„Selbst mit Investment-Grade-Anleihen kann man heute sechs oder sieben Prozent Rendite erzielen. Das ist weit von dem entfernt, was vor ein paar Jahren möglich war. Viele Investoren schauen jetzt auf Hochzinsanleihen als Alternative zu Aktien. Folglich hat die Nachfrage nach Infrastrukturanleihen definitiv zugenommen. Und während sich die Zinserhöhungen positiv auf die Rendite auswirken, haben sie auch das Refinanzierungsrisiko erhöht. Nichtsdestoweniger glaube ich, dass Infrastruktur stärker vom ökonomischen Umfeld isoliert ist als so ziemlich jeder andere Sektor.
Der Markt ist zurückhaltender, insbesondere bei Fusionen und Übernahmen. Es sind weniger M&A-Aktivitäten zu beobachten als in den letzten Jahren, da sich die Marktteilnehmer der neuen Realität anpassen. Wir sehen nicht viele Käufe und Verkäufe. Klar ist, dass niemand weiß, wie lange dieses höhere Zinsniveau bestehen bleibt. Daher sind die Kreditstrukturen enger und es wird weniger Fremdkapital eingesetzt.
Wir sehen weniger Gelder in die digitale Infrastruktur und Transitionslösungen fließen, als es noch vor ein paar Jahren der Fall gewesen wäre. Es gab zum Beispiel einige gut dokumentierte Herausforderungen bei bestimmten Glasfaserausbauprojekten. Ebenso gab es einige Bereiche im Transportwesen, in denen die Leute vor ein paar Jahren vorsichtig waren. Ich denke aber, dass die Kreditgeber wieder offener für solche Investments sind, wenn das Vertrauen in die Wirtschaft wieder hergestellt ist. Bei der sozialen Infrastruktur gab es aus meiner Sicht nicht genügend langfristige Möglichkeiten, um die Nachfrage beurteilen zu können. Die Duration war ein Problem, aber das scheint sich jetzt zu entspannen. Die Energiewende hingegen erregt die meiste Aufmerksamkeit. Während es im vergangenen Jahr eine kleine Pause gab, sehen wir derzeit einige wirklich spannende Projekte auf dem Markt.“
Von Pieter Welman, Head of Global Infrastructure bei Barings