Einige der Risiken, die sich im zweiten Quartal abzeichneten, entwickelten sich im dritten Quartal weiter: von der Verschärfung der Regulierungsmaßnahmen – insbesondere für die Sektoren Internet und New Economy in China und Korea – bis hin zur Krise durch den Zahlungsausfall beim chinesischen Immobilienriesen Evergrande, die Befürchtungen über Ausstrahlungseffekte auf Regionen außerhalb Chinas auslöste. Darüber hinaus sorgten erneute Corona-Ausbrüche in den ASEAN-Staaten – einer Vereinigung von zehn Ländern in Südostasien – für Herausforderungen. Infolgedessen kam es mehrfach zu ereignisbedingten Abverkäufen an den Börsen, und asiatische Aktien schlossen das dritte Quartal im Minus ab.
Unterdessen setzte sich die Stilwende von Wachstums- zu Substanzwerten im Zuge der weiteren Öffnung der Wirtschaft rund um den Globus nach der Pandemie im dritten Quartal fort. Vor allem wertorientierte zyklische Sektoren wie Grundstoffe und Energie erzielten eine relative Outperformance, da sie von steigenden Rohstoffpreisen profitierten, während zyklische Konsumgüter und Kommunikationsdienstleistungen aufgrund des höheren aufsichtsrechtlichen Drucks und der hinter den Erwartungen zurückbleibenden Wiederbelebung des Konsums im Quartal zu den Nachzüglern gehörten.
Der Weg zur Normalisierung
Mit Blick auf die Zukunft erwarten wir zwar kurzfristig weiterhin volatile Marktbewegungen in der Region, dennoch dürfte das Ausmaß der Schwankungen zunehmend von den Besonderheiten der einzelnen Märkte abhängen. So stellen sich beispielsweise in Regionen wie ASEAN, in denen die Impfraten bisher rückständig waren, allmählich Verbesserungen ein, und Ausbrüche konnten eingedämmt werden. Das bedeutet, dass die wirtschaftliche Erholung und eine Beschleunigung des Wachstums in der Region später als erwartet eintreten könnten, die ASEAN-Staaten aber wahrscheinlich besser abschneiden werden als andere Regionen. Einige Länder dürften ihre Grenzen für ausländische Besucher bereits im vierten Quartal wieder öffnen – angefangen mit Singapur, Malaysia und Thailand.
Die Normalisierung der Weltwirtschaft wird wohl auch zu einer erneuten Verlagerung der Lieferkette von China nach Südostasien führen, während China seine Wertschöpfungskette weiter hochrüsten und den Konsum umstrukturieren will. Die Wiederankurbelung der globalen Wirtschaft dürfte jedoch bisweilen ein steiniger Weg sein. Inflationsdruck, der durch Unterbrechungen in der Lieferkette und die geopolitische Situation verursacht wird, könnte ebenfalls Volatilität an den Aktienmärkten auslösen. Es kann einige Zeit dauern, bis die Ineffizienzen in der Lieferkette ausgeräumt sind und sich die Dynamik aus der Zeit vor der Pandemie wieder einstellt.
Gleichzeitig ist zu erwarten, dass die Politik der wichtigsten Zentralbanken im vierten Quartal auseinanderlaufen wird. Während davon ausgegangen wird, dass die US-Notenbank Fed ihr Programm zum Ankauf von Vermögenswerten in den kommenden Monaten zurückfahren („Tapering“) und 2022 die Zinsen anheben wird, könnten die Geld- und Fiskalpolitik in China aufgrund des gedämpften Wachstums leicht gelockert werden, insbesondere um die Auswirkungen der rückläufigen Industrieproduktion infolge der jüngsten Energieengpässe abzufedern. Auch die Häufigkeit und das Ausmaß weiterer Regulierungsvorschriften dürften abnehmen.
Aktien aus Asien genießen offenbar gute Unterstützung
Wir bewerten asiatische Aktien konstruktiv und gehen davon aus, dass die Renditen im vierten Quartal von einer deutlichen Erholung der Unternehmensgewinne angefacht werden, insbesondere auf Märkten mit einem größeren Inlandsanteil. Des Weiteren sind die Außenbilanzen der südasiatischen Volkswirtschaften viel gesünder als früher und dürften daher weniger anfällig für Währungsschwankungen sein. Unseres Erachtens werden Aktien aus ASEAN-Staaten durch die anhaltende Erholung der Rohstoffpreise unterstützt, da einige dieser Länder sowohl über weiche als auch über harte Rohstoffe verfügen. Obwohl chinesische Aktien unter den verschiedenen aufsichtsrechtlichen Eingriffen gelitten haben, sind die Bewertungen unserer Ansicht nach deutlich zu niedrig – und die jüngsten Rechtsvorschriften dürften ein positiveres Umfeld für ein langfristiges, nachhaltiges Wachstum in China schaffen. Zudem erscheinen uns die relativen Bewertungen asiatischer Aktien nach einem längeren Zeitraum mit einer unterdurchschnittlichen Entwicklung nun attraktiv.
Wenn wir die Märkte heute betrachten, sehen wir Wert in Unternehmen, die sich an langfristigen Wachstumsthemen beteiligen, etwa an der universellen Präsenz von Technologie (Digitalisierung und allgegenwärtige Konnektivität), Weiterentwicklung von Lifestyle und gesellschaftlichen Werten (Nachhaltigkeit, Konsum der Millennials/Gen Z, gesundes Leben) und Deglobalisierung (Diversifizierung/Verzweigung der Lieferkette und Reshoring bzw. Produktionsrückverlagerung aus dem Ausland). Infolge der jüngsten Aktienkurskorrekturen bei einigen Unternehmen sind die Bewertungen inzwischen attraktiver. Damit bieten sich Möglichkeiten, Positionen in qualitativ hochwertigen Unternehmen zu günstigen Preisen aufzubauen.
Obwohl die Stilwende bei Barings in letzter Zeit zu einer gewissen Volatilität geführt hat, bleibt unser Ansatz in unserer GARP-Anlagephilosophie (Growth at a Reasonable Price bzw. Wachstum zu einem vernünftigen Preis) verankert. Auf Ebene der Titelauswahl hilft uns dieser Ansatz, überhöhte Preise für das Wachstum eines Unternehmens zu vermeiden, während er auf Ebene der Portfoliokonstruktion dazu beiträgt, das Engagement in ungewollten Stilen oder Risiken zu begrenzen.