Inflationsrisiken dominieren die geldpolitische Strategie
Laut Page versuchte Fed-Chef Jerome Powell in seiner Pressekonferenz, die Risiken einer anhaltend hohen Inflation herunterzuspielen. Dennoch sieht der Ökonom keine baldigen Zinssenkungen:
"Wir erwarten, dass die Inflationsentwicklung die Zinssenkungen der Fed bis zum Jahresende verzögern wird. Eine erste Senkung dürfte nicht vor Jahresende erfolgen, mit weiteren Reduzierungen auf 3,50 Prozent im nächsten Jahr. Jedoch bleibt das Risiko bestehen, dass die Fed schneller handeln muss."
Damit bleibt die Unsicherheit hoch: Während sich die Inflation zuletzt nur langsam abkühlte, könnte ein erneuter Anstieg die Fed zu einer weiteren Verzögerung zwingen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass sich das Wachstum stärker abschwächt als erwartet – was eine frühere Intervention notwendig machen könnte.
Fed-Kommunikation sorgt für Verwirrung
Page kritisiert zudem die uneinheitliche Kommunikation der Fed. Während die begleitende Stellungnahme von „solidem“ Wachstum sprach, hob Powell gleichzeitig eine „Mäßigung der Verbraucherausgaben“ hervor.
"Wir halten die heutigen Aussagen der Fed für verwirrend – was angesichts der bestehenden Unsicherheit in gewisser Weise nachvollziehbar ist."
Laut Page reflektieren die neuen Wirtschaftsprognosen der Fed einen negativen Angebotsschock: Das Wachstum werde sich abschwächen, die Arbeitslosenquote bleibe weitgehend stabil, während die Inflation höher ausfalle. Powell argumentierte, dass die gedämpften Wachstumserwartungen die höheren Inflationsprognosen ausgleichen und deshalb keine Anpassung der Zinspolitik nötig sei.
Wirtschaft stabil, aber erste Schwächeanzeichen erkennbar
Trotz der vorsichtigen Kommunikation der Fed sieht Page das Risiko einer wirtschaftlichen Abschwächung. Zwar wurde in der Erklärung betont, dass die Wirtschaftstätigkeit weiterhin solide sei, doch Page mahnt zur Vorsicht:
"Abgesehen von der Temporeduzierung in der Quantitativen Straffung wurden in der abschließenden Erklärung nur wenige Änderungen vorgenommen. Dass die Wirtschaftstätigkeit weiterhin als solide bezeichnet wird, ist jedoch bemerkenswert. Wir stimmen dem zwar grundsätzlich zu, weisen jedoch darauf hin, dass die Konjunktur im ersten Quartal deutlich schwächeln könnte, bevor eine Erholung im zweiten Quartal einsetzt."
Ein besonderes Ungleichgewicht sieht Page zwischen der Wachstumsverlangsamung und der nahezu unveränderten Arbeitslosenprognose:
"Obwohl ein erheblicher Rückgang der Produktion prognostiziert wird, bleibt die Prognose für die Arbeitslosigkeit nahezu unverändert – nur 0,1 Prozentpunkte höher in diesem Jahr. Das spiegelt implizit die Verschlechterung des US-Wachstumspotenzials wider."
Von David Page, Head of Macro Research bei Axa Investment Managers