Höhere längerfristige Zinssätze und der Trend, dass sich Banken aus bestimmten Kreditgeschäften zurückziehen, werden dem Vermögensverwalter AXA IM Alts zufolge weiterhin Chancen für die Anbieter von Alternative Credit schaffen. „Im Vergleich zu früheren Zinserhöhungsperioden haben sich die Unternehmen als sehr widerstandsfähig erwiesen. Die Zahlungsausfälle liegen weltweit unter ihrem historischen Durchschnitt“, schreibt Christophe Fritsch, Globaler Leiter Alternative Credit bei AXA IM Alts, in seinem Halbjahresausblick Alternative Credit. Allerdings würden sich die hohen Finanzierungskosten über einen längeren Zeitraum hinweg negativ auf Unternehmen und Haushalte auswirken.
„Bei den Immobilienkrediten haben die höheren Kreditkosten die Renditen für erstklassige Vermögenswerte unter Druck gesetzt“, so Fritsch. Der Vermögensverwalter beobachtet eine Erholung der Bewertungen, die nicht gleichmäßig verteilt sein wird. Vielmehr würden hier die Lage, die Energieeffizienz sowie die strukturellen Trends, die bestimmte Sektoren unterstützen, ausschlaggebend sein. Die Bewertungen würden zudem durch einen Nachholbedarf an Finanzierungen gestützt. „Die Geldgeber halten sich während des jüngsten Wachstumszyklus mit Refinanzierungen zurück. Strukturelle Trends wie Digitalisierung und Dekarbonisierung haben jedoch den Investitionsbedarf in vielen Sachwertbereichen erhöht“, schreibt der Experte. „In den nächsten Jahren wird voraussichtlich Liquidität gefragt sein. Dies versetzt Anbieter von Alternative Credit in eine gute Position, um attraktive Covenants auszuhandeln.“
Die anhaltend höheren Zinssätze haben den Trend, dass sich Banken aus bestimmten Kreditgeschäften zurückziehen, noch verschärft, stellt AXA IM Alts fest. Untersuchungen über die Kreditvergabe zeigten, dass Banken nach wie vor nicht bereit seien, ihre Kreditvergabestandards zu lockern. Die Folge sei ein verhaltener Kapitalfluss in die Wirtschaft. Fritsch ist der Ansicht, dass private Kredite diese Finanzierungslücke weiterhin füllen werden. „Aufgrund des geringeren Wettbewerbs seitens der Banken können Anbieter von Alternative Credit bessere Spreads und kreditgeberfreundlichere Strukturen erzielen.“
Weiter geht der Vermögensverwalter davon aus, dass die Märkte anfällig für negative Schocks bleiben. Zwar habe die Markterholung zu einer Verengung der Kreditspreads geführt, sprich die Risikoprämien seien gesunken. Doch während die Inflation allmählich zurückgehe, machten die hohen Zinsen die Unternehmen anfälliger für geopolitische Risiken. Zudem stellt Axa IM Alts fest, dass die wirtschaftliche Unsicherheit und die längerfristig höheren Zinssätze sich auch auf den Konsum ausgewirkt haben. So gerieten in den USA immer mehr Kreditnehmer mit ihren Kreditkartenzahlungen in Verzug, und auch bei Autokrediten würden die Zahlungsrückstände zunehmen. „Vor dem Hintergrund unseres Szenarios ‚Mehr Geld für mehr Zeit‘ sind wir der Ansicht, dass die Allokation innerhalb der Konsumgüteranlagen auf weniger zinsempfindliche Anlagen ausgerichtet werden sollte“, schreibt der Experte. Allgemein sollten Investoren bei der Anlageklasse Alternative Credit selektiv vorgehen und sich auf Bereiche konzentrieren, die entweder durch strukturelle Trends gestützt werden, oder auf Teile des Marktes, die weniger negativ von höheren längerfristigen Zinssätzen betroffen sind.