- Eine vernünftige Wachstumsstrategie in der EU wäre vermutlich die bessere Antwort auf eine protektionistische US-Regierung als Vergeltungsmaßnahmen. Angesichts der hohen Summen, die durch Europas Importe fossiler Brennstoffe in den Rest der Welt fließen, würde „grünes Wachstum“, beispielsweise durch eine Elektrifizierung, der EU-Wirtschaft gut tun.
- Die Daten zur Realwirtschaft verlangen schnelle Maßnahmen der EZB.
Die Ernennung von Scott Bessent – der allgemein als Pragmatiker gilt – zum Finanzminister, nachdem zuvor der radikalere Howard Lutnick zum Chef im Handelsministerium bestimmt wurde, deutet darauf hin, dass sich Donald Trump möglicherweise noch nicht endgültig entschieden hat, wie weit er mit seinen Zollerhöhungen gehen will. Wir haben uns die jüngsten Äußerungen von Bessent näher angesehen. Wie viele US-Volkswirte, darunter auch Ökonome, die dem Mainstream zuzuordnen sind, kritisiert er an Europa vor allem die fehlende Nachfrage, weil sie den Aufbau von Handelsbeziehungen einschränkt, von denen beide Seiten profitieren. Eine vernünftige Wachstumsstrategie in der EU würde Europa vielleicht nicht vollständig vor den Folgen der protektionistischen Tendenzen der USA bewahren, aber sie könnte am Ende sinnvoller sein als noch so umsichtige Vergeltungsmaßnahmen. Empirische US-Daten aus der Zeit des ersten Handelskriegs der USA mit China deuten darauf hin, dass selbst wirtschaftliche Verluste infolge chinesischer Vergeltungsmaßnahmen nichts an der protektionistischen Politik der Regierung geändert haben.
Die Energiewende könnte der Schlüssel für die EU-Wachstumsstrategie sein. Vor dem Hintergrund der nachlassenden Klimafortschritte mag dies überraschend klingen. Aber aus unserer Sicht ist die Dekarbonisierung gut für die europäische Wirtschaft – wenn bedenkt welche Summen durch die Nettoimporte fossiler Brennstoffe in die übrige Welt fließen (insbesondere in die USA). Hinzu kommen die langfristigen Kosten für Investitionen aufgrund der damit verbundenen Volatilität. Weitere Fortschritte bei der Elektrifizierung würden Europas Ausgaben für fossile Brennstoffe senken. Das wäre zwar mit enormen Investitionen verbunden, aber anstatt diese nur als Kosten zu betrachten, sollte man auch die klaren wirtschaftlichen Vorteile berücksichtigen.
Die politischen Verhältnisse in Frankreich und Deutschland sind derzeit nicht dazu geeignet, den erforderlichen Strukturwandel zu vollziehen. Unterdessen hängen die Aussichten für Europa vor allem von der EZB ab. Wir haben die jüngsten Daten analysiert: Sie legen einmal mehr nahe, dass die EZB schleunigst ihre restriktive Geldpolitik beenden sollten.