Wachstum, KI und Anleihenrenditen: Warum die Märkte trotz Unsicherheiten weiterhin Potenzial bieten
von Chris Iggo, CIO Core Investments
„Die wesentlichen makroökonomischen Aussichten bleiben aus unserer Sicht günstig für Aktien und Anleihen – trotz der Marktunsicherheiten im Zuge von Trumps recht radikalen politischen Vorhaben.“
„Ein moderates Wachstum, stabile Inflation und niedrige Zinssätze sollten sich positiv auf die Märkte auswirken. Bei Anlageentscheidungen müssen jedoch angesichts politischer und anderer Unsicherheiten die Widerstandsfähigkeit der Cashflows und die Bewertungen beachtet werden.“
„Momentan gehen wir nicht von einer Rezession im Jahr 2025 aus, was voraussichtlich sowohl positiven Aktienrenditen als auch attraktiven Ertragschancen bei Unternehmensanleihen zuträglich ist.“
„Auch Small-Cap-Aktien könnten von niedrigeren Steuern und Zinssätzen profitieren. Gewinnerwartungen wurden hier bereits nach oben korrigiert.“
„Anlass zur Sorge bereiten die Bewertungen, insbesondere in den USA, wo die Aktienmultiplikatoren und Kreditspreads die Risikoprämien verringert haben. Die einfache Risikoprämie für US-Aktien ist bei einigen Messgrößen sogar ins Negative gerutscht. Jegliche Andeutungen, dass radikale politische Maßnahmen die Unternehmensgewinne beeinträchtigen könnten, hätten wahrscheinliche negative Auswirkungen auf die US-Aktienmultiplikatoren und somit die Gesamterträge. Angesichts des aktuellen Renditeniveaus dürften Anleihen einen gewissen Ausgleich im Falle eines Rückgangs der Aktienbewertungen bieten.“
US-Wirtschaft unter Trump: Solides Wachstum 2025, aber Herausforderungen ab 2026
von David Page, Head of Macro Research
„Wir gehen nicht davon aus, dass Trump alle angekündigten Maßnahmen – also Zollerhöhungen, die Abschiebung von Migranten oder eine Lockerung der Steuerpolitik – in vollem Umfang umsetzen wird. Trotzdem wird das Ausmaß der Umsetzungen vermutlich bis ins Jahr 2026 seine Wirkung zeigen und ausreichen, um das US-Wachstum erheblich zu beeinflussen."
„Die US-Wirtschaft dürfte 2025 ein weiteres solides Jahr verzeichnen, unterstützt durch die stabile Konjunktur und eine zusätzliche Lockerung der finanziellen Bedingungen – teilweise als Reaktion auf Trumps Wahlsieg. Dabei gehen wir von einem Wachstum von 2,3 Prozent aus.“
„Wir erwarten aber auch, dass die neue Regierung nach Amtsantritt zügig wachstumshemmende Maßnahmen ergreifen wird, wodurch sich das Wachstum im Laufe des Jahres 2026 deutlich verlangsamen dürfte. Das jährliche Wachstum 2026 wird voraussichtlich bei 1,5 Prozent liegen, wobei das annualisierte Wachstum im zweiten Halbjahr 2026 noch schwächer ausfallen dürfte.“
„Die Unabhängigkeit der Fed unter Trump wird in Frage gestellt. Denn sowohl er als auch der designierte Vizepräsident haben verlauten lassen, dass der US-Präsident Einfluss auf die Geldpolitik haben sollte. Kürzlich äußerte Trump jedoch, dass er der Fed keine direkten Handlungsanweisungen erteilen wolle, sondern lediglich das Recht beanspruche, ihre Politik zu kommentieren. Trump deutete zudem seine Absicht an, Jerome Powell bis zum 15. Mai 2026 im Amt zu lassen. Dies dürfte die Befürchtungen einer Amtsenthebung Powells zerstreuen. Auch aus rein rechtlicher Perspektive wäre eine Amtsenthebung aus unserer Sicht schwieriger, als es zunächst den Anschein macht. Dennoch könnte die Fed Trumps Unmut zu spüren bekommen, wenn sie ihren Lockerungszyklus als Reaktion auf die Regierungspolitik beendet.“
Wirtschaftswachstum, EZB und politische Unsicherheiten: Was die Eurozone bis 2026 erwartet
von François Cabau, Senior Economist Macro Research – Core Investments & Hugo Le Damany, Economist, Macro Research – Core Investments
„Wir erwarten, dass der anhaltende wirtschaftliche Aufschwung der Eurozone anhält. Aufgrund der unerwartet positiven Ergebnisse im dritten Quartal haben wir unsere Wachstumsprognose für 2024 um 0,1 Prozentpunkte auf 0,8 Prozent angehoben. Für die Folgejahre bleiben wir jedoch bei einer zurückhaltenderen Einschätzung als der Marktkonsens und prognostizieren ein BIP-Wachstum von 1,0 Prozent für 2025 und 1,3 Prozent für 2026.“
„Wir erwarten, dass die Investitionstätigkeit ab der zweiten Jahreshälfte 2025 nach einem Jahr der schrittweisen Lockerung der restriktiven Geldpolitik sowie wohl weiteren bevorstehenden Lockerungsmaßnahmen wieder leicht anziehen wird. Das dürfte die niedrigen Gewinnmargen mehr als ausgleichen."
„Es gibt zwei Gründe, warum die EZB bei ihren geldpolitischen Reaktionen proaktiver werden könnte. Erstens hat sich das schwache Wachstum in der Eurozone im Vergleich zu den Vorjahren von der Angebotsseite zur Nachfrageseite verlagert. Und auf letztere kann die EZB durch Anpassungen ihrer Zinspolitik direkten Einfluss nehmen kann. Zweitens könnte die EZB aus Risikomanagement -Gesichtspunkten heraus ein entschlosseneres Vorgehen während des Übergangs zu einer expansiveren Geldpolitik an den Tag legen. So könnte sie außergewöhnlichen Maßnahmen wie negative Zinssätze und/oder einer quantitativen Lockerung vorbeugen.“
„Wir erwarten, dass die Preisentwicklung weiterhin von einer Verbesserung der Angebotsbedingungen und einer schwächeren Nachfrage geprägt sein wird. Angesichts der schwachen Nachfrageaussichten innerhaln der Eurozone gehen wir davon aus, dass die Inflation im Jahr 2025 mit 1,9 Prozent und im Jahr 2026 mit 1,7 Prozent stabil bleibt, womit sie unter dem zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) liegen würde."
„Wir erwarten nicht, dass die vorgezogenen Neuwahlen in Deutschland sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene zu wesentlichen Veränderungen führen werden. In Frankreich und Spanien bestehen ebenfalls fragile Regierungskoalitionen, weshalb vorgezogene Neuwahlen in beiden Ländern in den kommenden Jahren nicht ausgeschlossen sind. Diese Entwicklungen verdeutlichen zudem die Schwächen der neuen Europäischen Union.“