„Ein Schlüsselthema für 2022 wird die Aufholjagd der Produktion sein. Sie wird wieder mit der starken Nachfrage Schritt halten können“, meint Evan Brown, Head of Multi-Asset Strategy bei UBS Asset Management. Die Lücke zwischen dem, was die Verbraucher kaufen wollen, und dem, was die Unternehmen liefern können, wird sich schließen. Im Laufe des Jahres sollten sich Lieferkettenprobleme auflösen, die Lagerbestände wieder aufgebaut werden, sich die Konsummuster normalisieren, die Erwerbsbeteiligung steigen und Produktionskapazitäten zunehmen.
Globale Umfragen im verarbeitenden Gewerbe deuten bereits darauf hin, dass sich die Produktionsbedingungen verbessern. Die Knappheit bei Halbleitern wird zwar nicht so schnell verschwinden, aber der Höhepunkt scheint überschritten. Die industrielle Produktion von Autos, die unter dem Halbleitermangel besonders gelitten hat, ist in den USA, Deutschland und vor allem in Japan wieder angezogen.
Wachstum über dem Trend, sinkende Inflation, steigende Aktienkurse
„Das Wirtschaftswachstum und die Inflation dürften sich 2022 abschwächen, die Inflation allerdings stärker als das Wachstum, und die Volkswirtschaften werden weiterhin überdurchschnittlich wachsen“, sagt Brown. Die Zentralbanken der Industrieländer werden ihre unterstützenden Impulse reduzieren. Eine geldpolitische Straffung dürfte die Anleiherenditen in die Höhe treiben und die Aktienbewertungen belasten. Die Volatilität bei Risikoanlagen dürfte daher in diesem Jahr im Durchschnitt höher ausfallen als im Vorjahr. Allerdings ist auch 2022 mit einem starken Gewinnwachstum bei den Unternehmen zu rechnen, was insgesamt für weiter steigende Aktienkurse spricht.
Outperformance der zyklischen Sektoren und Regionen
„Durch die Aufholjagd der Produktion dürften sich die Aktien in zyklisch orientierten Sektoren wie Finanzen und Energie sowie in Regionen wie Europa und Japan besser entwickeln als der Gesamtmarkt. Dies hat sich schon in den ersten Wochen des Jahres gezeigt, und wir erwarten, wenn auch nicht durchgängig, eine Outperformance der Zykliker in den kommenden Monaten“, sagt Brown.
Natürlich sieht er auch Risiken. So könnte die anhaltende Pandemie zu Rückschlägen führen. Hier ist sein Pessimismus angesichts der bisherigen Anzeichen allerdings begrenzt. Eine weitere Unsicherheit ist, wie stark und wie schnell die Inflation wieder sinkt. Bleibt sie – wider Erwarten – zu lange zu hoch, könnte die US-Notenbank mit aggressiven Zinserhöhungen reagieren. Und eine positive reale Rendite von zehnjährigen US-Anleihen würde die Aktienbewertungen in der Breite sehr stark belasten.