„Donald Trump hat die US-Präsidentschaftswahl gewonnen und startet in seine zweite Amtszeit. Die Republikanische Partei sicherte sich zudem die Mehrheit im Senat. Das Rennen um das Repräsentantenhaus bleibt noch offen, jedoch wächst die Wahrscheinlichkeit eines ‚Red Sweeps‘, bei dem die Republikaner beide Kammern des Kongresses kontrollieren würden. Sollte der nach aktuellem Stand der Auszählungen eher unwahrscheinliche Fall eintreten und das Repräsentantenhaus an die Demokraten gehen, könnte dies Trumps Handlungsspielraum für eine expansive Fiskalpolitik einschränken.
Der ‚Red Sweep‘ würde eine ausgeprägte fiskalpolitische Expansion ermöglichen, was kurzfristig Druck auf US-Staatsanleihen ausüben dürfte. US-Aktien könnten hingegen von Steuererleichterungen und weniger Regulierung profitieren und sich besser entwickeln als internationale Märkte, die stärker von Zollrisiken betroffen sind. Ein starker US-Dollar wäre eine weitere Folge dieses Szenarios.
Erste Marktreaktionen
Die Märkte reagierten am gestrigen Tag wie erwartet: US-Aktien stiegen um über 2 Prozent und übertrafen damit internationale Aktienmärkte. Während global eine positive Stimmung herrscht, verzeichnete der chinesische Hang Seng einen Rückgang von 2,2 Prozent – die Bedrohung durch mögliche US-Zölle lastet hier besonders stark. US-Small Caps legten mit +6 Prozent am stärksten zu, was auf die inländische Ausrichtung von Trumps Deregulierungsmaßnahmen insbesondere bei regionalen Banken zurückzuführen ist.
Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg um 20 Basispunkte auf 4,5 Prozent, während der US-Dollar ein neues Zwölfmonatshoch erreichte. Währungen der Handelspartner mussten Verluste hinnehmen: Der Euro fiel um 2 Prozent, der mexikanische Peso um 2,5 Prozent und der chinesische Renminbi um knapp 1,5 Prozent.
Zukunftsaussichten und Anlegerstrategien
Mit dem Wahlergebnis ist das wohl größte Risikoereignis des Jahres 2024 beseitigt, was die Aktienvolatilität verringert und den Weg für eine mögliche Jahresendrallye ebnet. US-Aktien stehen weiterhin gut da, gestützt durch eine robuste Binnenwirtschaft, geldpolitische Lockerungen und das Potenzial für zusätzliche politische Unterstützung. Europäische Aktien dürften dagegen unter schwachem Wachstum und zunehmenden Zollrisiken leiden. Schwellenmärkte stehen einem ausgewogenen Risiko gegenüber: Chinas Konjunkturmaßnahmen könnten positive Gewinneffekte fördern, während höhere Zölle ein Abwärtsrisiko darstellen.
Im Anleihenmarkt bietet die aktuelle Renditesteigerung nach dem jüngsten Anstieg der Renditen seit September zunehmend attraktive Werte. Die geplante fiskalische Expansion ist ein Gegenwind für US-Staatsanleihen, aber die genauen Auswirkungen auf das US-Haushaltsdefizit bleiben abzuwarten. Die makroökonomischen Aussichten zeichnen sich durch eine fortschreitende Disinflation aus, die weitere Zinssenkungen der Fed ermöglichen könnte.
Der US-Dollar wird voraussichtlich stark bleiben, besonders gegenüber Währungen, die durch eine aggressivere US-Handelspolitik verwundbar sind, wie der mexikanische Peso und der chinesische Renminbi.
Obwohl wir risikoreiche Anlagen bis Ende des Jahres und 2025 positiv sehen, dürfte das Niveau der Nachwahlrallye von 2016 schwer zu erreichen sein. Die Bewertungen sind höher, die fiskalische Lage der USA ist angespannter und der positive Effekt potenzieller Steuersenkungen wäre geringer als in Trumps erster Amtszeit. Trumps Drohungen, Zölle zu erhöhen und die Einwanderung zu beschränken, könnten negative Angebotsschocks auslösen, die das Wachstum dämpfen und die Inflation anheizen würden.
Blick auf die Kongresswahlen
Der aktuell noch offene Ausgang der Kongresswahlen wird entscheidend für Trumps politische Durchsetzungskraft sein. Ein geteilter Kongress könnte den Spielraum für Steuersenkungen und erhöhte Staatsausgaben begrenzen, was dem Anleihenmarkt zugutekäme. Weitere Details zu Trumps Politik werden voraussichtlich 2025 publik, was Investoren dabei helfen dürfte, die Risikobilanz neu zu bewerten.
Es wird allgemein erwartet, dass der Offenmarktausschuss der Fed auf seiner heutigen Sitzung eine weitere Zinssenkung beschließt, was einen disinflationären Trend bestätigen würde. Der Nationale Volkskongress Chinas, der am 8. November endet, wird zudem wichtige fiskalpolitische Maßnahmen vorstellen, die die Entwicklung chinesischer Vermögenswerte und Schwellenländeraktien beeinflussen könnten.“