„Unsere Aussichten für die Weltwirtschaft sind optimistischer als der Konsens“, sagt Evan Brown, Head of Multi-Asset Strategy bei UBS Asset Management (UBS-AM). Zwar werden die Auswirkungen der deutlichen geldpolitischen Straffung die Wirtschaft belasten, aber es gibt auch stärkende Faktoren. Der US-Konsum, als Dreh- und Angelpunkt der Weltwirtschaft, ist weiterhin solide. Die realen Verbraucherausgaben sind 2022 trotz hoher Inflation gestiegen – dank überschüssiger Ersparnisse und eines starken nominalen Lohnwachstums. „Zudem sollte der Gegenwind aus dem vergangenen Jahr durch die chinesische Null-Covid-Politik und die europäische Energiekrise in der ersten Jahreshälfte 2023 in Rückenwind für die Weltwirtschaft umschwenken“, ist Brown zuversichtlich.
Aktien: USA unter Druck, China vor Erholung
Dieser Konjunktur-Optimismus kommt jedoch nicht allen Kapitalmärkten zugute. Robuste Arbeitsmärkte bedeuten hohe Löhne, was wiederum die Zentralbanken veranlassen könnte, die Zinsen länger auf hohem Niveau zu belassen. Dies ist keine gute Nachricht für teuer bewertete Aktienmärkte, insbesondere nicht für den US-Aktienmarkt. „Im Aktienbereich bevorzugen wir Emerging Markets gegenüber den Industriemärkten“, sagt Brown. Neben den Risiken am US-Markt ist ein Grund hierfür die wohl bedeutendste Entwicklung in den vergangenen drei Monaten: Chinas Kehrtwende in der Covid-Politik.
„Wir sehen ein positives Szenario für China. Neben dem Ende der Null-Covid-Politik, scheint auch das Thema Regulation unter Kontrolle und die Krise am Immobilienmarkt durch unterstützende Maßnahmen beendet zu sein“, sagt Klaus Zentner, Head Asset Management Austria bei UBS-AM. „Die chinesischen Aktienmärkte sind zwar immer noch volatil, trotzdem beobachten wir wieder starke Mittelzuflüsse. Der Inlandskonsum in China ist sehr stabil und die Bewertungen und Ertragserwartungen für chinesische Aktien sollten weiter steigen“, so Klaus Zentner. Da China in den wichtigen Emerging-Markets-Indizes ein hohes Gewicht hat und die USA bei den Industriemärkten dominieren, erwartet Brown, dass Schwellenländeraktien die Aktien der entwickelten Welt outperformen könnten.
Kurzlaufende Unternehmensanleihen aussichtsreicher als Aktien
Aussichtsreich findet Brown zudem kurzlaufende US-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Bewertung. Hohe Zinskupons und ein relativ geringes kurzfristiges Rezessionsrisiko sprechen für das Anlagesegment. „Sie sind aber nicht nur absolut gesehen interessant, sondern auch im Vergleich zu globalen und speziell zu US-Aktien. Der Risikoaufschlag für Aktien gegenüber diesen ein- bis dreijährigen Papieren ist aktuell im historischen Vergleich ziemlich gering. Investoren erhalten also nur eine kleine Extra-Belohnung, wenn sie mit Aktien den risikoreicheren und längerfristigen Bereich der Kapitalstruktur eines Unternehmens wählen“, erläutert Brown.