanlage zurechtzufinden, vermag es einer klareren und transparenteren Kommunikation. Dabei spielen wir bei AXA IM so wie die gesamte Assetmanagement-Branche und auch die Beratung eine wichtige Rolle. Das Vermögen von Privatinvestoren wird dringend benötigt, um ESG-Ziele wie die Energiewende und das Pariser Abkommen zu schaffen.“
Offene ESG-Lücken in der Finanzberatung
In diesem Zusammenhang lohnt ein Blick darauf, wie und wo deutsche Anleger Information über ESG-Anlagen einholen. Während die Bank als Ansprechpartner am häufigsten genannt wird (34%), konsultieren lediglich 19% der Investierten einen unabhängigen Finanzberater – Deutschland ist mit diesem Wert europaweit Schlusslicht. Von denjenigen, die Beratung in Anspruch nehmen, hatten 23% noch nie ein ESG-bezogenes Gespräch, 13% hätten sich ein solches aber ausdrücklich gewünscht. Immerhin scheint aber die Qualität bei ESG-bezogenen Beratungsgesprächen hoch zu sein, denn die überwiegende Mehrheit derjenigen, die ein ESG-Gespräch hatten, sind mit ihrer Beratung zufrieden. 71% attestierten ihrer Beratung eine hohe ESG-Expertise, 77% sahen ihre eigenen Ansichten berücksichtigt.
Zweifel an Renditefähigkeit nachhaltiger Anlagen in Deutschland noch weit verbreitet
Interessant ist auch der nach mangelnder Transparenz zweithäufigste genannte Grund, nicht in als nachhaltig ausgewiesene Anlagen zu investieren. Tatsächlich investieren 28% auch deshalb nicht nachhaltig, weil sie nicht an die Vereinbarkeit von finanziellen Zielen und Nachhaltigkeit glauben. 22% befürchten immer noch explizit, bei ESG-Investments auf Rendite verzichten zu müssen. 31% wünschen sich einen größeren Track-Record von ESG-Investments, um die Performance besser bewerten zu können.
Die bereits zweite Auflage der ESG-Investoren-Studie wurde von H/Advisors Cicero im Auftrag von AXA IM durchgeführt. Dabei wurden global 12.000 Menschen nach ihrem Verhältnis zur nachhaltigen Geldanlage befragt, darunter 1.000 in Deutschland, wobei die Ergebnisse mit der ersten Auflage aus dem Jahr 2021 verglichen werden.
Die globalen Studienergebnisse können hier eingesehen werden.