Die Ansätze mit Blick auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) im Bereich direkter Unternehmenskredite entwickeln sich ständig weiter. So haben Kreditgeber eine Vielzahl von Innovationen zur Förderung von besseren und nachhaltigeren Praktiken eingeführt. Dennoch ist noch einiges zu tun, und Anlegern, Sponsoren und Kreditgebern kommt dabei eine wichtige Rolle zu.
Direkte Unternehmenskredite erfordern einen einzigartigen ESG-Ansatz
Aus einer Vielzahl von Gründen erfordern direkte Unternehmenskredite einen völlig anderen Ansatz für die ESG-Analyse, als dies bei börsennotierten Aktien und festverzinslichen Anlagen der Fall ist. Sicherlich muss jeder Kreditnehmer auf Einzelfallbasis beurteilt werden, dennoch sind bestimmte allgemeine Überlegungen zu berücksichtigen. Erstens: Direkte Unternehmenskredite sind illiquide Anlagen. Der Investmentzyklus erstreckt sich in der Regel über drei bis fünf Jahre. Im Gegensatz zu den breit syndizierten Märkten bestehen nur wenige oder überhaupt keine Möglichkeiten, Darlehen zu handeln oder aus Transaktionen auszusteigen. Außerdem besitzen Inhaber von Schuldtiteln im Gegensatz zu Aktionären keine Anteile des Unternehmens und sitzen auch nicht im Aufsichtsrat. Daher haben Inhaber von Schuldtiteln keinen direkten Einfluss auf das Verhalten oder die Entscheidungsfindung eines Unternehmens. Folglich kommt der Due-Diligence-Prüfung auf ESG-Aspekte im Vorfeld einer Anlage umso größere Bedeutung zu.
Die Eigenschaften der Mid-Market-Unternehmen, an die Kreditgeber Darlehen vergeben, müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Bei Barings definieren wir das mittlere Marktsegment als Unternehmen mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im Bereich von 20 bis 75 Millionen US-Dollar. Diese mittelgroßen Unternehmen befinden sich oftmals in einem früheren Entwicklungsstadium als große, börsennotierte Konzerne. Viele dieser Unternehmen im mittleren Marktsegment sind zwar bestrebt, sich mit ESG-Themen auseinanderzusetzen, verfügen aber im Allgemeinen nicht über die gleichen Ressourcen wie größere Firmen. Mit einer Belegschaft von 50 bis 500 Mitarbeitern hat eine Vielzahl der Unternehmen beispielsweise keine Teams, die sich ausschließlich mit ESG und Nachhaltigkeit befassen können. Auch erstellen sie oft nicht die umfangreichen vierteljährlichen ESG- und Nachhaltigkeitsberichte, die zahlreiche große Unternehmen inzwischen veröffentlichen. Und anders als viele größere Unternehmen haben sie möglicherweise bisher weniger detaillierte, spezifische Verfahren zur Umsetzung von ESG-Grundsätzen eingeführt.
Aaron Gillespie, Managing Director, Global Private Finance, Barings