US-Wahlen: Gewinner und Verlierer, die nicht auf dem Stimmzettel standen

Christopher Smart, Chefstratege und Leiter des Barings Investment Institute, befasst sich in seinen aktuellen Leitgedanken mit wichtigen Entwicklungen, die im Schatten der US-Präsidentschaftswahl stehen, für Wirtschaft und Anleger aber massive Auswirkungen haben können: Barings | 10.11.2020 08:20 Uhr
Christopher Smart, Chefstratege und Leiter des Barings Investment Institute / © Barings
Christopher Smart, Chefstratege und Leiter des Barings Investment Institute / © Barings
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Neben der wichtigen Entscheidung über einen neuen Präsidenten hat die US-Wahl einige Erkenntnisse gebracht, auf die Investoren achten müssen. Einerseits, dass sich die Amerikaner wieder in einer Weise in der Politik engagieren, wie wir sie seit langem nicht mehr erlebt haben, auch wenn sie nach wie vor tief gespalten sind. Andererseits scheint die Wirtschaft nach wie vor auf eine langsame, ungleichmäßige Erholung zuzusteuern, solange neue COVID-19-Fälle nicht zu erheblichen neuen Einschränkungen führen. 

Die Gewinner
Politische Partizipation: Als Prozentsatz der Wahlberechtigten war dies die höchste Wahlbeteiligung seit 1900.

Die Aktien: Weitere fiskalische Stimulierungsmaßnahmen scheinen auf dem Weg zu sein. Joe Biden plant eine zweite Runde von Ausgaben für die Infrastruktur, der eine knappe republikanische Mehrheit nur schwer widerstehen kann. Sofern die COVID-19-Beschränkungen keine erheblichen Einschränkungen der Aktivitäten erzwingen, verheißt dies Gutes für Wachstum und Kapitalanlagen.

Klimapolitik: Der Wiedereintritt in das Pariser Klimaabkommen, das die USA vergangene Woche offiziell verlassen haben, ist ein Versprechen Joe Bidens für den „ersten Tag“.

Die Verlierer
Meinungsforscher: Jedermanns beliebtester Sündenbock war die „Vorhersage“-Industrie, die im Großen und Ganzen ein Bild des glatten Erfolgs der Demokraten zeichnete, was sich so nicht bewahrheitete.

Die Globalisierung: Biden mag eher ein Internationalist als Trump sein, aber keiner von beiden wird in den nächsten vier Jahren auf größere Handelsabkommen drängen, und keiner wird vor Zöllen zurückschrecken, wenn er glaubt, dass der Hebel hilft.

China: Die Auseinandersetzungen werden unter einer Biden-Präsidentschaft eher noch zunehmen, sofern er auch emotionalere Themen rund um Hongkong, Taiwan und das Südchinesische Meer einbringt. Diese würden Fortschritte eher erschweren als erleichtern.

Schatzanleihen: Die Zinssätze werden zunächst niedrig bleiben. Wenn sich die Erholung jedoch fortsetzt und die Finanzpolitik eine gewisse Unterstützung bietet, dann dürften die Renditen in naher Zukunft eher nach oben als nach unten driften. 

Großbritannien: Während Präsident Trump wenig Geduld für europäische Institutionen hatte, wird eine Biden-Administration wahrscheinlich schnell wieder mit der Europäischen Union und ihren größten Mitgliedern zusammenarbeiten. Boris Johnsons Hoffnungen auf ein rasches US-Handelsabkommen nach dem Brexit waren nie realistisch und werden wahrscheinlich einen weiteren Rückschlag erleiden.

Alles in allem sehen wir das Bild eines Landes, das sich engagiert, das gespalten ist und sich schnell verändert. Und es verfügt immer noch über eine Wirtschaft, die in der Lage ist, sich von schweren Rückschlägen zu erholen, und bereit ist, immer wieder neu zu investieren.“

Christopher Smart, Chefstratege und Leiter des Barings Investment Institute

Das ausführliche Statement von Christopher Smart finden Sie hier (PDF Download, in englischer Sprache).

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