Österreichische Aktien sind zu billig

Der heimische Aktienmarkt war in den vergangenen Jahren eher eine Hochschaubahn. Geschäftsführer Alois Wögerbauer verwaltet den 3 Banken Österreich-Fonds seit dessen Gründung vor knapp zehn Jahren. Im Interview erläutert er das Umfeld für heimische Aktien und beschreibt die aktuelle Positionierung des Fonds. 3 Banken-Generali Investment | 13.06.2012 11:12 Uhr
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Fondsjournal: Wie ist der Heimmarkt aktuell bewertet?

Wögerbauer: Ein Markt, der im Schnitt um etwa 15 % unter dem Buchwert des Eigenkapitals notiert, der ein KGV von unter zehn aufweist und dessen Dividendenrendite bei knapp 4 % liegt, ist attraktiv. Dies gilt sowohl in der Betrachtung der eigenen Historie als auch im internationalen Vergleich. Der Markt ist somit zu billig, nicht mehr und nicht weniger. Zu wissen wo die Bewertung liegt, ist für jeden Investor wichtig, bedeutet aber nicht, dass unmittelbar eine Änderung bevorsteht. Viele Anleger sind aufgrund der Meldungsflut voll auf die Lage in Griechenland, Spanien & Co. fokussiert und übersehen damit, was auf Einzeltitelebene passiert, wie Unternehmen arbeiten. In vielen Fällen ist die Lage der Unternehmen klar besser als die öffentlich wahrgenommene Stimmung. Wird sich die Wahrnehmung ändern? Ja. Aber es wird dauern. Zu erkennen, dass die aktuell als Staatsschuldenkrise bezeichnete Umgebung im Prinzip ein Anpassungsprozess ist, der ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen wird und somit eine Art Dauerthema ist, braucht Zeit. Schritt für Schritt wird man aber erkennen, dass es auch in diesem Umfeld und in vielen Fällen gerade in diesem Umfeld, erfolgreiche Geschäftsmodelle gibt.

Warum schwankt der Heimatmarkt stärker?

Die notierten Unternehmen machen den Markt und nicht umgekehrt. Das wird bei Indexvergleichen oft übersehen. Die Top-Werte im führenden Index in Zürich sind Nestlé, Novartis und Roché. In Wien dagegen sind es ERSTE, OMV, Andritz, Voest und Immofinanz. Alles Unternehmen, wo das wirtschaftliche Umfeld, oder internationale Finanzmarktunsicherheiten ungleich direkter durchschlagen. Hauptproblem ist derzeit in Wien die sinkende Liquidität. Dass kleinere und weniger liquide Märkte stärker schwanken ist nicht neu und wird sich auch nicht ändern. Für den Wiener Markt sind zwei Dinge besonders wichtig: Erstens eine Rückkehr der Auslandsinvestoren. Sie werden wieder kommen, so wie sie immer wieder gekommen sind, wenn die Bewertungen attraktiv waren. Zweitens eine grundsätzlich positive Neubesetzung der Aktie, der Unternehmensbeteiligung in der öffentlichen Diskussion. Hier gab es in den vergangenen Jahren Rückschläge, die in letzter Konsequenz der Wirtschaft und damit dem Land schaden.

Was raten Sie Investoren?

Das zu tun, was wir auch tun. Verwenden Sie Ihre Zeit nicht dafür, zu überlegen ob der ATX gerade stärker schwankt oder sich in den vergangenen Wochen besser oder schlechter als der DAX hält. Verwenden Sie Ihre Zeit vielmehr dafür, die Unternehmen zu analysieren, zu verstehen, wie das Geschäftsmodell funktioniert, zu sehen ob die Bilanz sauber ist und ein Gefühl zu entwickeln, wie teuer das Unternehmen ist. Wenn Sie hier die Sicherheit gewinnen, in ein gesundes Unternehmen mit gutem Management, solider Bilanzstruktur und chancenreichen Geschäftsfeldern investiert zu sein, dann werden Sie sich nicht mehr von den Marktberichten über Tagesschwankungen irritieren lassen. Und vor allem werden Sie beginnen zu verstehen, welche internationale Entwicklung für Ihr Unternehmen wichtig ist und welche der zahlreichen täglichen Meldungen Meldungen eben überhaupt nicht. Wenn dann wieder mal ein Tag kommt, wo man das Gefühl hat, das A im ATX steht nicht für „Austrian“, sondern für „Angst“, dann machen Sie ab und zu das Gegenteil von dem was alle tun und greifen beherzt zu.

Wo greifen Sie derzeit zu?

Grundsätzlich besteht der Fonds immer aus zwei Arten von Investments. Etwas technisch beschrieben sind dies strategische und taktische Investments. Strategische Investments sind jene, wo man auf Basis des aktuellen Wissenstandes plant, über Jahre investiert zu bleiben. Weil das Geschäftsmodell passt, weil die Positionierung am Weltmarkt überzeugt, weil nicht jede negative Wirtschaftsentwicklung voll durchschlägt. Über diese Investments sollte man dann auch nicht mehr täglich nachdenken. Beispiele dafür sind derzeit etwa austriamicrosystems als technologisch hochwerter Zulieferer für Smart-Phones, Tablet-PC und zahlreichen anderen Anwendungen aus dem Industrie-, Medizin- oder Konsumbereich. Oder Kapsch Traffic als Profiteur davon, dass gerade im aktuellen Umfeld die Bemautung von Straßen als Finanzierungsinstrument für Staaten, Länder oder Regionen an Bedeutung gewinnt. Auch Lenzing oder Andritz fallen in diese Kategorie. Stabile Basistrends stützen die mittelfristige Perspektive. Die globale Aufstellung reduziert den Einfluss regionaler Verwerfungen.

Was ist dann derzeit taktisch interessant?

Taktische Investments sind jene, wo man derzeit einfach eine Unterbewertung ausmacht, weil die eigene Analyse zu einem anderen Ergebnis kommt als der Markt. Hier investiert man nicht unbedingt mit einem Mehrjahreshorizont. Man investiert mit dem Ziel, dass auch der Markt die Unterbewertung erkennt. Wir denken nicht, dass Bankaktien den Kern des Portfolios ausmachen sollten, aber bei Raiffeisen International ist angesichts des Geschäftsmodells der Abschlag zum Buchwert aus unserer Sicht zu hoch. Wir wollen aufgrund unseres globalen Weltbildes kein Übergewicht in Zyklikern, aber RHI ist derzeit mit einem KGV von 6 bis 7 einfach zu billig. Auch bei Immoaktien wie Immofinanz schauen Investoren noch zu sehr auf die Vergangenheit und übersehen, dass das neue Management konsequent auf Rendite und Mieteinnahmen setzt, und nicht auf blinde Expansion.

Welchen Gedanken möchten Sie Anlegern mitgeben?

Entscheidend ist, wo ein Unternehmen tätig ist und nicht an welcher Börse es notiert. Lenzing, Andritz oder RHI machen über 50% ihrer Umsätze in den Emerging-Markets. Als Anleger muss man nicht immer vor Ort investieren, um von Entwicklungen zu profitieren. Ein regional erreichbares Unternehmen in einem global attraktiven Markt ist für einen Anleger die optimale Lösung. Sie müssen Ihr Geld nicht direkt in der Türkei, Indonesien & Co. Anlegen, um an attraktiven Trends teilzuhaben. Heimische Aktien sollten daher Teil jedes Aktienportfolios sein.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.

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