- Schwierige Gemengelage für den neuen französischen Finanzminister.
- Nicht nur Frankreich schwächelt Die EZB müsste mehr tun, aber sie schweigt.
- US-Märkte immer noch erstaunt über die Konjunkturdaten, aber noch immer ist kein gravierender Abschwung in Sicht.
Dass Frankreich jetzt einen höheren Schuldendienst leisten muss als Spanien, ist eine Mahnung. Damit die Haushaltskorrektur glaubwürdig sein kann, muss das Budget für das Jahr 2025, das dem Parlament nächste Woche vorgelegt werden soll, ausreichende Einsparungen vorsehen. Die Regierung hat es mit einem komplexen Konjunkturumfeld zu tun. Die französische Binnennachfrage ist schwach. Ohne staatsfinanzierte Konsumausgaben und staatliche Investitionen, wäre die Binnennachfrage schon seit dem 4. Quartal 2023 rückläufig. Der Finanzminister muss einen Drahtseilakt vollbringen: Das Defizit muss ausreichend stark gesenkt werden, damit ihm die Märkte und die EU das Vorhaben einer Haushaltskorrektur abnehmen. Zugleich darf er aber keine Rezession auslösen, die den Haushalt belasten würde. Eine nur kleine Korrektur für das Jahr 2025 würde nur dann akzeptiert, wenn sie mit einer überzeugenden mittelfristigen Strategie einherginge. Deshalb müssen die Unternehmen in die Lage versetzt werden, weiter zu investieren.
Frankreich ist nicht das einzige EU-Mitglied das schwächelt. In Deutschland steigt die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen, und die Unternehmensumfragen sind nicht ermutigend. Auch wenn die südlichen Mitgliedsländer mehr als solide wachsen, scheint es immer weniger gerechtfertigt, dass sich die Falken der EZB ausschließlich auf die Inflationsrisiken konzentrieren, zumal sich die Verkaufspreise Umfragen zufolge normalisieren – auch im Dienstleistungssektor. Letzten Freitag rechneten die Märkte mit einer 75-prozentigen Wahrscheinlichkeit damit, dass die Zinsen am 17. Oktober um 25 Basispunkte gesenkt werden. Auch wir meinen zwar, dass die Geldpolitik schnell gelockert werden muss, aber das Fehlen jeglicher Hinweise darauf, dass der EZB-Rat seine Prognose geändert hat, lässt uns zweifeln, dass die nächste Senkung vor Dezember stattfinden wird, auch wenn das mit jedem Tag ein bisschen problematischer wird.
In den USA waren die Märkte erstaunt über die aktuellen Konjunkturdaten, aber ein weiterer Rückgang der Erstanträge auf Arbeitslosengeld bei einem gleichzeitigen leichten Anstieg der Kerninflation könnten ein Signal sein, dass die Fed den Wachstumsschub, den sie mit ihrem letzten Dot Plot signalisiert hat, noch nicht vollständig umgesetzt hat. Die Arbeitsmarktdaten dieser Woche können die Marktdynamik verändern, aber sehr wahrscheinlich ist das nicht.
Von Gilles Moëc, Chief Economist und Head of Research, AXA IM