Der amerikanische Verbraucher ist zurück. Ermutigt von einem stabilen Arbeitsmarkt und den ersten Anzeichen von Lohnsteigerungen, geben die Amerikaner endlich das Geld aus, das sie durch den niedrigeren Benzinpreis eingespart haben.
Dennoch fallen die Investitionsausgaben in den USA weiterhin enttäuschend aus. Nachdem sich die Anzahl der Bohranlagen in Amerika mittlerweile stabilisiert hat, dürften die Auswirkungen der Energiekrise auf Investitionen nachlassen. Das Problem ist allerdings, dass Vorstandschefs den Großteil des Kapitals nach wie vor für Fusionen und Übernahmen sowie für Aktienrückkäufe einsetzen, anstatt neue Anlagen und Betriebseinrichtungen zu kaufen, wodurch das Wachstum angekurbelt würde.
Trotzdem gestaltet sich das Bild für die US-Wirtschaft insgesamt gesund, und das zukünftige Wirtschaftswachstum dürfte sich in einer Bandbreite zwischen 2,5% und 3,0% bewegen. Eine Verschlechterung der Lage in Griechenland hätte ein Grund dafür sein können, Veränderungen in der Geldpolitik zu verschieben. Da die Krise mittlerweile jedoch abgewandt ist, dürfte sich die US-Notenbank Federal Reserve befreiter fühlen und könnte mit einer Anhebung der Zinsen wahrscheinlich bereits im September beginnen.
Für viele Anleger käme dies vermutlich überraschend. Die allgemeine Markteinschätzung spricht nach wie vor gegen zeitnahe Maßnahmen. Das Ertragswachstum von Unternehmen stellt ein weiteres Problem dar, denn es ist wahrscheinlich das langsamste, mit dem je ein geldpolitischer Straffungszyklus eingeleitet wurde.
Die Bewertungen des Aktienmarktes hängen sowohl von Erträgen als auch vom „Markt-Multiple“ ab - also wie viel Anleger bereit sind, für jeden eingenommenen Dollar zu bezahlen.
Da es unwahrscheinlich ist, dass dieser Wert im Fall von Zinserhöhungen weiter ansteigen wird, hängt die Richtung des US-Marktes vom Ertragswachstum der Unternehmen ab.
Aktuell liegt die Prognose für das durchschnittliche Ertragswachstum in den USA nur knapp im positiven Bereich. Die allgemeine Schätzung für das zukünftige Wachstum liegt bei über 10%. Vor dem Hintergrund der Stärke des US-Dollars, einem rückläufigen Welthandel, einer leichten Verschlechterung der Gewinnspannen und höherer Finanzierungskosten ist dies ein ziemlich starker Anstieg. Die USA könnten uns überraschen, dies wird sich zeigen.
In der Eurozone haben wir, im Hinblick auf Politik und Diplomatie, eine der außergewöhnlichsten Zeiten erlebt. Die Situation in Griechenland wurde erneut auf die lange Bank geschoben und so können wir uns auf die Fundamentaldaten konzentrieren.
Ein schwacher Euro, die geldpolitische Lockerung, eine Ausweitung der Geldmenge, ein niedriger Ölpreis und ein zunehmend zuversichtlicher Verbraucher unterstützen das Wirtschaftswachstum. Die Herausforderung wird allerdings darin bestehen, die Wirtschaft neu auszurichten, weg vom exportgetriebenen Modell zu distanzieren und mit stärkerer Verbraucher-Orientierung. Mit Blick auf den nach heutigem Stand rückläufigen Welthandel dürfte dieser Punkt an Bedeutung gewinnen. Aufgrund des angemessenen Bewertungsniveaus bleiben wir vorerst investiert und zuversichtlich.
zu anderen Industrieländern am stärksten. Die Kernaussagen im Rahmen des letzten Haushaltsplans beinhalten eine etwas vorsichtigere Implementierung von Sparmaßnahmen und eine klare Tendenz in Richtung eines unternehmensfreundlicheren Umfelds. Demzufolge behalten wir unser Interesse an binnenwirtschaftlich ausgerichteten kleinen und mittelgroßen Unternehmen bei und gehen davon aus, dass das britische Pfund in Zukunft aufwerten wird.
Von Japan sind wir nach wie vor überzeugt. Zwar fielen die jüngsten Daten durchwachsen aus und die Lohnentwicklung kommt nicht richtig in Schwung, jedoch nimmt das Wachstum der Unternehmenserträge weiter zu und übertrifft dabei sogar die allgemeine Markterwartung. Ein schwacher Yen und ein niedrigerer Ölpreis dürften dafür sorgen, dass dieser Trend auch zukünftig anhalten wird. Wir glauben weiterhin an diese Assetklasse, falls das Bewertungsniveau angemessen bleibt.
Schwellenländer lassen sich nur schwer einschätzen. Die Schwäche am Rohstoffmarkt verheißt für die Produzenten nichts Gutes und auch die schwache Binnennachfrage sowie die schlechtere Entwicklung des Welthandels sind für Verbraucher in Schwellenländern nicht von Vorteil. Darüber hinaus sind globale Investoren aufgrund der jüngsten Verwerfungen am chinesischen Aktienmarkt und der darauf folgenden Interventionen seitens der Regierung verunsichert.
Im Zuge der Annäherung der US-Notenbank Federal Reserve an eine Zinserhöhung dürften Schwellenmärkte zunehmend unter Druck geraten. Wir halten uns zurück und warten auf eine überzeugende Einstiegschance, bevor wir eine größere Position aufbauen. Dazu wird es vermutlich kommen, sobald sich die Märkte auf den neuen Zinszyklus eingestellt haben.
Ertragswachstum in den USA ist unsicher. Wir sind wegen der geringen Marktbreite besorgt, wobei wir uns im Klaren sind über das sich verschlechternde Umfeld für den Welthandel, mit konkretem Bezug zu Problemen in bestimmten Schwellenländern.
An unseren umfangreichen Positionen in europäischen und japanischen Aktien halten wir indes fest, da wir in diesen Regionen von dem Erholungstrend bei den Unternehmensgewinnen sowie von den günstigen Aktienbewertungen überzeugt sind. Beide Assetklassen wurden von uns als „bevorzugt“ eingestuft.
Viele der Anlagechancen im festverzinslichen Segment konnten uns nicht überzeugen, wir schätzen jedoch den Immobiliensektor in Großbritannien und in der Eurozone als wettbewerbsfähige Anlageklasse ein.
Marino Valensise, Head of Global Multi Asset, Barings