Rupp: Der August hat gezeigt, dass die mediale Präsenz von Gold höher ist als die Präsenz in den Depots der Anleger. Skeptiker führen immer wieder an, dass Gold ja keine Zinsen bringe und zudem überteuert sei. Die in den letzten Wochen im Rahmen der Korrektur in vielen Medien vorgebrachten Gründe sind teilweise wortgleich wie bei den letzten Korrekturen, etwa als der Goldpreis von 1.500 Richtung 1.300 Dollar fiel. Gold ist einfach eine Frage des Weltbildes. In taktisch aktiven Depots kann man temporär versuchen Gewinne mitzunehmen. In einer Sachwerte-Strategie ist Gold aber ein wesentlicher Baustein. Es geht nicht um die Entwicklung in diesen Tagen und Wochen, es geht um die Grundverfassung des Systems. Wir denken, dass die mittelfristigen Inflationsrisiken sehr hoch sind. Daran würde auch ein kurzfristiger deflationärer Schock nichts ändern. Wir sagen ja nicht Buy-and-Hold und für alle Zeiten, aber das aktuelle Umfeld unterstützt die Goldpreis-Theorie weiterhin.
Was sind für Sie die wesentlichen Gründe?
Dass Gold keine Zinsen bringt zählt im aktuellen Umfeld nicht. Die kurzfristigen Zinsen in Ländern wie den USA oder Großbritannien sind quasi bei Null, während die offiziellen Inflationsraten bei Niveaus von 3 % bis 4 % liegen. Würde man die ursprünglichen nicht modifizierten Berechnungsmethoden anwenden, so wäre die Inflation sogar noch deutlich höher. Alle großen Notenbanken haben außergewöhnliche monetäre Maßnahmen ergriffen, die aufzeigen, dass die Geldwertstabilität nun nicht mehr ihre Priorität sein kann. Alle Maßnahmen gelten nun dem reinen Systemerhalt. Dies lässt sich auch deutlich an der massiven Abwertung der von ihnen gemanagten Währungen erkennen. Da sich aber alle großen Währungsblöcke aufgrund ähnlicher Notenbankpolitik in einem Abwertungswettlauf befinden, erkennt man dies freilich nicht an deren Preisrelationen untereinander wie EUR zu USD oder USD zu GBP usw., sondern eben nur an deren Abwertung gegenüber der weltweit härtesten Währung, dem Gold. Aber betrachten Sie auch deren Preisverlauf gegenüber anderen klassischen Hartwährungen, zum Beispiel dem Schweizer Franken oder dem Singapur Dollar. Auch hier muss man feststellen, dass die Abwertung außergewöhnlich ist.
Wir halten im Fonds nur Produkte, in denen das Gold auch physisch hinterlegt ist. Es liegt in Form von Barren in Deutschland und in der Schweiz. Es gibt zu viele Finanzprodukte auf Gold ohne echte Hinterlegung. Würden nur einige wenige Prozent dieser Anleger die effektive Ausfolgung verlangen, wäre das Chaos perfekt. Gold wäre dann schlichtweg nicht lieferbar.
Wird es das sogenannte QE3 in den USA geben?
Wir gehen davon aus, dass dieser als Quantitative Easing bezeichnete Gelddruckprozess, also die Finanzierung von Defiziten durch die Notenpresse, früher oder später fortgesetzt werden wird. Immer mehr Indikatoren deuten darauf hin, dass sich die weltweite Konjunktur, trotz der massiven fremdfinanzierten staatlichen Konjunkturprogramme, wieder im Abschwung befindet. Es ist aber sehr zu bezweifeln, dass eine Schuldenkrise mit neuen Schulden bzw. deren Aufkauf durch die Notenbanken bekämpft werden kann. Es würde nur weiter Öl ins Feuer gegossen werden.
Was tut sich im Rohstoffsektor?
Innerhalb des Sachwertefonds wurde bereits Anfang August auf die sich eintrübenden konjunkturellen Aussichten mit einer deutlichen Reduzierung der besonders konjunktursensitiven Rohstoffe wie Öl oder Industriemetalle reagiert und die Gewichtung halbiert. Im Gegenzug wurde die Gewichtung von Agrarrohstoffen Ende August erhöht. Auch Silber wurde nach den Gewinnmitnahmen nahe den Höchstständen nun wieder mit fünf Prozent gewichtet. Der konjunkturelle Einfluss bei Silber hält sich im Gegensatz zu zum Beispiel Kupfer in Grenzen, da dieses in der industriellen Verwendung kaum substituierbar ist und sich aufgrund des technologischen Wandels wie etwa in der der Solarindustrie weiterhin wachsender Nachfrage erfreut.
Gab es weitere taktische Maßnahmen?
Die Aktienquote innerhalb des Sachwertefonds wurde mit weniger als der Hälfte ausgenützt und lag in den letzten Wochen im Bereich von 12 % bis 15 %. Im Bereich der Währungen war zuletzt konsequent die Hälfte des Dollar-Risikos abgesichert. Das Jahr 2011 verläuft bisher in vielen Bereichen turbulent aus einer Kombination von Staatsschulden, politischen Entwicklungen à la Libyen und Konjunktursorgen mit deutlichen Rückgängen des Aktienmarktes. Dennoch konnte die breit aufgestellte Sachwerte-Strategie bisher das Kapital erhalten. Ein Börsespruch sagt: Wenn die See rauer wird muss man Richtung Horizont und nicht ins Wasser blicken. In unserer, als Weltbildfonds definierten, Sachwerte-Strategie gilt dies besonders.