Die zahlreichen negativen Nachrichten lassen nur wenig Optimismus für ein Licht am Ende des Tunnels zu. Aber: „Um es ähnlich wie Warren Buffett zu beschreiben, gab es schon immer Konjunkturzyklen und zugleich auch Unternehmen, die in den verschiedenen Phasen der Wirtschaft – waren sie noch so angespannt – profitiert haben und trotzdem gewachsen sind. Deshalb ist es gerade jetzt wichtig, langfristig investiert zu bleiben“, sagt Klaus Zentner, Head Asset Management Austria bei UBS-AM.
Das Managen von Risiken spielt in dieser aktuellen Phase hoher Unsicherheit eine entscheidende Rolle. „Unserer Ansicht nach werden drei Schlüsselfragen, die die großen Wirtschaftsregionen betreffen, ausschlaggebend für die Wertentwicklung der Vermögenswerte im letzten Drittel des Jahres 2022 sein“, sagt Evan Brown, Head of Multi-Asset Strategy bei UBS-AM.
Browns Antwort hierauf ist ein klares Nein: „Die Notenbank wird wahrscheinlich weiterhin kommunizieren, dass die Zinsen im restriktiven Bereich bleiben, um den Inflationsdruck zu dämpfen.“ Insgesamt dürfte die Inflation zum Jahresende einfach noch zu hoch sein, um Zinssenkungen in Betracht zu ziehen. Die Märkte beginnen zu akzeptieren, dass die Bekämpfung der Inflation eher ein Marathon wird, die Erwartungen an künftige Zinssenkungen sind bereits gesunken.
Die Wirtschaft wird schwächeln. Der inflationsbereinigte Konsum und die Industrieproduktion werden wahrscheinlich zurückgehen. „Es ist aber noch zu früh, um den wirtschaftlichen Schaden zu überblicken“, sagt Brown und ergänzt: „Wir erwarten starke fiskalische Unterstützungsmaßnahmen der europäischen Regierungen, um sicherzustellen, dass es ein temporäres Problem bleibt.“ Langfristig könnte die Energiekrise der Katalysator für die Regierungen sein, um die Aktivitäten in Richtung Energiesicherheit und Dekarbonisierung voranzutreiben.
Hierauf antwortet Brown mit einem „Ja, aber….“. Gerade in jüngster Zeit hat die chinesische Regierung ihre Maßnahmen zur Wirtschaftsankurbelung verstärkt. Die Anreize werden allerdings nicht so üppig ausfallen wie nach der globalen Finanzkrise. „Die Stabilisierung der Wirtschaft dürfte reichen, um inländische Vermögenswerte und Rohstoffen zu unterstützen. Aber sie wird nicht reichen, um sich wesentlich auf die restliche Welt auszuwirken“, meint Brown.
Rückschlüsse für die Asset Allocation
Das Festhalten der US-Notenbank an einer restriktiven Politik setzt eine Obergrenze für die Bewertung von Risikoanlagen. Gleichzeitig sorgt die robuste US-Wirtschaft für einen soliden Boden. „Wir gewichten Aktien neutral, sind hier aber etwas vorsichtiger positioniert“, sagt Brown. Dass die US-Notenbank mit ihren Zinserhöhungen die wirtschaftliche Dynamik reduzieren will und nicht wie andere Notenbanken in einem Stagflationsumfeld agieren muss, dürfte den US-Dollar weiter stärken und spricht für einen währungsgesicherten Trade von US-Aktien gegen den Rest der Welt.