US-Finanzministerin Janet Yellen hat den 1. Juni als Tag X ausgemacht, der Tag an dem die USA ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, sollte die Schuldenobergrenze nicht steigen. „Während sich die Verhandlungen über die Anhebung der Schuldenobergrenze hin und her bewegen, haben wir drei zentrale Überzeugungen zu deren Entwicklung“, sagt Evan Brown, Head of Multi-Asset Strategy bei UBS Asset Management (UBS-AM).
1. Kompromiss in letzter Minute
„Wir halten es für wahrscheinlicher, dass Anfang Juni ein Kompromiss gefunden wird, als dass es keine Einigung gibt“, so Brown. Es könnte auch zunächst eine kurzfristige Lösung sein, um mehr Zeit für Verhandlungen zu haben. In ein paar Wochen wäre dann die Situation wieder die gleiche. Die wichtigste Komponente einer Einigung dürfte eine mehrjährige Deckelung der Staatsausgaben ab Oktober dieses Jahres sein im Gegenzug für die Anhebung der Schuldenobergrenze bis nach den US-Wahlen 2024. Die Ausgabenkürzungen werden das Wachstum zwar belasten, wären aber für eine immer noch starke Wirtschaft verkraftbar.
2. Keine Zahlungsausfälle bei US-Staatsanleihen zu befürchten
„Selbst wenn es zu keiner Einigung über die Anhebung der Schuldenobergrenze kommt, erwarten wir keine Zahlungsausfälle bei US-Staatsanleihen“, sagt Brown. Die US-Regierung dürfte sich der katastrophalen Auswirkungen von Ausfällen bewusst sein und Zins- und Kapitalrückzahlungen für Anleihen gegenüber anderen Ausgaben priorisieren. Im Worst-Case-Szenario, wenn die Kreditwürdigkeit von US-Treasuries ins Wanken gerät, könnte zudem die US-Notenbank einspringen und notleidende Anleihen übernehmen.
3. Kurzfristig wird die Marktvolatilität steigen – und Kaufchancen eröffnen
„Da die Märkte wahrscheinlich bis zu einer Einigung gewisse Risiken eines disruptiven Ausgangs der Verhandlungen einpreisen, erwarten wir kurzfristig eine hohe Volatilität an den Märkten“, sagt Brown und ist zuversichtlich für die Zeit danach: „Sobald diese Risiken der Vergangenheit angehören, werden wir zurück sein in einer Welt, in der sich die wirtschaftliche Aktivität und die Unternehmensgewinne als widerstandsfähiger erweisen als die meisten erwarten.“
Beate Meyer, Head of Wholesale Central Europe bei UBS-AM, ergänzt: „Die gegenwärtige Marktphase zeichnet sich durch eine abwartende Haltung auf Investorenseite aus, die jedoch rasch umschlagen kann. Investoren verfolgen gespannt die Entwicklungen in den USA und stehen vor der Möglichkeit eines signifikanten Anstiegs, der schnelles Handeln erfordert, um keine Opportunitäten zu verpassen. Gleichzeitig besteht das Risiko einer gegenteiligen Entwicklung. Die Märkte sind derzeit von erhöhter Volatilität geprägt, was Investoren dazu veranlasst, eine abwartende Position einzunehmen. Als Anleger ist es von Bedeutung, sich bewusst zu machen, dass die aktuellen Marktereignisse hauptsächlich durch makroökonomische Faktoren beeinflusst werden und weniger auf fundamentalen Unternehmensbewertungen beruhen. Daher gilt es, stabile und strategisch gut aufgestellte Unternehmen mit einem soliden und nachhaltigen Geschäftsmodell ausfindig zu machen und in diese zu investieren, da ihr tatsächlicher Wert unverändert geblieben ist.“
Deutliche Kursrückgänge an den Aktienmärkten aufgrund des Schuldengrenzen-Dramas bieten daher eine gute Möglichkeit, um Aktieninvestitionen aufzustocken. Brown: „Im Vorfeld der Schuldengrenzen-Diskussion haben wir uns defensiver positioniert. Jetzt sind wir bereit, flexibel Chancen in allen Anlageklassen zu nutzen, wenn die Schlagzeilen zur Schuldenobergrenze zu Marktverwerfungen führen.