„Mit Propheten unterhält man sich am besten erst drei Jahre später“ – dieser etwas zynische Ausspruch geht auf den Schauspieler und Schriftsteller Peter Ustinov (1921 – 2004) zurück. Der Jahreswechsel ist traditionell ein Anlass auf das alte Jahr zurückzublicken und einen Ausblick ins neue Jahr zu wagen. Prophezeiungen zu machen ist dabei nicht unser Anspruch; exakte Zukunftsprognosen sind nicht möglich. Was wir in bewährter Form aber tun ist Leitplanken zu definieren und unser Weltbild zu beschreiben, um Ihnen Orientierung in den Anlageentscheidungen zu geben. Bevor man sich der Zukunft widmet, ist es allerdings wichtig, das vor einem Jahr Gesagte zu reflektieren. Wo lag man richtig? Wo lag man falsch? Was sind die Lehren daraus? Auch Börse ist lebenslanges Lernen. Viele Prognosen für 2012 werden Sie in diesen Tagen von verschiedensten Quellen finden. Fordern Sie, bevor Sie sich mit dem jeweiligen Ausblick beschäftigen, stets zuerst den kritischen Blick zurück ein. Zu Wenige in unserer Branche tun dies.
Bevor wir in den kommenden Beiträgen in die Einzelbereiche einsteigen, möchten wir Ihnen vorweg einige allgemeine Gedanken mitgeben:
- Es ist nicht die Zeit der Experimente. In turbulenten Kapitalmarktphasen und in einem Umfeld reduzierter Planbarkeit geht „Altbewährtes“ und „Bekanntes“ klar vor „Exotik“ und „Innovation“. Solide Unternehmensanleihen, substanzstarke Aktien und Sachwerte bleiben bevorzugt.
- Die Börsenerfahrung zeigt, dass die „gängige Meinung“ oft falsch ist. Eine Rezession, die alle erwarten, ist nicht annähernd so gefährlich wie ein bildlich gesprochener „Schwarzer Schwan“ – ein völlig unerwartetes Ereignis.
- Wenn ein deutsches Börsenmagazin wie zuletzt vor wenigen Wochen titelte „Die Aktie – ein Nachruf“, dann ist dies für den erfahrener Börsianer ein Zeichen dafür, dass die Bewertungen tief sind und dass Angst anstelle von Euphorie vorherrscht.
- Manche „Experten“ empfahlen zuletzt den Kauf von „Nudeln und Konservendosen als Krisenvorsorge“. Damit fördert man zwar den Verkauf der jeweils geschriebenen Bücher und schafft es – leider – in jede Talk-Show. Die Treffsicherheit solcher Prognosen ist jedoch vernachlässigbar – verwenden Sie daher Ihre Zeit nicht dafür.
Geduld, Gelassenheit und Hausverstand sind die besten Ratgeber für 2012. Geduld vor allem deswegen, da Staatsreformen, die in 10 Jahren nicht gelungen sind, man nicht in wenigen Monaten erwarten darf. Gelassenheit, da mit weniger Kredit und Schulden wohl die kommenden Jahre weniger Wachstum bringen werden als die vergangenen Jahre. Das „Ende des Systems“ bedeutet dies aber nicht. Hausverstand, um gewisse Dinge sachlich und nicht emotional zu diskutieren. Wie etwa die Tatsache, dass etwas Inflation beim Schuldenabbau helfen würde. Eine nachhaltige Deflation wäre das klar schlechteste Szenario für alle. Moderate Inflation wäre somit wünschenswert, damit das Deflationsszenario vermieden werden kann.
Wie jedes Jahr werden uns 2012 auch unvorhersehbare Ereignisse überraschen. Wir können und werden nicht immer richtig liegen, wir werden aber immer klar unsere Sicht der Dinge formulieren. Monatlich im Fondsjournal. Wir wünschen Ihnen eine erfolgreiche Geldanlage 2012!