Leithenmüller: Bekannterweise liegt ein mehr als turbulenter Börsensommer hinter uns. Bisher brachte die 3 Banken Value-Aktienstrategie bei vergleichsweise geringerer Schwankung einen höheren Ertrag als etwa der breite Weltindex oder die Euroland-Blue-Chips. Insofern darf man sehr zufrieden sein, wenngleich knapp sechs Monate eine kurze Periode sind.
Worin bestehen Mehrwert und Differenzierung dieser Strategie?
Wir treffen Entscheidungen auf zwei verschiedenen Ebenen. Einerseits wird ein ein konzentriertes Portfolio aus 25 gleichgewichteten Aktien zusammengestellt, sorgfältig ausgewählt und monatlich überprüft. Andererseits stellt sich die Frage des Investitionsgrades. Der Fonds kann auch Absicherungen vornehmen oder eine Cash-Quote von bis zu 50 % aufbauen. Die Einzeltitelauswahl und die Investitionsquote sind zwei völlig unterschiedliche Entscheidungsprozesse, die miteinander nichts zu tun haben. Dies sauber zu trennen macht Sinn.
Wie war der Investitionsgrad in den vergangenen Monaten?
Wir haben noch vor dem deutlichen Einbruch im August erstmals Teile des Marktrisikos rausgenommen. An der Spitze betrugen Absicherungen und Cash-Quote 60 % des Fondsvermögens. Dadurch schlugen die Turbulenzen der Märkte doch erheblich abgemildert durch. Im Laufe des Oktobers haben wir Absicherungen und Cash-Quote wieder aufgelöst. Derzeit ist der Fonds zu 100 % in Aktien investiert.
Warum beschränken Sie sich auf 25 Titel?
Die Erfahrung zeigt, dass eine Überdiversifikation auf beispielsweise über 100 Aktien keinen Mehrwert bringt. Letztendlich werden Indexportfolios daraus. Wir wollen weniger Einzeltitel, die wir dann aber alle gut kennen und verstehen. Die Limitierung auf 25 Einzelaktien bringt auch eine hohe Disziplin mit sich. Will man ein neues attraktives Unternehmen erwerben, muss man ein bestehendes Investment verkaufen. Dies führt zu einer laufenden Analyse aller Einzelaktien und hält damit die Qualität des Portfolios auf hohem Niveau. Zudem machen wir einmal im Monat ein sogenanntes Rebalancing. Das heißt alle 25 Aktien werden wieder auf eine Gewichtung von je 4 % des Fondsvermögens zurückgestellt. Dies bringt den Vorteil, dass man bei Aktien, die gut gelaufen sind, einen Teil der Gewinne mitnimmt. Bei Aktien, die schlechter gelaufen sind, deren Qualität aber unstrittig ist, weil sie ja sonst nicht mehr im Portfolio wären, wird dagegen nachgekauft.
Wie wird die Qualität der Aktien gemessen?
Wir arbeiten hier mit der Analyseabteilung der Deutschen Bank zusammen. Man kann das mit einem Radarschirm vergleichen. Auf Basis klarer Kriterien wird der breite Aktienmarkt gefiltert und jede Bilanz wird sauber analysiert. Wichtig ist, vor allem klassische Fehler zu vermeiden. Oft unterschätzen Analysten in Zeiten höherer Inflation den Wiederbeschaffungswert abgeschriebener Anlagen. Man muss sich exakt anschauen, wie das Unternehmen im Bereich Leasing oder Pensionsverpflichtungen bilanziell vorgeht. Und klarerweise achtet man auf alle traditionellen Kennzahlen wie Cash-Flow, Margen oder Verschuldungsstruktur und vergleicht zuletzt die aktuelle Bewertung des Unternehmens mit dem historischen Schnitt. Dieser klar strukturierte Prozess führt dazu, dass attraktiv bewertete Firmen am Radarschirm auftauchen und eben wieder verschwinden. Das Verschwinden kann zwei Ursachen haben. Entweder ist der Kurs zu hoch gestiegen, oder die Kennzahleneinschätzung hat sich verschlechtert.
Welche Schwergewichte gibt es im aktuellen Portfolio?
Es ist weiterhin auffallend, dass sehr viele Unternehmen aus dem Bereich Pharma/ Gesundheit die Qualitätskriterien erfüllen, weil sich die verbessernde Bilanzqualität bisher zu wenig im Kurs niederschlägt. Beispiele dafür sind Novartis, Roché, Johnson& Johnson, Pfizer, Merck oder Sanofi. Ähnliches gilt für einige Top-Player aus der Informationstechnologie wie beispielsweise Microsoft, Intel oder Cisco Systems. Wichtig ist grundsätzlich auf den Gewinntrend zu achten. Ein Unternehmen, das billig ist, dessen Gewinnerwartungen aber stetig sinken, wird wohl billig bleiben und ist kein gutes Investment. Darauf muss man achten. In der internen Bezeichnung nennen wir diesen Filter „good-value“ plus „good earningsrevisions“.
Was waren die jüngsten Veränderungen?
Die Aktienkorrektur seit Sommer diesen Jahres hat dazu geführt, dass nunmehr auch wieder Öl- und Rohstoffunternehmen als zu billig bewertet am beschriebenen Radarschirm auftauchen. Vor wenigen Tagen haben wir daher im Ölsektor neben Chevron neu in die norwegische StatOil investiert. Im Rohstoffsegment kam zum bestehenden Xstrata-Investment neu der Titel Freeport-McMoRan dazu.