US-Präsident Donald Trump kann der wirtschaftlichen und politischen Weltordnung nicht viel abgewinnen. Seiner Ansicht nach wurden die USA in diesem System unfair behandelt. Besonders deutlich wird dies an seinem Ärger über die Höhe der Nettoverschuldung der USA, die sich im dritten Quartal (Q3) 2024 auf rund 24 Bio. USD belief. Jahrelang ausufernde US-Handelsdefizite haben dazu geführt, dass der Rest der Welt mehr Dollar-Vermögenswerte hält. Trumps Fokus auf Zölle wird als Versuch gewertet, ein als ungerecht empfundenes globales Handelssystem geradezurücken.
Den Handelsdefiziten stehen Kapitalströme in die USA gegenüber, die in US-Staatsanleihen, Immobilien, Direktinvestitionen in US-Unternehmen und Aktien börsennotierter Firmen, börsengehandelte Indexfonds und Investmentfonds geflossen sind. Je höher das Handelsdefizit, desto größer die Kapitalflüsse, wobei sich das Vertrauen der ausländischen Anleger auf den Status des Dollars als Leitwährung stützt. Was aber wird geschehen, falls sich das Handelsdefizit aufgrund von Zöllen tatsächlich verringert? Auch die Kapitalzuflüsse dürften abebben. In den letzten Jahren konnten US-Aktien beträchtliche Zuflüsse verzeichnen (allein in Q3 2024 investierten Ausländer 230 Mrd. USD in diese Titel). Dies befeuerte einen Kreislauf: Zuflüsse ließen die Aktienrenditen steigen, und hohe Renditen zogen Zuflüsse an. Die Folge war eine Outperformance der USA. Sollten sich die Kapitalflüsse verringern, könnte sich die Bewertungslücke zwischen den US-Märkten und dem Rest der Welt verkleinern. Wie heißt es noch so schön: Bedenke gut, was du dir wünscht.
Von Chris Iggo, CIO Core Investments, AXA Investment Managers