Sie finden nachfolgend in Kurzform (in kursiv) unsere Formulierungen von Jänner und einen aktuellen Kurzkommentar.
Leitplanke 1:
Der Konjunkturcrash kommt nicht, der Systemcrash auch nicht
„Die Europäische Wirtschaft wird sich abschwächen, vor allem in Italien und Spanien; China kann die hohen Raten nicht halten; die USA wachsen ohne Dynamik, aber der Überraschungseffekt fällt weg, denn die Unternehmen sind gut vorbereitet – daher: jene Propheten, die 2012 den Crash der Weltkonjunktur oder des ganzen Finanzsystems sehen, werden nicht Recht bekommen.“
Aktuelle Lage und Ausblick
Europa driftet auseinander, auch wirtschaftlich. Während die Lage in Deutschland und Österreich – noch - gut ist, gibt es aus Spanien und Italien klar negative Signale. Die Emerging-Markets – allen voran Indien, aber auch China – verlieren an Dynamik. Die Entwicklung von Öl und einigen Industrierohstoffen, sowie die Beobachtung der Lagerbestände, legen den Schluss nahe, dass uns das zweite Halbjahr 2012 ein schwächelndes internationales Wirtschaftsumfeld bringen wird. Der Crash bleibt aber neuerlich aus.
Bruttoinlandsprodukt 2008 bis 2012
Leitplanke 2:
Die Strategie der Notenbank und der Politik: Zeitgewinn
„Zeitgewinn und „Durchwurschteln“ wird die zentrale Strategie; den Befreiungsschlag gibt es nicht; Italien und Spanien müssen liquide gehalten werden; egal ob IWF, EZB, Stabilitätsfonds – weitere Staatsanleihen-Käufe werden nötig sein; „Fiskalunion“ wird Wort des Jahres; Renditen von 6 % für einige Länder werden normal.“
Aktuelle Lage und Ausblick
Die Lage hat sich in den vergangenen Monaten eher weiter verkompliziert. Ob Zeitgewinn eine aktive Strategie oder mangelnde Handlungsfähigkeit ist, wollen wir an dieser Stelle nicht bewerten. Die mögliche Ausgabe von EURO-Bonds und das Vorantreiben der Fiskalunion werden zum Test der europäischen Solidarität – mit offenem Ausgang. Für den Anleger muss klar sein, die Notenbanken sind ein neuer starker Spieler am Markt. Sie können Anleihekurse stützen, Zinsen tief halten, Währungen schwächen und mit Liquidität alle Asset-Klassen beeinflussen. Dies zu beobachten und zu antizipieren wird eine zentrale Herausforderung in der Geldanlage, auch und vor allem im zweiten Halbjahr 2012.
Bilanzsumme der Notenbanken in Mrd. USD/Goldpreis in USD
Leitplanke 3:
Die Realverzinsung bleibt weiter negativ!
„Leitzins minus Inflation wird negative Zahl sein; der Basiseffekte und eine schwächere Wirtschaft halten die Inflation 2012 im Zaum, mittelfristige Risiken bleiben erheblich; die EZB-Zinsen werden nicht über 1 % liegen, die US-Zinsen weiterhin nahe Null; negative Realverzinsung über längere Perioden zum Schuldenabbau unabdingbar.“
Aktuelle Lage und Ausblick
FED-Chef Bernanke spricht von „Nullzinsen bis mindestens Ende 2014“, die EZB wird im zweiten Halbjahr wohl eine Zinssenkung vornehmen, die Briten und Japaner sind ohnehin nahe Null.
Die Geschichte lehrt uns, dass negative Realzinsphasen länger dauern als allgemein angenommen. Wir gehen von einem Zeitraum von mindestens vier bis fünf Jahren aus.
Vergleich Leitzins mit Inflationsrate
Leitplanke 4:
Bei Staatsanleihen zuwarten, aber die Investmentchance kommt
„Neubewertungsprozess ist in Gang; auch Staatsanleihen werden, wie jedes andere Investment, bewertet nach Chancen und Risiken; bei Renditen von 5 %, 6 % oder mehr für mittlere Laufzeiten, sollten sich rationelle Investoren mit der Möglichkeit einer Anlage beschäftigen; den Begriff „risikolos“ gibt es nicht mehr.“
Aktuelle Lage und Ausblick
Der Markt differenziert je nach Land und vollzieht damit einen in der Geldanlage logischen Prozess. Wir bleiben in der Asset-Klasse Staatsanleihen insgesamt untergewichtet. Für den soliden Teil bleibt Österreich bevorzugt, da im Vergleich zum „sicheren Hafen“ Deutschland doch ein Mehrertrag erzielt werden kann. Nachdem wir zu Jahresbeginn 2011 den Staatsanleihemarkt von Italien, Spanien & Co. rechtzeitig verlassen haben, machten wir in breit diversifizierten Mandaten nun einen ersten Schritt zurück nach Italien. Das Land hat keine Immobilienkrise und keine wirkliche Bankenkrise. Renditen von 5 % bis 6 % bei mittleren Laufzeiten sind für risikobewusste Investoren eine Überlegung wert.
Rendite 10-jähriger Staatsanleihen
Leitplanke 5:
Unternehmensanleihen bilden weiterhin Basis im Zinsbereich
„Solide Unternehmensanleihen mit mittleren Laufzeiten bleiben bevorzugtes Investment im festverzinsten Bereich; die Lernkurve der Unternehmen aus den Jahren 2008/2009 ist überzeugend; Qualität der Bilanzen ist in der Regel gut; die Strukturierung der Verschuldung hat sich verbessert; breiteste Streuung ist aber oberstes Gebot.“
Aktuelle Lage und Ausblick
Die Entwicklung im bisherigen Jahresverlauf ist voll zufriedenstellend. Das Angebot, vor allem in Österreich, ist deutlich steigend. Das Segment bleibt daher ein Kerninvestment. Grundsätze wie selektive
Auswahl und Streuung nach Ländern und Branchen gelten aber gerade für dieses Segment. Angesichts der zuletzt gesunkenen Zinsen nehmen wir aber derzeit keine Gewichtungserhöhung bei Unternehmensanleihen vor.
3 Banken Unternehmensanleihen-Fonds
Leitplanke 6:
Gold – wir bleiben dem edlen Metall treu
„Viele Probleme im Geldsystem sind noch ungelöst; mag sein, dass vorerst Beruhigung eintritt und Gold etwas an Glanz verliert; wir werden uns auch bei Gold an höhere Volatilitäten gewöhnen müssen; als Versicherung und Währung bleibt Gold weiterhin wichtiger Depotbaustein.“
Aktuelle Lage und Ausblick
Die Volatilität ist gestiegen. Dies wird sich wohl auch nicht ändern. Die fundamentalen Gründe für Gold sind in den vergangenen Monaten eher mehr denn weniger geworden. Gold ist eine Währung, und kein Rohstoff. Wir sehen Gold nicht isoliert, sondern stets im Kontext einer breiten Depotstruktur. Es ist eine Art Versicherung und Versicherungen hinterfragt man nicht täglich. Wir gehen daher investiert in das zweite Halbjahr.
Goldpreis in EURO seit Jahresbeginn 2012
Leitplanke 7:
Rohstoffe – nicht die volle Portion
„Wir gehen defensiv ins neue Jahr, nicht volle Gewichtungen; wir wollen abwägen, wie sich eine mögliche Abschwächung in China auswirkt und wie stark die Preise von billigem Geld geprägt sind; beim Ölpreis sprechen einige Argumente für steigende Notierungen“
Aktuelle Lage und Ausblick
War der Ölpreis zu Jahresbeginn von geopolitischen Sorgen getrieben, so setzte sich in den vergangenen Monaten der Einfluss einer schwächeren Wirtschaft klar durch. Rohstoffe waren nie und werden nie eine „Buy-and-Hold“-Asset-Klasse sein. Wir haben die Gewichtungen deutlich reduziert und teilweise liquidiert, da die Konjunktursorgen weiter belasten dürften. Dennoch: Gerade Rohstoffe reagieren stark auf Aktivitäten der Notenbanken. Ein weiteres Gelddruck-Programm der Amerikaner oder Liquiditätsoffensiven der Chinesen, ein Wiedereinstieg in den Markt kann rascher kommen als derzeit vielleicht angenommen.
Ob dies bereits im zweiten Halbjahr sein wird, können wir aus heutiger Sicht nicht sagen.
Ölpreis und Industrierohstoffe seit Jahresbeginn in EUR
Leitplanke 8:
Aktien – wir kaufen Eigentum und nicht Schulden
„Banken und Zykliker mögen für temporäre Tradings Sinn machen, als strategische Investments reizen sie uns nicht; wir vertrauen auf Basistrends in Bereichen wie Konsum, Nahrung, Energie und Gesundheit; österreichische Aktien haben Comeback-Chancen; Rückgänge 2011 waren zu einem wesentlichen Teil hausgemacht.“
Aktuelle Lage und Ausblick
Die Meldungslage von der Staatenfront verstellt oft den Blick auf Unternehmen. Wir finden viele Unternehmen mit im historischen Vergleich tiefen Bewertungen, grundsoliden Bilanzen, stabilen Cash-Flows und attraktiven Dividenden. Dies bedeutet nicht, dass die Kurse dieser Firmen unmittelbar steigen müssen. Die Substanz ist jedoch auch eine Art Sicherheit. Unser Filter bleibt aufrecht: Rein konjunkturabhängige Unternehmen eher meiden.
Entwicklung 2012
Leitplanke 9:
Flexibilität – ein neues Fixwort in der Geldanlage
„Bleiben Sie flexibel – in den Gedanken und in den Veranlagungen; Sehnsucht nach Punktprognosen ist nicht erfüllbar; halten Sie einen Teil der Liquidität zurück, um bei Chancen reagieren zu können.“
Aktuelle Lage und Ausblick
Es gibt keine Einbahnstraßen. Es gilt daher, sich einen gewissen Handlungsspielraum zu bewahren. Die freie Liquidität steht bereit. Ein Goldpreis von 1.500 USD, eine Korrektur bei Blue-Chip-Aktien von 10 % oder wieder leicht steigende Renditen bei Unternehmensanleihen wären Kaufgelegenheiten.
