Biosimilars: Von der unperfekten Kopie zur perfekten Investition?

Eine Welle von Patentabläufen von Biotechnologie-Medikamenten verschafft in den kommenden Jahren den Herstellern von Biosimilars einen wahren Wachstumsschub. Lesen Sie, wie das Healthcare-Team von Bellevue Asset Management aus der Vielzahl der Spezialisten die richtigen Kandidaten fürs Portfolio herausfiltert. Bellevue Asset Management | 12.07.2016 10:08 Uhr
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die weltweit zunehmende Lebenserwartung stellt die Gesundheitssysteme vor vielfältige Herausforderungen. Die Prävalenz bestimmter Krankheiten wie Arthritis, Krebs, Diabetes, Hirnschlag, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer wird dauerhaft steigen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei biologisch hergestellten Medikamenten zu, die nicht nur die Symptome lindern, sondern an den molekularen Krankheitsauslösern im Organismus ansetzen. Die Krebsarzneien Rituxan, Avastin und Herceptin stehen an dieser Stelle stellvertretend für die aus Antikörpern und Proteinen gebildeten Wirkstoffe mit Milliardenumsätzen.

Aus Anlegersicht interessant ist, dass 2015 eine grössere Welle an Patentabläufen von Biotech-Substanzen startete, die etwa 2022 enden wird. Davon sind vor allem Arzneien gegen Autoimmunerkrankungen und Krebs betroffen. Die Nachahmersubstanzen von diesen Medikamenten, sogenannte "Biosimilars", ermöglichen allein in den USA innerhalb der nächsten zehn Jahre Einsparungen von USD 44 Milliarden im Gesundheitssystem. 

Regulatorische Aspekte

Herkömmliche Generika sind Kopien von Wirkstoffen mit einfachen Molekülstrukturen. Dementsprechend gering ist der Kostenaufwand für die Produktion und klinische Entwicklung. Ganz anders verhält es sich bei den Biosimilars. Diese bilden Proteine und Antikörper mit ihren komplexen Eiweissstrukturen nach. Wie die Bezeichnung Biosimilar nahelegt, ist eine identische Nachbildung aufgrund der Komplexität kaum möglich. Vielmehr geht es bei der Entwicklung von Biosimilars darum, bei der molekularen Struktur, der biologischen Aktivität und dem klinischen Wirkprofil eine hohe Ähnlichkeit zum Originalpräparat in Verbindung mit derselben Sicherheit zu erzielen.

Dementsprechend hoch sind die Anforderungen für eine Zulassung. Europa nimmt hier gegenüber den USA und dem Rest der Welt mit einem zeitlichen Vorsprung von fünf bis acht Jahren eine Vorreiterrolle ein. In Europa wurde das erste Biosimilar nach neuen regulatorischen Richtlinien im Jahr 2006 zugelassen und seither folgten 22 weitere. In den USA wurde das erste Biosimilar nach neuem Regelwerk demgegenüber erst im Jahr 2015 zugelassen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat 2010 die europäischen Richtlinien quasi vollständig übernommen. Letztendlich hat die Erfahrung gezeigt, dass sich regulatorische Anforderungsprofile mit den verbesserten technischen Möglichkeiten in der Analytik und Diagnostik vereinheitlichen und besser definieren lassen.

Komplexe Produktion

Ein wesentlicher Grund für die hohen regulatorischen Hürden ist die aufgrund ihrer komplexen Proteinstrukturen alles andere als triviale Produktion von Biosimilars. Jede Prozessstufe bringt hier ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Die Modifikation der Wirtszellen, die rekombinante Proteinproduktion und verschiedene Zelltechnologien wie Bakterien oder Hefe haben alle ihre eigenen Schwierigkeiten. Weitere Schritte sind die Herstellung in zertifizierten Bioreaktoren, die Aufreinigung der Proteine sowie zu guter Letzt die Formulierung der Endsubstanzen in Ampullen, Spritzen oder Fläschchen.

Fünf bis acht Jahre vergehen vom Beginn der Entwicklung bis zur Markteinführung von Biosimilars. Die entstehenden Kosten liegen zwischen USD 200 und 500 Millionen. Allein die Kosten für die Produktionsanlagen sind auf USD 50 bis 300 Millionen anzusetzen. Das Hochfahren der Produktion ist die Grundvoraussetzung für die eigentliche klinische Testphase, die zwischen 3.5 und 4.5 Jahre in Anspruch nimmt. Dazu kommen die eigentlichen Entwicklungskosten, die in Europa und den USA zwischen USD 150 und 200 Millionen liegen. Weil die Zellkulturen mit der Zeit ihre Charakteristik verlieren, ist eine kontinuierliche Überwachung der Produktionsanlagen unerlässlich. So kann das Qualitätsprofil des Krebsmittels Rituxan mehr als 200 Variablen umfassen. 

Obschon die Marketing- und Entwicklungskosten in der Regel teurer sind als bei herkömmlichen Generika, dürften die Biosimilarumsätze nachhaltiger als bei klassischen Generika ausfallen. Wenn Fachärzte, Krankenkassen und Patienten davon überzeugt werden können, dass die neuen biologischen Produkte dieselbe Wirkung mit derselben Sicherheit für die Patienten entfalten, haben die Anbieter gute Chancen auf ein lohnendes Geschäft. Am Ende gibt der Preis den Ausschlag. Hersteller müssen hier darauf bedacht sein, dass grössere Preisabschläge von 50% und mehr die eigenen Gewinne deutlich schmälern. Anreize für Versicherer und Hersteller bestehen, wenn sich über Exklusivverträge grosse Produktionsvolumina erzielen und Kosten einsparen lassen.

Wer setzt sich durch?

In der Summe lassen sich mit Biosimilars nachhaltigere Erlöse generieren als mit klassischen Generika, bei denen der Preis für ein Produkt nach Patentablauf aufgrund der Vielzahl an Wettbewerbern dauerhaft und kontinuierlich fällt. Bei den einzelnen Biosimilars werden am Ende die zwei bis drei Firmen, die zuerst den Sprung auf den Markt schaffen, den jeweiligen Markt unter sich aufteilen, im Einzelfall unter Mitbeteiligung des Originalpräparateherstellers. Das gilt umso mehr für Tenderverfahren, bei denen Versicherer bei der Kostenerstattung nach dem Motto "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" verfahren.

Das Marktpotenzial für Biosimilars ist enorm. Wegen den bevorstehenden Patentabläufen von Heilmitteln mit Milliardenumsätzen wie den Krebsmitteln Avastin und Herceptin oder den Rheumamedikamenten Humira und Enbrel ist zu erwarten, dass die eigentliche Wachstumsphase für Biosimilars erst ins Laufen kommt. So gehen Schätzungen des führenden Biosimilarherstellers Sandoz davon aus, dass sich die Umsätze mit Biosimilars zwischen 2015 und 2020 auf USD 14 Milliarden verzehnfachen werden. 

Das Feld an Interessenten, die in diesem lukrativen Markt mitmischen wollen, erweitert sich ständig. Auf globaler Ebene sind das internationale Pharmakonzerne, Biotech-Firmen und Generikahersteller. Dazu kommt insbesondere in den Schwellenländern eine Vielzahl von Spezialisten, die auf regionaler oder lokaler Ebene aktiv sind. Eine Reihe von Faktoren wird bestimmen, ob sich ein Biosimilaranbieter erfolgreich positionieren kann. Dazu zählen das Erreichen der technologischen Mindestanforderungen, eine kostengünstige Produktion, eine schnelle Einführung nach Patentablauf sowie eine gewisse kritische Marktmacht.

Biosimilars in den BB Adamant Healthcare-Portfolios

Bellevue hat sich mit ihren Fonds-Portfolios bereits für diesen Trend positioniert. Mit mehr als 30% aller Positionen kommt der BB Adamant Global Generics (ISIN B-EUR LU1318739486) auf die höchste Gewichtung an Biosimilars. Oliver Kubli, Lead Portfolio Manager, erläutert im aktuellen Video-Update die Anlagestrategie sowie Positionierung des Fonds. 

Mit etwa 20% sind auch Firmen mit Bezug zu Biosimilars in den Portfolios des BB Adamant Biotech (ISIN B-USD LU0415392322) und des BB Adamant Medtech (B-EUR LU0415391431) vertreten, wobei letztgenannter neben Unternehmen aus Europa und Nordamerika auch asiatische Firmen enthält. Der Lacuna BB Adamant Asia-Pacific Health (P-EUR LU0247050130) hält schliesslich ca. 25% an Biosimilarherstellern aus der Region. Für Investoren bietet dieser Mix an Fondsprodukten variable Opportunitäten, um am Wachstum des Biosimilarmarkts überdurchschnittlich zu partizipieren.

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