„Der Infrastrukturmarkt hat sich trotz der globalen wirtschaftlichen Volatilität als widerstandsfähig erwiesen, was angesichts seiner inhärenten Merkmale nicht völlig überraschend ist: defensive Anlageklasse mit realen Vermögenswerten, im Allgemeinen inflationsgesichert und kein Mangel an Liquidität. Der Rückenwind durch die Energiewende und die Digitalisierung werden im nächsten Jahrzehnt die Wachstumstreiber des Sektors sein - diese Makrothemen haben sich nicht geändert und werden wahrscheinlich auch in Zukunft relevant bleiben. Meines Erachtens sollten sich Anleger vor allem überlegen, wo sie in diese Anlagen investieren sollten, denn heute bestehen Optionen, die in den vergangenen Jahren kaum vorhanden waren. Beispielsweise sollten Anleger den relativen Wert und das Risiko-/Ertragsverhältnis von Fremdkapital gegenüber Eigenkapital abwägen. Der Anstieg der Zinssätze hat zwei deutliche Auswirkungen, die im Vergleich zu vor ein paar Jahren das Gleichgewicht zugunsten von Fremdkapital verschieben. Erstens sind die Cash-Renditen für Fremdkapital jetzt natürlich viel höher als noch vor zwei Jahren. Zweitens ist der Einsatz einfacher, da Schulden refinanziert werden müssen, während die M&A-Aktivitäten zurückgegangen sind. Beide Trends werden sich wahrscheinlich nicht umkehren, solange sich die Zinsen nicht stabilisieren.
Selbstverständlich werden Manager, die als Eigentümer von Vermögenswerten Rendite erwirtschaften und sich nicht nur auf Hebeleffekte des Fremdkapitals stützen, mittel- bis langfristig weiterhin gut abschneiden. Zumindest kurz- bis mittelfristig sollten Anleger jedoch Fremdkapital als Alternative zu Eigenkapital in Betracht ziehen, wenn sie in Infrastruktur investieren. Es geht nicht darum, dass das eine besser ist als das andere – wie bei allen Dingen gibt es Vor- und Nachteile. Sondern es geht darum, dass die Kapitalgeber heute die Möglichkeit haben, ihre Entscheidungen auf der Grundlage ihrer Risikobereitschaft, ihrer Ansichten über verschiedene Märkte und Anlagehorizonte zu fällen. Unserer Ansicht nach ist dies das positive Charakteristikum eines Marktes, der in den letzten zehn Jahren gereift ist.
Was die Sektoren betrifft, so sind wir uns zwar generell einig, dass die beiden großen Themen Energiewende und Digitalisierung Wachstumsbereiche für die Zukunft sind. Ich denke, dass auch andere Sektoren wie Transport und Versorgung wieder beliebter werden könnten. Bei der Energiewende und der Digitalisierung werden in der Regel Investitionen getätigt, um beispielsweise ein Windenergieprojekt oder ein Glasfasernetz zu errichten, aus dem später Einnahmen generiert werden – mit allen damit verbundenen Risiken. Anlagen, die vom ersten Tag an vorhersehbar Geld einbringen, dürften dagegen in diesem Markt von großem Wert sein.“
Von Pieter Welman, Head of Global Infrastructure bei Barings