In den Sommermonaten kommt es immer häufiger zu starken Marktschwankungen und auch der diesjährige Juli enttäuschte diesbezüglich nicht. Bei einer ganzen Reihe von Vermögenswerten waren starke Bewegungen zu beobachten, die Anfang August in teilweise extremen Kursstürzen gipfelten. Einige der beliebtesten Positionen wie US-Mega-Cap-Technologiewerte oder in japanischen Yen finanzierte Carry-Trades erlitten herbe Rückschläge.
„Auslösender Faktor für die Bewegungen der letzten Wochen waren unserer Ansicht nach Fundamentaldaten. Allerdings haben technische Faktoren für die anschließende übertriebene Kursentwicklung gesorgt“, so Evan Brown, Head of Multi-Asset Strategies bei UBS Asset Management.
Beate Meyer, Head of Wholesale Germany bei UBS-AM, ergänzt: „In den letzten Monaten haben wir eine bemerkenswerte Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten erlebt, die von aufeinanderfolgenden Allzeithochs, vor allem in der Tech-Branche, geprägt war. Eine Marktkorrektur war nicht völlig unerwartet und könnte nun möglicherweise zu einer Normalisierung führen.“
Marktbewegungen sind weitgehend technisch bedingt
Erster Auslöser für die Volatilität im Juli waren die Inflationsdaten, die zum zweiten Mal in Folge besser ausfielen als erwartet. Hinzu kam eine abkühlende Tendenz am Arbeitsmarkt, was den Markt auf baldige Zinssenkungen in den USA hoffen ließ. US-Nebenwerte erhielten Aufwind, Tech-Werte wurden abgestraft. Der Nebenwerte-Index Russell 2000 hat die Magnificent-7-Aktien in den zwei Wochen nach Bekanntgabe der Juni-Inflation am 10. Juli um 25 Prozent outperformt. Ähnliche übertriebene Dynamiken gab es in anderen Märkten, etwa eine Aufwertung des japanischen Yen gegenüber dem US-Dollar.
Anfang August zeigte sich eindrucksvoll, wie technisch fragil die Kapitalmärkte sind, wenn Investoren sich gezwungen sehen, Vermögenswerte, in denen sehr viele Investoren bereits gut positioniert sind, in illiquiden Sommermärkten verkaufen zu müssen. So ist etwa der japanische Aktienindex Nikkei in drei Tagen um 21 Prozent gefallen.
Beate Meyer erklärt dazu: „Obwohl die makroökonomischen Fundamentaldaten stabil sind, steigen die Arbeitslosenzahlen in den USA, was sich spürbar auf die globalen Märkte auswirkt. Wir sehen derzeit quantitativ getriebene Kapitalabflüsse, die durch algorithmische Modelle ausgelöst werden und nicht auf fundamentalen Bewertungen basieren. Diese Modelle verstärken die Marktvolatilität, insbesondere in Abwärtstrends.“ Evan Brown ergänzt: „Wir können keine Veränderungen in den Fundamentaldaten erkennen, die eine solche Bewegung rechtfertigen. Allerdings wurden sehr viele Short-Positionen im japanischen Yen im Laufe des Jahres aufgebaut, die unter Druck kamen, als die Bank of Japan sich zuletzt mehr hawkish positionierte. Das wirkte sich auch auf die Aktien aus.“
Soft Landing der US-Wirtschaft
Brown hält die Geschwindigkeit und das Ausmaß der jüngsten Marktbewegungen durch technische Faktoren für stark übertrieben gegenüber den zugrunde liegenden Fundamentaldaten. „In den USA deuten unserer Meinung nach die jüngsten Wirtschaftsdaten nicht auf eine Rezession hin. Wir halten derzeit immer noch eine sanfte Landung für das wahrscheinlichste Szenario“, so Brown. Risikofaktoren sind der sich abkühlende Arbeitsmarkt und Wachstumsschwächen außerhalb der USA, etwa in Europa und China.
Meyer hebt hervor: „Für Investoren ist es entscheidend, in dieser Phase Besonnenheit zu bewahren und auf kurzfristige Marktschwankungen nicht mit Panik zu reagieren. Es gilt, die weitere Entwicklung der Zinspolitik zu beobachten und die kommenden Wochen abzuwarten. Angesichts der aktuellen Marktvolatilität ist eine ruhige und strategische Vorgehensweise unerlässlich, um langfristig erfolgreich zu navigieren.“
„Im September dürfte die US-Notenbank die erste Zinssenkung verkünden. Und die bald beginnende Phase der synchronen globalen geldpolitischen Lockerung (mit Ausnahme von Japan) bietet ein vorteilhaftes Umfeld für Risiko-Assets“, sagt Brown. Die jüngsten Marktverwerfungen bieten daher gute Chancen für langfristige Investoren.
Übergewicht in Aktien reduziert
Ein Übergewicht in Aktien hält Brown daher immer noch für gerechtfertigt. „Allerdings haben wir im Hinblick auf das herausfordernde, weniger liquide Umfeld in den Sommermonaten das Aktienrisiko in den Portfolios in den vergangenen Wochen reduziert“, erläutert Brown. Im Anleihebereich setzt er auf eine neutrale Positionierung bei der Duration. In ausgewogenen Portfolios spielt sie weiterhin eine wichtige Rolle, um sich gegen negative Wirtschaftsszenarien abzusichern.