„Ungeachtet dem angekündigten Ende der expansiven Geldpolitik bis Dezember 2018 (nach einer weiteren Drosselung ab September), hat Mario Draghi bei der heutigen Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) einen gemäßigten Ausblick auf die zukünftige Geldpolitik gegeben. Die ‚Forward Guidance‘ zur Zinspolitik wurde bekräftigt und ging mit dem Versprechen einher, dass mit einer Zinserhöhung vor Sommer 2019 nicht zu rechnen sei – sowie mit Reinvestitionen über einen ‚ausgedehnten Zeitraum‘. Darüber hinaus hat Draghi angemerkt, dass der EZB-Rat bei Bedarf alle seine politischen Instrumente anpassen kann, wodurch Draghi den Eindruck vermittelt, dass alles Notwendige getan werde, um die oben genannten Ziele zu erreichen.
Während dieses geldpolitischen Zyklus hat die EZB unter Draghi, trotz des starken Widerstandes durch die Bundesbank und ihrer Verbündeten, ihre politische Unterstützung übererfüllt. Heute fand eine weitere Anpassung mit kompromissbereitem Ergebnis statt, indem Draghi bei der Pressekonferenz in gewohnt souveräner Manier einen gemäßigten Übergang mit Wort und Tat eingeleitet hat.
Wir erwarten derzeit bis zum 4. Quartal 2019 keine Zinserhöhungen und gehen daher davon aus, dass die EZB auf negative Überraschungen im Hinblick auf das genaue Datum achten wird – zumal derzeit die Handels- und Italienrisiken im Vordergrund stehen. Die Messlatte, um die Entscheidung zur geldpolitischen Lockerung nochmals zu ändern, ist sehr hoch. Dennoch behält sich die EZB genügend Flexibilität bei, um die akkommodierenden politischen Bedingungen in der Währungsunion, trotz der allmählich Auslaufenden expansiven Geldpolitik, aufrechtzuerhalten.
Diese Bedingungen dürften den Euro von hier aus in den Hintergrund treten lassen, da sich die Zinsdifferenz gegenüber den USA weiter ausweiten dürfte. Die immer noch recht zurückhaltende EZB sollte den risikobehafteten europäischen Assets, bei denen die Risikoprämien aufgrund der Entwicklungen in Italien gestiegen sind, weiter helfen. Alles in allem bewegt sich die globale Liquidität in Richtung einer strafferen Haltung, wenngleich die EZB ihrer Rolle versucht treu zu bleiben, diesen Übergang schrittweise und moderat zu gewährleisten.“
Dr. Salman Ahmed, Chief Investment Strategist, Lombard Odier Investment Managers