Swisscanto Invest – Kurzbericht August 2019
Small Caps mit Chance auf Outperformance
Konjunktur
Der US-Konsum ist weiterhin robust und die jüngste, auf zwei Jahre ausgelegte Einigung im US-Budgetstreit reduziert die Unsicherheit über den Fortgang der US-Wirtschaft. In den Schwellenländern weisen die Konjunkturindikatoren auf eine Wachstumsstabilisierung hin, allerdings auf einem recht bescheidenen Niveau. Die Eurozone wächst derzeit unter ihrem langfristigen Potenzial. Gleichzeitig sprechen das anhaltende Beschäftigungs- und Lohnwachstum weiter für eine robuste Binnenkonjunktur. Allerdings verliert der Arbeitsmarkt zunehmend an Dynamik.
Finanzmärkte
Wichtige Zentralbanken in Industrie- und Schwellenländern haben in den vergangenen Wochen die Märkte auf weitere Zinssenkungen vorbereitet oder bereits begonnen, die Zinsen zu senken. Wir sind allerdings der Meinung, dass die Märkte die zukünftige Konjunkturentwicklung zu pessimistisch einschätzen und sich die Zinssenkungserwartungen der Finanzmärkte als zu hoch herausstellen. Die Abwärtsbewegung der Renditen von Staatsanleihen dürfte also gebremst werden. Angetrieben von der Hoffnung auf geldpolitische Lockerungen und dem Ausbleiben schlechter Nachrichten zum Handelskonflikt legten die globalen Aktienmärkte weiter zu. Stabilisiert sich die globale Konjunktur wie von uns erwartet, ist das Potenzial an den Aktienmärkten noch nicht ausgeschöpft.
Notenbanken rücken zusammen
Die prophylaktische Zinssenkung der US-Notenbank und die – zwar vorerst nur verbal – in Aussicht gestellte Expansion der Geldpolitik durch die EZB, haben zwei Standpunkte geschärft. Erstens: Man nimmt die Gefahr, die von einer Eskalation des Handelskonflikts ausgeht, sehr ernst. Zweitens und noch wichtiger: Weder die Fed noch die EZB sind bereit, die Kosten einer Rezession auf sich zu nehmen. Die Gründe hierfür: Auch die USA sind trotz ihrer autarken Wirtschaftsstruktur mit einer intakten globalen Konjunktur besser dran, und die EZB beziehungsweise die Eurozone kann sich gar keine Rezession leisten. Vermehrt wurden Stimmen laut, wonach die Notenbanken sich dem Druck der Politiker beugen und eine kompetitive Abwertung verfolgen. Wir sind der Meinung, dass die geldpolitische Entwicklung die ökonomische Antwort der Notenbanken auf den herrschenden Deflationsdruck und die globalen Konjunkturrisiken ist.
Renditen mit neuen Minusrekorden
Die Kombination von schwächeren Konjunkturdaten und expansiven Notenbanken hat die Renditen im Juli weiter belastet. In einzelnen Regionen sind die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen gar auf neue Rekordtiefstände gefallen. In Deutschland und der Schweiz notierten die Renditen im Juli mit –0,4 beziehungsweise –0,7 Prozent so tief wie noch nie. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat insbesondere die globale Industrie und exportorientierte Nationen hart getroffen. In den USA erweisen sich jedoch der Arbeitsmarkt und der Konsum als stabil. Daher glauben wir, dass die Märkte die zukünftige Konjunkturentwicklung zu pessimistisch einschätzen und sich die Zinssenkungserwartungen der Finanzmärkte als zu hoch herausstellen. Bei einer Stabilisierung der Konjunkturindikatoren dürfte daher auch die Abwärtsbewegung der Renditen von Staatsanleihen nachlassen.
Szenario spricht für Small Caps
Auf den aktuellen Niveaus der konjunkturellen Frühindikatoren stellt sich die Frage, ob die globale Wirtschaft in eine Rezession abgleitet oder ob eine Stabilisierung einsetzt. Unter anderem wegen der globalen geldpolitischen Wende gehen wir von Letzterem aus. Daraus folgt für die Frühindikatoren, dass sie nach einer Phase der Stabilisierung in der 2. Jahreshälfte wieder leicht steigen. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass in einem derartigen Szenario die kleinen Unternehmen in einem Aktienindex (Small Caps) besser abgeschnitten haben als die großen. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass Investoren bei zunehmender Konjunkturdynamik höhere Risiken tolerieren. Für eine langanhaltende Outperformance der Kleinunternehmen erachten wir die globalen Unsicherheiten als zu groß, aber nach der unterdurchschnittlichen Entwicklung seit Jahresbeginn könnten sie die Großunternehmen vorübergehend abhängen.
Nachfragesorgen am Rohölmarkt übertrieben
Der Lagerabbau der US-Rohölbestände setzt sich seit Anfang Juni ungebremst fort. Insgesamt erfolgte bisher ein Abbau um 40 Millionen Barrel. Die Rohölpreise haben auf diesen Rückgang der Lagerbestände jedoch nur moderat reagiert. Aktuell bremsen den Rohölmarkt anhaltende Nachfragesorgen, die dadurch bedingt sind, dass sich die konjunkturellen Vorlaufindikatoren seit Jahresbeginn eingetrübt haben. Wir glauben jedoch, dass die expansiven geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken die Konjunktur stabilisieren werden und somit die Nachfrage nach Rohöl positiv beeinflussen können.