Dieser Beitrag ist Teil unserer Serie 2020: Der Weg nach vorn Serie—lesen, sehen oder hören Sie sich das vollständige Gespräch hier an.
Das größte Risiko
In den letzten Jahren mangelte es in Schwellenländern (EM) nicht an Risiken. Besonders 2018 wartete mit Herausforderungen auf: eskalierende Handelsspannungen zwischen den USA und China, gestiegene Ölpreise, Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und US-Sanktionen gegen Russland – ganz zu schweigen von den Präsidentschaftswahlen in Brasilien und Mexiko und politischen Krisen in der Türkei und Argentinien. Im letzten Jahr haben sich viele dieser Gegenwinde zerstreut und einige sogar in Rückenwind verwandelt – vor allem die Fed, die inzwischen zu einer eher zurückhaltenden Politik übergeht.
Wenn wir in dieser Hinsicht an das Jahr 2020 denken, dreht sich das größte Risiko um das potenzielle Handelsabkommen zwischen den USA und China und in diesem Zusammenhang um die möglichen Auswirkungen eines polarisierenden Wahljahres in den USA. Auf dem Höhepunkt der Spannungen während der Verhandlungen zum Handelsabkommen schlugen die USA etwa 120 Milliarden Dollar an Zöllen vor. Als sich der Staub gelegt hatte, war dieser Betrag auf etwa 67 Milliarden Dollar geschrumpft und die USA kündigten zusätzliche Produktausschlüsse im Wert von etwa 7,5 Milliarden Dollar an. Insgesamt haben die USA die Zölle auf rund 50 Prozent der Ende August 2019 angedrohten Abgaben zurückgeschraubt. Im Vorfeld der US-Wahlen könnte es im Handelskrieg mit China zu einem geordneten Waffenstillstand kommen, wenn Präsident Trump das Augenmerk auf Wachstum und eine positive Stimmung richten möchte. Doch je nachdem, wie es ausgeht, könnte sich dies auch gegenteilig auswirken und wieder Volatilität an den Märkten verursachen.
Abgesehen davon behalten wir auch die unbeabsichtigten Folgen im Auge, die sich aus der globalen Unzufriedenheit ergeben könnten. Mehrere EM-Regionen – Hongkong, Ecuador, Bolivien, Chile, Peru, Indonesien und Libanon – sind seit Wochen oder Monaten von Wellen ziviler Proteste betroffen. Obwohl diese Situation sicherlich Risiken für Anleger birgt, sehen wir weiterhin auch Wertpotenziale in EM-Unternehmensemittenten – häufig in global diversifizierten Unternehmen, die vom Markt aufgrund ihres Gesellschaftssitzes zu Unrecht abgestraft werden.
Die größte Chance
Angesichts des Ausmaßes von Anlagen mit negativer Rendite in den entwickelten Märkten dürften Anlageklassen, die angemessene positive Renditen bieten – wie zum Beispiel Hochzinsanleihen und EM-Schuldtitel – unserer Ansicht nach auch im nächsten Jahr attraktiv bleiben. Betrachtet man beispielsweise EM-Unternehmenspapiere, zeigten sich die Fundamentaldaten in den letzten Jahren stabil, wobei viele Unternehmen ein attraktives Wachstum bei Umsatz und EBITDA verzeichnen konnten. Die Bilanzen erscheinen gesund und Ausfälle verharren auf einem niedrigen Stand. Berücksichtigt man den Gegenwind des Jahres 2018, der sich 2019 zum Teil in Rückenwind verwandelte und auch 2020 noch positiv auswirken dürfte, sowie das voraussichtliche, unterstützende Wachstum in Schwellenländern1, werden EM-Unternehmenstitel unseres Erachtens attraktiv bleiben.
Innerhalb des breiteren Universums der EM-Unternehmenswerte sehen wir eine besondere Chance in High-Yield-Schuldpapieren mit kurzer Duration. Nachdem in den letzten Jahren verschiedene idiosynkratische Risiken in mehreren Hochzinsländern aufloderten, haben sich die Spreads im Verhältnis zu EM-Unternehmenstiteln mit Investment-Grade-Rating ausgeweitet. Obwohl sich dies in den letzten Monaten etwas normalisiert hat, ist die Spreaddifferenz gemessen an historischen Niveaus noch immer groß, was darauf hindeutet, dass hochverzinsliche EM-Unternehmenstitel weiterhin Wertpotenziale bieten.
HIGH-YIELD-UNTERNEHMENSANLEIHEN MIT KURZER DURATION ERSCHEINEN ATTRAKTIV
SPREADDIFFERENZ: EM HIGH YIELD VS. EM IG
Eine kühne Prognose
Es ist schwierig, pauschale Vorhersagen zu treffen, dennoch prognostizieren wir für die kommenden Monate stabile US-Zinsen und weltweites Wachstum – besonders, wenn die USA und China im Handelskrieg einen geordneten Waffenstillstand schließen. In einem solchen Umfeld erwarten wir eine starke Performance für höher verzinsliche EM-Unternehmensschulden mit kürzerer Laufzeit.
1. Der IWF sieht für Schwellenländer im Jahr 2020 ein Wachstum von etwa 4,5 Prozent. Das steht im Vergleich zu den Erwartungen eines niedrigen einstelligen Wachstums für entwickelte Marktwirtschaften.
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