Global-Healthcare-Konferenz: Neue Produkte sorgen für Wachstumsschub

Die regelmäßig im Januar stattfindende Global Healthcare Conference von J.P. Morgan in San Francisco ist das Stimmungsbarometer für den gesamten Gesundheitssektor. Das Team des BB Medtech konnte sich vor Ort ein Bild über aktuelle Geschäfts- und Produktentwicklungen machen. Bellevue Asset Management | 06.02.2015 13:56 Uhr
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Branchengrössen: Neue Produkte und Integration von Übernahmen

Medtronic wird 2015 die Synergien aus der Übernahme von Covidien ausschöpfen und zugleich die Markteinführung von neuen Produkten forcieren. Illumina, der Marktführer in der Gensequenzierung, stellte auf der JP-Morgan-Konferenz eine neue Generation von Geräten vor und präsentierte dazu überzeugende Ergebnisse für das 4. Quartal 2014. Dasselbe gilt für Boston Scientific und Edwards Lifesciences in der Kardiologie. Bei den per Katheter einsetzbaren Herzklappen haben Edward Lifesciences und Medtronic die besten klinischen Daten vorgelegt. Deshalb sind sie am besten positioniert, um sich in den kommenden Jahren das Marktpotenzial zu erschliessen. BB Medtech schätzt mit Sicht auf 2018 das Potenzial allein bei den Patienten, die wegen körperlicher Schwäche nicht mehr auf konventionelle Weise am offenen Herzen operiert werden können, auf USD 3 Mrd.

Auf der Konferenz traf sich das Team von BB Medtech auch mit Thomas Freyman, dem Finanzvorstand von Abbott Labs. Im Mittelpunkt der Gespräche standen Produktentwicklungen wie das Diabetes-Messgerät FreeStyle, das Mitralklappen-Reparatursystem MitraClip sowie verschiedene Diagnostikplattformen. Die Investmentthese von BB Medtech erwartet von der Akquisition der Pharmaunternehmen Veropharm in Russland und CFR in Lateinamerika einen weiteren Anstieg der Profitabilität. Der Umsatz soll um deutlich mehr als 5%, der Gewinn je Aktie im unteren zweistelligen Prozentbereich zulegen. Zudem gehen wir davon aus, dass Abbott weitere Zukäufe tätigen wird, die zu einer weiteren Gewinnverdichtung führen werden.

Marc Casper, der Vorstandsvorsitzende von Thermo Fischer, liess im persönlichen Gespräch erkennen, dass sich das Chinageschäft wieder etwas erholt hat und dass die Integration von Life Technologies positiv verläuft. Nach unserer Einschätzung werden sich die Syner- gien aus der Akquisition auszahlen. Dazu wird ein verbessertes Geschäftsumfeld in wichtigen Zielmärkten wie akademischen Institutionen in den USA oder der Pharmaindustrie Umsatz und Gewinne weiter beleben.

Ein spannendes Jahr steht auch HeartWare bevor. Das Unternehmen Managerwill einen grossen Schritt auf dem Weg zur Zulassung für sein linksventrikuläres Unterstützungssystem MVAD vorankommen. Die neue Herzpumpe soll weniger Nebenwirkungen wie beispielsweise geringeren „shear stress“, weniger Blutgerinnsel, weniger Hirnschläge und weniger gastrointestinale Blutungen haben. Im April wird das Herz-Unterstützungssystem aller Voraussicht nach erstmals in einem Menschen implantiert. Die Zulassung in Europa ist noch für 2015 geplant, das Studiendesign für die US-Zulassung soll bis April an die amerikanische Zulassungsbehörde FDA eingereicht werden.

Übernahmewelle geht weiter

Die grossen Player der Medizintechnikbranche gehen wiederum Kooperationen mit kleineren Zulieferern ein, die sich auf innovative Produkte in Marktnischen spezialisiert haben. Mangels finanzieller Ressourcen tun sich diese Nischenplayer im Vergleich zu den Branchengrössen schwer, auf der Vertriebsseite schlagkräftige Strukturen zu errichten. Umso mehr sind sie dem Preisdruck ausgesetzt und können langfristig nur bestehen, wenn sie beständig neue Produkte zur Marktreife bringen. Gelingt ihnen das, werden sie zugleich zu Übernahmeobjekten für die Branchenschwergewichte.

Nach den drei grossen Übernahmen von 2014 (Medtronic übernahm Covidien, Becton Dickinson kaufte CareFusion und Zimmer akquirierte Biomet) stehen jetzt mittelgrosse Firmen im Blickpunkt des Interesses. Übernahmekandidaten sind vor allem Firmen, die innovative Produkte etwa in der Frühdiagnose von Krankheiten oder hochspe-zialisierte Verbrauchsgüter für die Chirurgie und die Intensivpflege anbieten.

Weiterhin moderate Bewertung

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 bewegt sich die Bewertung weiterhin im unteren Rahmen des langjährigen Bewertungsdurchschnitts. Dabei ist das volle Wertschöpfungspotenzial der erst neu zugelassenen Produkte noch nicht in den Aktienkursen der jeweiligen Firmen enthalten. Dasselbe gilt für die Synergien, die sich aus den Übernahmen, die im Jahr 2014 angekündigt worden sind, erst noch entfalten werden.

Auf der J.P.-Morgan-Konferenz haben einzelne Firmen Eckdaten für 2014 veröffentlicht und einen ersten Ausblick für 2015 gegeben. Dazu haben erste Unternehmen in der vergangenen Woche ihre Geschäftszahlen für 2014 veröffentlicht. Bislang haben die meisten Unternehmen auf der Umsatz- wie auf der Gewinnseite die Erwartungen erfüllt. Beim Ausblick sind die Vorgaben durchwegs konservativ angesetzt. Das berichtete Umsatzwachstum wird zwar vom starken US-Dollar im Jahr 2015 negativ beeinflusst werden, aber das massgebliche währungsbereinigte Wachstum wird solide ausfallen. Sollten die Produktinnovationen im Jahresverlauf die Erwartungen übertreffen, sind Anpassungen nach oben möglich.

BB Medtech erwartet für 2015 etwa 20 bis 25 Börsengänge. Damit wird sich die Zahl der IPOs in der Grössenordnung des Vorjahrs bewegen. Die breite Investorenbasis und der weltweit grösste Absatzmarkt für Medtechprodukte sind die Hauptargumente dafür, dass auch europäische Medtechfirmen bevorzugt ein Listing an den US-Börsen anstreben werden.

Portfoliostrategie: Ein gesunder Mix aus Branchengrössen und Nischenplayern

Dank der Wachstumsperspektiven ist die Medizintechnik ein fester Bestandteil in jedem diversifizierten Anlegerdepot. Das Portfolio Management Team von BB Medtech wird dabei an der bisherigen Anlagestrategie weitgehend festhalten.

Large Caps wie Medtronic oder Abbott bilden aufgrund ihres Produktportfolios und ihrer internationalen Absatzmärkte die Kernpositionen. Wachstumsstarke und innovative Mid Caps bilden die zweite grosse Säule der Portfoliostrategie. Diese Unternehmen werden im Mittelpunkt der anhaltenden Übernahmeaktivitäten stehen. Ein weiterer Investmentfokus liegt auf Unternehmen mit einem grossen und kontinuierlich wachsenden Umsatzteil in Schwellenländern, die bereits mehr als die Hälfte des globalen Wachstums für die Medizintechnik generieren.

Stefan Blum, Portfolio Manager
Marcel Fritsch, Portfolio Manager
Bellevue Asset Management AG

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