„In unserem Jahresausblick waren wir stark überzeugt, dass die globalen Aktien 2024 auf neue Allzeithochs steigen würden, ohne dass die Renditen von Staatsanleihen nennenswert sinken. Das ist nun – schneller als wir erwartet haben – eingetreten“, sagt Evan Brown, Head of Multi-Asset Strategy bei UBS Asset Management. Die positive Kursentwicklung erfolgte aus guten Gründen: Das Wachstum ist solide, die Arbeitsmärkte sind in guter Verfassung und die Desinflation ist in vollem Gange.
Eine sanfte Landung der US- und der Weltwirtschaft scheint nach wie vor sehr wahrscheinlich. „Allerdings ist diese optimistische Sichtweise schon seit mehr als drei Monaten zunehmend in die Märkte eingeflossen. Eine Mischung aus technischen und fundamentalen Faktoren lässt uns befürchten, dass dieses Narrativ auf taktischer Basis in Frage gestellt werden könnte. Das Chance-Risiko-Verhältnis von Aktien ist nicht mehr so attraktiv wie zuvor“, so Brown. Daher hat er das Übergewicht in globalen Aktien, das seit Juni 2023 besteht, auf eine neutrale Positionierung zurückgestuft.
Unsicherheit könnte in die Märkte zurückkehren
Die PCE-Kerninflation lag in den USA zum Jahresende 2023 mit 1,9 Prozent auf Sechsmonatsbasis unter dem Ziel der Notenbank Fed. Gleichzeitig war das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal mit 3,3 Prozent stärker als erwartet. Viel besser kann die Lage nicht mehr werden. „Tatsächlich gehen wir davon aus, dass die Inflation in den kommenden Monaten vorübergehend anzieht, bevor sie ihren disinflationären Trend fortsetzt“, erläutert Brown. Ein zwischenzeitlicher Anstieg des Preisdrucks könnte es der Fed erschweren, mehr Vertrauen zu gewinnen, dass sich die Inflation dauerhaft in den Zielbereich zurückbewegt. Sollte die Fed Zinssenkungen hinauszögern, könnte dies die Märkte verunsichern. Zusätzlich scheint der starke US-Dollar etwas auf die Gewinne der multinationalen US-Konzerne zu drücken. Ein wichtiger Indikator für Gewinnrevisionen ist kürzlich in den neutralen Bereich gesunken.
Globale Aktien bleiben mittelfristig attraktiv, japanische auch kurzfristig
„Wir sind nach wie vor optimistisch für die Weltwirtschaft und für globale Aktien auf mittlere Sicht. Aber kurzfristig ist es unserer Meinung nach Zeit für eine Pause in der historisch starken Aktienrally“, sagt Brown. Sollte die Konsens-Erwartung einer sanften Landung in den nächsten Monaten unter Druck geraten, könnten Schwächen am Aktienmarkt erneut gute Einstiegsmöglichkeiten bieten.
„Unser Fokus liegt auf einer mittel- bis langfristigen Perspektive. Auf dem Aktienmarkt gewinnt die gezielte Identifizierung und Bewertung aufstrebender Sektoren und Investmentthemen zunehmend an Bedeutung. Diese umfassen Aspekte wie Demografie, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Cyber-Sicherheit, Urbanisierung, Gesundheitswesen und Infrastruktur – allesamt wesentliche Bereiche, die die gesellschaftliche Entwicklung maßgeblich beeinflussen und daher gezielt in das Anlageportfolio von Investoren integriert werden sollten. Eine Möglichkeit, diese Themen abzubilden, besteht in der Nutzung spezialisierter Themenfonds. Diese können nicht nur zur Diversifikation beitragen, sondern auch mittelfristig eine Art Verstärker für Portfolios darstellen“, ergänzt Beate Meyer, Head of Wholesale Central Europe bei UBS Asset Management.
Eine neutrale Sichtweise auf Aktien ist deshalb kein Wechsel ins Bärenlager. Nach wie vor gibt es attraktive Segmente. Dazu zählen auch japanische Aktien, die stark vom verbesserten nominalen Wachstumsumfeld, einer aktionärsfreundlicheren Unternehmensführung und einer lockeren Geldpolitik profitieren, selbst wenn die Bank of Japan auf einen langsamen Straffungszyklus einschwenkt.