Evan Brown, Head of Multi-Asset Strategies bei UBS Asset Management, erwartet eine sanfte Landung der US- und Weltwirtschaft: „Bereits vor einem Jahr schätzten wir – anders als der Konsens – das Rezessionsrisiko in den USA als gering ein und sind zuversichtlich, dass sich dieser Trend bis 2024 fortsetzen wird.“ Tatsächlich ist die überraschende Widerstandsfähigkeit des US-Wachstums die einzige Konstante in diesem ungewöhnlichen Wirtschaftszyklus.
Der private Sektor ist nicht überschuldet, weder die privaten Haushalte noch die Unternehmen geben Geld über ihre Verhältnisse aus. Die Inflation hat sich so weit verlangsamt, dass die Märkte einen Lockerungszyklus der Zentralbanken einpreisen. Die finanziellen Bedingungen sind jetzt deutlich förderlicher für das Wachstum als noch vor sechs Wochen. Das reale Einkommenswachstum ist immer noch positiv und dürfte zusammen mit einem konstant starken Nettovermögen der Haushalte für ein anhaltendes Konsumwachstum sorgen. Förderpakete wie der Inflation Reduction Act, der CHIPS Act und das US-Infrastrukturpaket sollten die Unternehmensinvestitionen weiter ankurbeln und der US-Wirtschaft positive Impulse verleihen.
Inflation bleibt Unsicherheitsfaktor
Hauptrisiko bleibt die Inflation. Ein relativ hartnäckiger Preisdruck könnte die finanziellen Bedingungen zum Teil wieder verschärfen und das reale Einkommenswachstum nach unten drücken. „Um es klar zu sagen: Die US-Notenbank wird die Zinssätze im Jahr 2024 wahrscheinlich auch dann senken, wenn der Preisdruck weniger stark abflaut als im jüngsten Trend. Allerdings wohl nicht in dem Maße, wie es die Märkte derzeit erwarten“, so Brown.
Aktienrally, aber kaum sinkende Anleiherenditen
„Im Jahr 2024 sind die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen grundsätzlich vielversprechend – ein derart positives Szenario auf breiter Basis war seit Langem nicht mehr gegeben. Trotz weiterhin bestehender Gefahren wie Inflation und geopolitische Risiken stehen diesen Herausforderungen ein kräftiger privater Konsum, eine niedrige Arbeitslosenquote und zuverlässige Unternehmensgewinne gegenüber. Die zuvor erhöhten Energiekosten der privaten Haushalte haben sich wieder auf ein normales Niveau eingependelt. Dies führte zu einem Anstieg der Ausgaben der Verbraucher und stärkte dementsprechend die Gewinne der Unternehmen“, so Beate Meyer, Head of Wholesale Central Europe bei UBS Asset Management.
Sowohl Aktien als auch Anleihen befinden sich zum Jahresende in einem starken Aufwärtstrend. „Das weckt die Befürchtung, dass eine sanfte Landung bereits vollständig eingepreist ist. Wir sind anderer Meinung, vor allem in Bezug auf den Aktienmarkt“, so Brown und prognostiziert: „Wir glauben, die Marktüberraschung 2024 wird eine Aktienrally sein, ohne dass die Anleiherenditen sonderlich sinken. Nur die Volatilität an den Anleihemärkt wird zurückgehen.“
Entgegen der Konsenserwartungen, die von einer Outperformance von Anleihen gegenüber Aktien ausgehen, rechnet er damit, dass Aktien 2024 besser als Staatsanleihen abschneiden werden. „Wir sind der Meinung, dass die 12-Monats-Gewinnrevisionen immer noch auf ein Aufwärtspotenzial bei Aktien hindeuten und dass die Aktienbewertungen noch nicht so hoch sind, abgesehen von einer Handvoll großer US-Technologieunternehmen“, sagt Brown.