Hier ein Auszug aus ihrer Roundtable-Diskussion:
Welche Bereiche werden im nächsten Jahr besonders attraktiv sein und wo erwarten Sie Chancen auf Ihren Märkten?
RICARDO ADROGUÉ: Nachdem die Renditen in den Industrieländern mehr als zehn Jahre lang sehr niedrig waren, sind sie nun endlich auf ein attraktives Niveau gestiegen. Gerade bei den Zinssätzen in den Industrieländern hat sich eine Chance ergeben, die unserer Meinung nach auch in Zukunft bestehen bleibt, wenn – wie von vielen erwartet – das “higher-for-longer” Zinsumfeld eintritt und die realen Zinssätze ebenfalls hoch bleiben. Ein schwächerer schwächerer Konsum in den USA und Anzeichen für Zinssenkungen der Fed würden sich zwar auf unseren Ausblick auswirken. Doch wir gehen nicht davon aus, dass diese Szenarien in naher Zukunft eintreten. Wir glauben, dass 2024 insgesamt ein gutes Jahr für die Zinsentwicklung in den Industrieländern sein dürfte.
Bei den Schwellenländern sehen wir zwei mögliche Ansätze: Der erste betrifft notleidende Werte. Einige werden zu Preisen von 20 oder 30 Cent angeboten. Viele von ihnen sollten vielleicht 60 Cent wert sein, so dass Sie Ihr Geld verdoppeln oder mehr als verdoppeln können, wenn Sie richtig auswählen. Zweitens laufen die Zinsen in den Schwellenländern und in den Industrieländern in unterschiedlichen Zyklen. Viele Schwellenländer haben in der Vergangenheit keine quantitativen Lockerungsmaßnahmen ergriffen, so dass sie auch jetzt nicht an einer quantitativen Straffung beteiligt sind, und sie haben ihre Haushaltsausgaben nicht massiv ausgeweitet. Infolgedessen erscheinen die lokalen Zinssätze in den Schwellenländern besonders attraktiv. Diejenigen Länder, die sich an ihren eigenen Binnenmärkten refinanzieren können und die Inflation weitgehend unter Kontrolle haben, was bei den meisten von ihnen der Fall ist, bieten Anlegern eine Auswahl an Möglichkeiten für lokale Zinsen.
BRIAN PACHECO: Bei den Hochzinsanleihen sieht es ähnlich aus. BB-Anleihen beispielsweise rentieren mit 7 bis 8 Prozent, was angesichts der vertraglichen Natur der Kupons und der Kapitalrückzahlung außergewöhnlich ist im Vergleich zu Aktien wie beim S&P 500, der langfristig etwa 10 oder 11 Prozent abwirft. Bei Renditen auf diesem Niveau gibt es keinen Grund, nach mehr Rendite zu streben, indem man zusätzliche Kreditrisiken eingeht. Besondere Chancen sehen wir in Geschäften mit hohem Spread, die kurz- bis mittelfristige Fälligkeiten aufweisen und bei denen der Schuldner über Liquiditätshebel oder gesicherte Kapazitäten verfügt – im Wesentlichen also über mehrere Möglichkeiten der Refinanzierung. Bei BBs und hochwertigen Single-Bs suchen wir nach Katalysatoren für eine Spread-Verengung. Dies könnte eine Ertragsdynamik oder ein Upgrade-Potenzial aufgrund verbesserter Fundamentaldaten sein.
Auf dem Kreditmarkt gibt es einen erheblichen Carry. Darlehen mit BB-Rating bieten Kupons von etwa 7,5 bis 8 Prozent, und das in dem Teil des Marktes, in dem die Ausfallraten in der Vergangenheit sehr niedrig waren. Auch in anderen Bereichen des Marktes gibt es Möglichkeiten. So gibt es zum Beispiel erstrangige Darlehen, die aktienähnliche Renditen bieten, was außerhalb größerer negativer Makroereignisse wie der Finanzkrise und Covid-19 selten der Fall ist.
YULIA ALEKSEEVA: Im Bereich der verbrieften Wertpapiere sehen wir derzeit eine Chance in Agency Mortgage Backed Securities (MBS), die zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt wieder attraktiv sind. Die Bewertungen sind auf absoluter Basis überzeugend, da sowohl die nominalen als auch die optionsbereinigten Spreads in den letzten 10 Jahren im 99. Perzentil lagen. Auf relativer Basis sehen MBS auch im Vergleich zu Investment-Grade-Unternehmensanleihen überzeugend aus. Da es bei Hypotheken aufgrund der Staatsgarantie kein Kreditrisiko gibt, ist das Hauptrisiko die negative Konvexität. In den letzten Jahren haben jedoch viele Kreditnehmer ihre Hypotheken zu historisch niedrigen Zinssätzen refinanziert, was auf ein geringes Vorfälligkeitsrisiko hindeutet – weniger als 1 Prozent des aktuellen Hypothekenuniversums ist refinanzierbar. Wir sind daher der Meinung, dass der Markt ein großes Aufwärtspotenzial hat. Aus diesem Grund sind wir davon überzeugt, dass nun ein attraktiver Zeitpunkt für den Einstieg für diejenigen Anleger ist, die bisher an der Seitenlinie gewartet haben.
Insbesondere können Anleger von der Umkehrung am vorderen Ende der Kurve profitieren, indem sie einen Kupon von etwa 7 Prozent erhalten und gleichzeitig recht gut vom Kreditrisiko abgeschirmt sind. Und indem sie in einen Pool von Vermögenswerten investieren, die von Natur aus einen Abbau der Verschuldung bewirken, verringern die Anleger im Wesentlichen das Risiko, falls wir uns einer Rezession nähern. Abschließend denke ich, dass 2024 ein gutes Jahr für Investment-Grade-Kredite (IG) sein wird. Obwohl die Spreads bei IG-Unternehmensanleihen sehr eng sind, sind die Gesamtrenditen auf dem höchsten Stand seit 2009.
Sehen Sie hier die Video-Aufzeichnung der Roundtables oder lesen Sie den englischsprachigen Barings-Outlook.