Die Marktbewegungen vor den Wahlen zeigen, wie kurzfristig Aktien oft reagieren. In den letzten zwölf Monaten stiegen US-Aktien überdurchschnittlich; offensichtlich machten die Wahlen keine Sorgen. Zugelegt haben vor allem Sektoren, für die man Vorteile durch einen Trump’schen Sieg erhoffte, etwa Finanzwerte. Defensivere Branchen wie Gesundheit und Konsumverbrauchsgüter oder Titel mit starkem Chinabezug wie Grundstoffe waren schwächer.
Unmittelbar vor den Wahlen schien man der Kursentwicklung zufolge dann mit einem Sieg Trumps zu rechnen. Die Trump-Modellportfolios wichtiger Broker entwickelten sich besser als ihre Harris-Modellportfolios. Aktien, denen man Vorteile durch einen Sieg Trumps zutraute, lagen also vor Titeln, die wohl von einer Präsidentin Harris profitieren würden.
Insgesamt entwickelten sich Aktien weiter gut; Inflation und Zinsen fielen, und auch die Unternehmensgewinne legten ordentlich zu. Kurzfristig war das Umfeld also günstig. Weniger Regulierung, niedrigere Steuern und steilere Zinsstrukturkurven helfen amerikanischen Finanzwerten, Zyklikern, Small Caps und Substanzwerten.
Zölle (und eine expansive Fiskalpolitik) könnten gut für amerikanische Industrieaktien sein, würden aber Exportnationen wie China, Korea, Deutschland und Mexiko schaden. Interessant finden wir den japanischen Aktienmarkt, der weiterhin von Corporate-Governance-Reformen profitieren könnte. Wenn die Bank of Japan den Yen stützt und die Zinsstrukturkurve steiler wird, wäre das auch für den japanischen Finanzsektor gut.
Der mittelfristige Ausblick ist aber weniger klar. Noch wissen wir nicht genau, was Trumps Politik für Inflation, Renditen, Zinsen, Wirtschaftswachstum und Unternehmensgewinne bedeutet. Weil seine Politik aber die US-Industrie stärken und das Arbeitskräfteangebot schrumpfen lassen könnte, sind wir für Robotik und Automatisierung langfristig optimistisch.
In den letzten Jahren hatten Machtwechsel meist nur wenig Auswirkungen auf den S&P 500 als Ganzes. In Trumps erster Amtszeit ist er um etwa 65% gestiegen und damit etwa genauso stark wie in Bidens Präsidentschaft, bis Harris übernahm. Kurzfristig bleiben wir für Aktien optimistisch, und auch mittelfristig sehen wir Wachstumspotenzial.
Von Dominic Byrne, Head of Global Equity bei AXA Investment Managers Core