Ganglmair: Nein. So vereinfacht dargestellt ist diese Aussage nicht richtig. Während manche Unternehmen in Inflationsphasen sehr gute Investments sind, sind es andere hingegen nicht. Es gibt Unternehmen, die deutlich unter Inflation leiden, weil sie zum Beispiel steigende Produktionskosten nicht weitergeben können und damit die Marge schmilzt. Eine genaue Analyse ist daher wichtig.
Fondsjournal: Was wäre denn das ideale Geschäftsmodell in Zeiten von Inflation?
Ganglmair: Ausgehend vom Optimalfall sollte das Unternehmen Produkte des täglichen Bedarfs herstellen. Dinge, die man immer braucht, wie etwa Nahrungsmittel oder Toilettenartikel. Zudem sollte die Rohstoffversorgung langfristig abgesichert sein, um Planbarkeit zu gewährleisten. In weiterer Folge sollte das Unternehmen möglichst global aufgestellt, um vor einzelnen staatlichen Eingriffen oder Fehlentwicklungen geschützt zu sein. Generell muss bei Unternehmen, die unter Staatseinfluss stehen, Acht gegeben werden. So sind etwa Versorger in ihrer Preisgestaltung nicht so flexibel, wie es nötig wäre. Die Fremdfinanzierung sollte langfristig und mit Fixzinsvereinbarungen abgesichert sein. Auf der Aktivseite der Bilanz wären möglichst viele Sachwerte wie Grundstücke, Immobilien oder Vorräte gut.
Fondsjournal: Wo könnten Analysefallen liegen?
Ganglmair: Aufpassen muss man bei Unternehmen mit hohen Sachanlagen, die man zumeist linear abschreibt. In Zeiten hoher Inflation entspricht diese Abschreibung aber nicht mehr den inflationsbedingt wesentlich höheren Ersatzanschaffungskosten. Die nötigen Investitionen werden in diesem Fall systematisch unterschätzt. Haben Unternehmen dagegen eine starke Marke, ein etabliertes Vertriebssystem oder ein geschütztes Know-How, so werden für diese Dinge keine Ersatzanschaffungskosten nötig, weil sie auch nicht abgeschrieben werden.
Fondsjournal: Gibt es überhaupt Unternehmen, die all‘ diese Kriterien erfüllen?
Ganglmair: Wichtig ist, als Investor zu verstehen, wie Unternehmen denken und welche Hebel es in der Entwicklung gibt. Es können nicht immer alle Faktoren restlos erfüllt sein. Markennamen wie Coca-Cola kommen den geschilderten Anforderungen sehr nahe. Für unsere Sachwerte-Strategien finden sich jedenfalls genügend attraktive Stories. Ein in Österreich kaum bekanntes Beispiel ist das US-Unternehmen Lindsay Corp. Diese Firma ist unter anderem einer der weltweit führenden Hersteller von Bewässerungsanlagen und hat dadurch eine ausgezeichnete Preissetzungsmacht. Das Unternehmen ist auf allen Kontinenten tätig und weist in der Bilanz Barmittel aus, welche die gesamte Verschuldung abdecken. All das macht im aktuellen Umfeld Sinn, da die steigende Nahrungsmittelnachfrage einen Langfristtrend darstellt. Aufgrund dieser Argumente haben wir gekauft.