- Nach der Wiederwahl von Donald Trump könnten Short-Duration-Strategien von einer voraussichtlich restriktiveren Geldpolitik der US-Notenbank und einem möglichen Anstieg der Renditen profitieren.
- Unternehmensanleihen haben sich insgesamt weiterhin positiv entwickelt, insbesondere im High-Yield-Bereich
- Schwellenländeranleihen könnten für Anleger, die eine breitere Diversifizierung ihres Portfolios anstreben, eine interessante Option darstellen.
Anleger konnten in den vergangenen 18 Monaten mit festverzinslichen Wertpapieren solide Gesamtrenditen erzielen. Denn trotz der anhaltenden globalen makroökonomischen Unsicherheiten präsentieren sich die Unternehmen weiterhin robust, und die Renditen bleiben attraktiv. Doch wie gestaltet sich der Ausblick für diese Anlageklasse, wenn Donald Trump wieder ins Weiße Haus einzieht, die Zentralbanken die Zinsen weiter senken und die makroökonomischen Daten uneinheitlich bleiben?
Nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten reagierten die Märkte erwartungsgemäß mit höheren Renditen bei Staatsanleihen und einem stärkeren Dollar. Zurückzuführen ließ sich dies darauf, dass der Markt mit einer fiskalisch expansiven und inflationsfördernden Politik Trumps rechnete, was wiederum die Fed daran hindern könnte, die Zinssätze im erwarteten Maße zu senken. Das Wachstum dürfte über dem Trend liegen, und die Inflation noch über dem Zielwert. Daher könnte die Fed die Zinssätze noch länger oberhalb des neutralen Niveaus halten. Die Zinssenkung um 25 Basispunkte am 7. November zeigt jedoch, dass die Fed ihre Lockerungspolitik fortsetzt, was den Anstieg der Renditen begrenzen könnte.
In diesem Umfeld könnten Short-Duration-Strategien aufgrund der erwarteten restriktiveren Politik der Fed und des möglichen Anstiegs der Renditen gut performen. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, Erträge aus Unternehmensanleihen zu erzielen und gleichzeitig die Auswirkungen von Zins- und/oder Spread-Volatilität abzumildern.
Die Credit Spreads sind im historischen Vergleich weiterhin eng, wie in Grafik 1 ersichtlich. Infolge einer relativ robusten Konjunktur hat sich der Spread-Aufschlag verringert.
Insgesamt zeigt der Markt für Unternehmensanleihen auch weiterhin eine überdurchschnittliche Performance, besonders in den niedrigeren Bonitätssegmenten. Seit Jahresbeginn (YTD) hat der US-High Yield-Markt (HY) mit einer Rendite von 8,03 Prozent andere festverzinsliche Märkte übertroffen, darunter US-Investment-Grade-Anleihen mit 5,76 Prozent und 10-jährige US-Staatsanleihen mit 3,02 Prozent.
Trotz aktuell schon enger Credit Spreads erwarten wir, dass US-High Yields zumindest kurzfristig von den geplanten Zöllen der Trump-Regierung profitieren könnten. Denn diese fördern das Binnenwachstum, was sowohl die Spreads als auch die Ausfallraten niedrig halten dürften.
Auf der anderen Seite des Atlantiks hat die EZB ihr Ziel bei der Eindämmung der Inflation schon teilweise erreicht. Dadurch verfügt sie nun über Handlungsspielraum, um im Falle eines wirtschaftlichen Abschwungs zu reagieren. Für Euro-Unternehmensanleihen sollte das zuträglich sein. Obwohl die Fundamentaldaten vieler Emittenten sehr robust sind, liegen derzeit die Gesamtrenditen für Euro-Unternehmensanleihen deutlich über ihrem Zehn-Jahres-Durchschnitt. Primär ist dies auf die gestiegenen Renditen von Staatsanleihen zurückzuführen und weniger auf Credit Spreads, die eine andere Dynamik aufweisen. Denn in den letzten zwölf Monaten haben sich die Credit Spreads – so auch in den USA – deutlich verengt.
Aus technischer Sicht erleben wir ein wichtiges Jahr mit einer hohen Nachfrage am Markt. Es gibt teilweise Neuemissionen, die vier- bis fünffach überzeichnet sind im Vergleich zum ausgegebenen Volumen. Wir erwarten, dass dieses Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auch in den kommenden Monaten bestehen bleibt.
Vor allem Euro-High-Yields haben bis hierhin dank solider Fundamentaldaten der Unternehmen eine starke Performance erzielt. Die Ausfallquote liegt zwar höher als vor der COVID-Zeit mit quantitativen Lockerungen und günstigen Refinanzierungsbedingungen, bleibt jedoch auf einem überschaubaren Niveau. Dies wirkt sich insgesamt positiv auf die Renditen aus.
Mit Blick auf Sektoren sind Finanzwerte weiterhin attraktiv, da sich die Hauptrisiken, wie etwa notleidende Kredite, nach wie vor auf niedrigem Niveau bewegen. Immobilienemittenten, die seit dem Zinsanstieg 2022 aufgrund ihrer hohen Fremdfinanzierung unter Druck standen, gewinnen nun wieder an Attraktivität. Mit den sinkenden Zinssätzen können sie über alle Senioritäten hinweg Anleihen emittieren. Ob es sich um vorrangige, nachrangige, unbefristete Anleihen oder die bekannten AT1-Anleihen handelt, wir sehen einen sehr dynamischen Markt.
Und auf lange Sicht?
Für Anleger, die ihr festverzinsliches Portfolio breiter diversifizieren möchten, könnten Schwellenländeranleihen eine Überlegung wert sein. Schwellenländer standen im Jahr 2024 zwar nicht sonderlich im Fokus – als Gründe wären hier die Immobilienkrise in China zu nennen, sowie die Sorge um eine deutlich restriktivere US-Geldpolitik. Beides hat letztendlich die Attraktivität von Barmitteln erhöht
Nun legen allerdings bessere Marktrenditen, ein sich erholendes wirtschaftliches Umfeld und die Aussicht auf niedrigere US-Zinsen eine Neubewertung des Potenzials für Schwellenländer-Anleihen nahe. Unser Basisszenario ist nach wie vor eine weiche Landung der US-Wirtschaft, doch der Sieg von Trump könnte zu Änderungen von Timing und Frequenz der Zinssenkungen führen. Das könnte wiederrum die geldpolitischen Zyklen anderer Zentralbanken beeinflussen und Schwellenländer-Anleihen Wind aus den Segeln nehmen. Derzeit wird angesichts der starken US-Wirtschaft und der chinesischen Konjunkturmaßnahmen ein besseres BIP-Wachstum in den Schwellenländern erwartet, insbesondere wenn die chinesische Politik die Erwartungen übertrifft.
Bei Staatsanleihen aus Schwellenländern haben wir in der zweiten Jahreshälfte einen deutlichen Trend zu Hochstufungen gegenüber Herabstufungen beobachtet. Bei Unternehmen aus diesen Regionen war das Gewinnwachstum im vergangenen Jahr solide, und die Prognosen für 2024 wurden nach oben korrigiert, da die Disinflation in einigen Bereichen zur Senkung der Rohstoffkosten beigetragen hat.
Schwellenländer-Unternehmen im High-Yield-Bereich verfügen typischerweise über Liquiditätspuffer, die über die Abdeckung der kurzfristigen Verbindlichkeiten hinausgehen. Da der chinesische Immobiliensektor weitgehend aus den relevanten Indizes entfernt wurde, erwarten wir 2024 eine deutlich geringere Ausfallquote als in den vergangenen zwei Jahren.
Abwechslung ist die Würze des Lebens
Auch wenn die Zinsen sinken, befinden wir uns nicht in einem Nullzinsumfeld, das den Anleihenmarkt über lange Zeit belastet hat. Höhere Renditen bringen jedoch auch eine gewisse Volatilität mit sich. Denn der Markt versucht zu antizipieren, ob Veränderungen der Renditekurve in den USA auch Auswirkungen auf andere Länder haben werden. Glücklicherweise war die Vielfalt an festverzinslichen Anlageoptionen noch nie so groß wie heute – mit Möglichkeiten, die sowohl unterschiedliche Regionen als auch spezifische Themen abdecken und den Bedürfnissen der Anleger gerecht werden.
Von Bruno Bamberger, Senior Solutions Strategist bei AXA Investment Managers